IKEA kontrolliert sein Möbelholz via App
Jännsch spricht indes von einer differenzierten Positionierung BMCs und verweist auf eine treue Kundenbasis, die auch in einem zunehmend heterogeneren Umfeld an den BMC-Produkten festhält. Einer dieser Kunden ist Peter Zumbrink, Team Manager IT bei IKEA Deutschland. Der schwedische Möbelhersteller setzt seit 2000 auf BMC-Tools, räumt aber ein, in der IT-Infrastruktur einen schmerzhaften Spagat aushalten zu müssen.
In Sachen Multi Cloud geht es Zumbrink zufolge neben Kostenvorteilen vor allem darum, Innovationen voranzutreiben. Als Beispiel nennt der IKEA-Manager 3D-Modelle der Möbelprodukte, die inzwischen in Microsofts Azure-Cloud gerendert würden. Früher habe IKEA dafür eine eigene Server-Infrastruktur vorgehalten. Auch im Management der Kern-Ressource Holz setzt IKEA auf moderne Technik. Förster, die den eigenen Wald beaufsichtigen, können heute Fotos von Auffälligkeiten im Baumbestand direkt in eine App hochladen, die dann per Bilderkennung feststellen kann, ob es sich um eine Krankheit oder Schädlingsbefall handelt. Entsprechend schnell ließen sich Gegenmaßnahmen ergreifen.
Neben diesen Innovationen muss sich Zumbrink allerdings auch um einen in die Jahren gekommenen monolithischen Backbone kümmern, über den nach wie vor das Kerngeschäft von IKEA abgewickelt wird. Dieser basiert auf dem schon vor Jahren abgekündigten Betriebssystem OpenVMS. "Diesen Backbone bekommt man nicht in die Cloud", stellte Zumbrink klar. Also werde man damit weiterarbeiten. Ein Problem hat der IT-Manager damit nicht. Immerhin skaliere das Legacy-System nach wie vor zufriedenstellend. Die BMC-Tools, mit denen das IKEA-Backend verwaltet wird, zählt Zumbrink allerdings auch zur Legacy IT.
Wege aus der Customizing-Falle
Wie aufwändig der Weg aus einer solchen Legacy-Welt sein kann, schilderte Markus Steyerer vom Allgemeinen Rechenzentrum (ARZ), einem Service Provider für die Finanzbranche in Österreich. Nachdem man nach der Jahrtausendwende die eigenen Prozesse definiert hatte, sei man 2006/07 auf das BMC-Tool "Remedy" für das Management dieser Abläufe umgestiegen. Die wichtigste Prämisse lautete damals: Das Tool muss sich nach den zuvor definierten Prozessen richten. "Rückblickend war das ein Fehler", räumte Steyerer ein. Man habe in der Folge das ITSM-System ständig angepasst. Zum Schluss zählten die Verantwortlichen rund 1200 Customizings in dem Tool. Die Folge: Das System wurde zunehmend langsam und unflexibel. Zudem seien immer mehr Ressourcen erforderlich gewesen, um es am Laufen zu halten.
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Als ein Release-Wechsel anstand und eine Analyse ergab, dass dieser nur unter einem immensen zeitlichen Aufwand und mit externer Hilfe zu bewerkstelligen war, zogen die ARZ-Verantwortlichen die Reißleine. Parallel zum alten System führte Steyerer das neue Release auf der grünen Wiese ein - allerdings unter einem neuen Ansatz. Zunächst wurde geprüft, wie bestimmte Prozesse im Tool abgebildet werden. Entsprechend habe man die eigene Organisation darauf getrimmt, sich an dem durch das Management-Werkzeug vorgegebenen Standard zu orientieren.
Das habe zwar nicht zu 100 Prozent funktioniert. Mit nur rund 20 Customizings arbeite man heute aber ganz nahe am Standard, konstatierte der Manager. Die Vorteile liegen Steyerer zufolge auf der Hand: Neue Funktionen ließen sich zügig implementieren, die Releasezyklen hätten sich deutlich verkürzt, der Pflegeaufwand sei reduziert und die Abhängigkeiten von externen Dienstleistern seien geringer geworden. Allerdings, so rät Steyerer anderen Anwendern: "Am Standard zu bleiben, bedeutet kontinuierliche Arbeit."