Transformation der IT

Lernen aus der Private Cloud

04.06.2015
Von 
Dr. Peter Samulat schreibt als Experte zu den Themen Wertbeitrag der IT (Business Value of IT), der IT-bezogenen Analyse von Business-Prozessen und zu benutzerzentrischen Kennzahlen. Er arbeitet im IT-Servicemanagement und ist CEO im Ingenieurbüro Samulat Hemme.
Nahezu alle Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, IT-Services aus der Cloud nutzen zu wollen - oder zu müssen. Aber wie kann diese Transformation der vielleicht bisher nur intern stehenden IT-Infrastruktur unterstützt werden? Ist es sinnvoll, zunächst an der eigenen, der „Private Cloud“ zu lernen?

"Digitalisierung ist ein Geschäft, das mutige, klare Entscheidungen verlangt. Nie war Schumpeters These der "schöpferischen Zerstörung" so aktuell wie in Zeiten der digitalen Transformation - auch wenn die IT-Branche lieber von "Disruption" spricht.

Erfahrungen aus der Private Cloud können bei einem Umstieg auf ein Hybridmodell oder eine externe Cloud von Nutzen sein.
Erfahrungen aus der Private Cloud können bei einem Umstieg auf ein Hybridmodell oder eine externe Cloud von Nutzen sein.
Foto: Filipe Frazao_shutterstock.com

Diese Transformation wird zunächst getrieben durch einen Hype, der eigentlich schon lange keiner mehr ist, sondern sich zum Stand der Technik entwickelt: die Cloud. Die heute geforderte Mobilität bedingt Cloud-Services und lässt viele bisher im eigenen Rechenzentrum geleistete IT-Dienste "nach außen" wandern. IT-Organisationen müssen schnell lernen, diese "Multi-IT-Provider"-Strukturen zu steuern (Abbildung 1).

IT-Organisationen müssen lernen, diese hybriden, zunehmend von externen IT-Dienstleistern dominierten, Umgebungen zu orchestrieren. Standardisierte Schnittstellen zu internen und externen IT-Providern müssen so durch ein zunehmend kleineres, aber hochspezialisiertes IT-Servicemanagement bedient werden, das in enger Zusammenarbeit mit Business und Unternehmenseinkauf zum "IT-Service-Broker" transformiert.

Grund für das alles ist die Transformation des Business vom "Traditional Mode" zum "Nonlinear Mode". An dieser Stelle wird auch gerne von der langsamen vs. der schnellen IT gesprochen, die die interne IT-Organisation vor neue Herausforderungen stellt. Sie müssen maximale Stabilität mit größter Flexibilität verbinden.

Verstärkt wird diese Tatsache durch das gestiegene Selbstbewusstsein der Fachbereiche. Sie treffen IT-Entscheidungen ohne die eigene IT und beziehen Leistungen von Anbietern außerhalb der Unternehmen. Da sind insbesondere die "Helden" in den Fachabteilungen, die sich in der IT besser auskennen als die IT-Organisation selbst und zu hause mit den neuesten Geräten und Gadgets hantieren. Diese Helden kommen nicht nur in technologielastigen Unternehmen vor, sie gedeihen in allen Branchen und Unternehmen jeder Größenordnung. Sie kennen sich in der IT aus der Pespektive des Konsumenten aus.

Abb. 1: Die Traditionelle IT-Organisation mit eigenem Rechenzentrum und externen Dienstleistern zu Beginn der Transformation.
Abb. 1: Die Traditionelle IT-Organisation mit eigenem Rechenzentrum und externen Dienstleistern zu Beginn der Transformation.
Foto: Dr. Peter Samulat

Die immer größer werdende Welt der externen Cloud-Anbieter höhlt die Exklusivität für die Leistungserbringung durch die eigene Mannschaft aus und bedient sich am Kuchen "IT-Budget". Obwohl es alles andere als trivial ist, Cloud-basierte Angebote zu offerieren, gelingt es den Dienstleistern immer besser, die Komplexität geschickt "zu verstecken".

Die Erkenntnisse sind für die Beteiligten schmerzhaft: Die IT-Abteilungen in den Unternehmen sind in der heute bekannten Form nicht überlebensfähig und gelten als Auslaufmodell. Ergänzend dazu muss festgestellt werden, dass eine Unternehmens-IT nach aktuellem Verständnis niemals ein zuverlässiger, rentabler und rechenschaftspflichtiger Service Provider sein kann.

Organizational Change

Interne IT-Organisationen werden sich damit abfinden, zunehmend mit den gleichen Maßstäben bewertet und gesteuert zu werden, wie sie auch für externe IT-Provider gelten. Neben einer erhöhten Verbindlichkeit in der Erbringung von IT-Services bedeutet dies Transparenz und ist die Voraussetzung für eine Vergleichbarkeit mit anderen Anbietern. Das offenbart Optimierungspotenziale - schafft aber auch Vertrauen in die Leistung der eigenen IT-Organisation.