Personaler, schaut hinter die Fassade!

Lassen Sie sich von Bewerbern nicht anlügen

28.07.2011
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Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.

Internet-Recherche

In vielen Fällen ist das Internet ein effektives Mittel, um zusätzliche Informationen über einen Bewerber zu erlangen. Gerade viele jüngere Menschen haben oftmals öffentliche Benutzerprofile auf Community-Seiten wie Facebook und studivz. Diese Seiten leben davon, dass junge Menschen dort ihr Privatleben, ihre Hobbys und Aktivitäten sowie ihren Freundeskreis in der Öffentlichkeit präsentieren. Hier können sich auch zukünftige Arbeitgeber informieren.

Häufig sind auf den Profilseiten auch zahlreiche private Fotos hinterlegt, die weitere authentische Eindrücke über den Kandidaten vermitteln. Vielen Nutzern solcher Websites ist überhaupt nicht bewusst, dass neben Bekannten und Freunden auch künftige Arbeitgeber Zugriff auf die Profile haben.

Der Betreiber von studivz.de hat die Gefahr bereits erkannt, dass Nutzer wegen solcher Bedenken keine Daten mehr zur Verfügung stellen. Ohne die Mitwirkung der Nutzer könnten solche Internetauftritte schließen. Daher findet sich in der AGB von studiVZ.de beispielsweise folgender Passus: "Nicht gestattet ist (…) die Verwendung der Daten eines Nutzers zum Zwecke der Personaldatenerhebung durch Arbeitgeber (…)."

Allerdings ist ein Betriebsinhaber zum Zeitpunkt des Bewerbungsverfahrens noch nicht Arbeitgeber des Bewerbers. Da Auslegungsschwierigkeiten in Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu Lasten des Verwenders gehen (§ 305c Abs. 2 BGB), kann gut vertreten werden, dass sich ein potenzieller Arbeitgeber sehr wohl über studiVZ.de informieren darf.

Doch auch außerhalb solcher Portale können im Internet viele Informationen zusammengetragen werden, und es ist oftmals erstaunlich, wo Menschen im Web überall Spuren hinterlassen haben, seien es alte eigene Websites, Vereinsauftritte, Beiträge in Diskussionsforen oder Zeitungsartikel. Hilfreich ist in dem Zusammenhang auch die Verwendung der sogenannten Phrasensuche.

Sucht man Otto Meyer bei Google, so werden alle Websites angezeigt, auf denen diese Schlagwörter vorkommen. Sucht man dagegen "Otto Meyer" in Anführungszeichen, werden nur Seiten angezeigt, bei denen Otto und als zweites direkt dahinter stehendes Wort Meyer angezeigt wird.

Fälschern auf der Spur

Digitale Bildbearbeitungsprogramme und Online-Bewerbungsverfahren, bei denen die erforderlichen Dokumente nur als Bilddatei versendet werden, sowie die Blauäugigkeit vieler Personalabteilungen machen es Hochstaplern leichter als je zuvor, Qualifikationen zu erfinden. Sich Originale von Urkunden vorlegen zu lassen ist im E-Mail-Zeitalter vielfach aus der Mode gekommen. Daher ist es möglich, Urkunden über Doktortitel, Diplome, Approbationen und Schulabschlüsse digital mit geringem Aufwand zu fälschen.

Um die Leistung zu erhalten, für die auch der Arbeitslohn bezahlt wird, und um eine Haftung gegenüber Dritten zu vermeiden, sollte jeder Arbeitgeber sich der Echtheit aller wichtigen Qualifikationszeugnisse versichern. Dazu ist es auch nicht notwendig, das Originalschriftstück in den Händen zu halten. Bereits eine beglaubigte Kopie, die von Gemeinden und öffentlichen Bildungseinrichtungen hergestellt werden kann, ist ausreichend. Solche beglaubigten Kopien können auch bedenkenlos per Briefpost verschickt werden.