Schwierige Kosten-Nutzen-Rechnung
Ende März 2006 wurde der Vertrag unterzeichnet, im April startete man bei Jobscout24 mit der on-demand-Lösung. "Am ersten August 2006 ging das System mit damals 50 Anwendern live", erzählt Knoch. Dabei erfolgte der Umstieg nicht etwa peu a peu, sondern, eher untypisch für die Branche, "auf einen Schwung und über das Wochenende": in allen Abteilungen und mit allen Funktionalitäten. "Am Montag haben alle mit dem System gearbeitet: Vertrieb, Marketing, Kundenservice und IT." Und trotz dieses ungewöhnlichen "Bigbang" gab es keine Probleme.
"Natürlich gab es anfangs intern Sicherheitsbedenken", gibt Knoch zu. Doch der CRM-Leiter hatte sich im Vorfeld ausgiebig mit dem Thema beschäftigt und konnte die Kollegen beruhigen. Seine Meinung: "Wenn ich mir die Datenhaltung bei Salesforce anschaue und das vergleiche mit den Möglichkeiten, die so kleine Mittelständler wie wir haben, dann können wir da nicht mithalten."
Allerdings gestaltete sich die Kosten-Nutzen-Rechnung schwierig. "Der RoI in diesem Fall ist Zahlenjongliererei", meint Knoch. Natürlich erschienen monatliche Nutzungsgebühren erstmal teurer als die Kosten für eine inhouse-Lösung. "Aber was häufig nicht in den Berechnungen mit berücksichtigt wird, sind die Einsparungen bei der Hardware-Infrastruktur; zudem entfallen die internen Wartungskosten, die wir früher mit dem Client/Serversystem für unsere Datenbank- und Applikationsserver aufbringen mussten." Rechne man das alles mit hinein, so sei zwischen alter und neuer Lösung finanziell kein großer Unterschied zu verzeichnen.
Heute arbeiten 82 aktive Anwender mit der Lösung. "Jetzt sind wir flexibel und können schnell agieren. Wir haben den Vorteil, dass wir in kürzester Zeit andere an unsere Geschäftsprozesse anbinden können", sagt Knoch. Er nennt ein Beispiel: "Wir haben freitags eine neue Kooperation geschlossen, und wir konnten am Montag mit einem Web-Front-end für den Kooperationspartner starten. Unsere Prozesse liefen einfach im System darüber, ohne da großartig externe Partner mit rein nehmen zu müssen. Und die Performance mit der on-demand-Lösung ist besser als früher mit Servern, die im eigenen Haus standen."
Software as a Service bleibt Thema bei Jobscout24. Es wurden in letzter Zeit bereits Erweiterungen, darunter eine Umfragelösung, über die Appexchange-Plattform von Salesforce integriert. Der Ausbau geht weiter. "Durch die force.com-Plattform haben wir gute Möglichkeiten, das eigentlich als CRM gestartete System weiterzuentwickeln." Beispielsweise werde das komplette Antragswesen jetzt über die force.com abgewickelt. "Mit CRM hat das nicht mehr viel zu tun", sagt Knoch. Man nutze vielmehr die "Platform as a service", weil Jobscout24 von Performance und Nutzerfreundlichkeit überzeugt sei.
Es gibt jedoch in Sachen SaaS auch Einschränkungen: "Nach wie gibt es geschäftskritische Bereiche, für die bei Jobscout24 gemietete und über das Web bezogenen Lösungen tabu sind", weiß Knoch. Dabei gehe es weniger um die Technik, sondern eher um die Abhängigkeit von einem Hersteller. "Ich teile diese Bedenken in Hinsicht auf eingeschränkte Flexibilität nicht, doch ich kann sie verstehen", sagt der CRM-Leiter.
So funktioniert der Umstieg
Für Anwender, die den Umstieg auf eine Mietlösung in Erwägung ziehen, hat Christoph Knoch, Leiter CRM bei Jobscout24, folgende Tipps:
Man sollte
1. …sich vorher Gedanken über die Prozesse machen. Gescheiterte CRM-Projekte kommen dann zustande, wenn man Prozesse an das System anpasst. Die richtige Reihenfolge: Das System muss die Prozesse im Unternehmen abbilden.
2. …auf die Nutzer hören: Wie arbeiten sie? Was wünschen sie sich und was nervt sie? Denn der Abteilungsleiter ist einfach nicht so im Tagesgeschäft drin.
3. …Testläufe fahren, um herauszufinden, ob das System den Anforderungen gerecht wird.
4. …auf die Qualität des Implementierungspartners achten.