Volkswagen CIO fordert Open-Source-Algorithmen
Bei der Konzernmutter Volkswagen spielt künstliche Intelligenz schon seit geraumer Zeit eine wichtige Rolle. CIO Martin Hofmann spricht von "Augmented Intelligence" und meint damit den KI-Einsatz im Unternehmenskontext. So könnten KI-Systeme etwa helfen, komplexe Situationen zu bewerten, wie sie beim autonomen Fahren auftreten. In der Fahrzeugproduktionen ließen sich KI-Systeme zur Erkennung von Mustern in sehr großen Datenbeständen einsetzen. Volkswagen nutze solche Fähigkeiten etwa in der Fahrzeuglackierung, um frühzeitig Anomalien zu entdecken und die Qualitätssicherung zu verbessern.
Der Volkswagen-Konzern betreibt in Sachen KI auch Grundlagenforschung, wie Hofmann berichtet. Im Bereich der angewandten KI hat das Unternehmen unter anderem den "Procurement Bot for Sourcing" entwickelt. Der intelligente Assistent soll den Einkäufer in "digitalen Preisverhandlungen" mit Zulieferern unterstützen. Der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung sieht den Bot dabei nicht. Volkswagen nutzt dazu mehrere Technologien, darunter Natural Language Processing (NLP) und neuronale Netzwerke.
Den "Turbolader" für die weitere Entwicklung der KI in der Praxis sieht der CIO in der Kombination von Machine Learning, Cloud-Plattformen und Quanten-Computing. Was daraus entsteht, nennt er "Quantum Machine Learning". Neuronale Netze könnten damit wesentlich schneller dazulernen und völlig neue Anwendungsfelder eröffnen; Data Sets ließen sich künstlich erzeugen und Machine-Learning-Algorithmen könnten automatisch generiert werden. Volkswagen kooperiert dazu unter anderem mit Google und dem Quantencomputer-Spezialisten D-Wave.
Unterm Strich biete die Automotive-Branche perfekte Bedingungen für angewandte KI, resümiert Hoffmann. Für den praktischen Einsatz brauche es allerdings Regeln. Nach seiner Auffassung sollten beispielsweise Machine-Learning-Algorithmen allen zugänglich sein, ganz besonders in den für Menschen kritischen Bereichen wie autonomes Fahren. Das funktioniere nur, wenn die Algorithmen nach einem Open-Source-Modell offengelegt würden.
IT-Transformation beim Zulieferer Visteon
Nicht nur die im Branchenjargon OEMs genannten Autobauer, auch die Zulieferer setzen auf KI-Technologien. Zu den größten weltweit gehört die amerikanische Visteon Corp., die im Jahr 2000 aus der Ford Motor Company ausgegliedert wurde. CIO Raman Mehta sieht die IT als Innovationstreiber und hat ein umfassendes Transformationsprojekt angestoßen. Die Konvergenz von künstlicher Intelligenz, 5G und Cloud Computing eröffne Visteon neue Chancen.
Um die vielfältigen Herausforderungen meistern zu können, müsse sich die interne IT nicht nur in technischer Hinsicht wandeln, so der Manager. So gelte es zunächst, die richtigen Skills aufzubauen, vor allem in Schlüsselbereichen wie Big Data / Analytics und künstlicher Intelligenz. Ebenso wichtig sei das "Engagement" der ITler, sprich die Bereitschaft, sich viel intensiver mit Kollegen aus den Fachabteilungen auszutauschen. Geht es um die Innovationsfähigkeit, sollte die IT sich nicht scheuen, State-of-the-Art Technologien der Cloud-Provider in Anspruch zu nehmen. Visteon verfolge auch aus diesem Grund eine konsequente Cloud-Strategie.
Auch Mehta nennt eine Reihe von Anwendungsfeldern, in denen KI-Techniken zum Einsatz kommen. Dazu gehören etwa automatisierte, sich selbst "heilende" Software-Tools. Sie könnten beispielsweise im Bereich Service Desk dazu beitragen, die Anzahl der Calls zu reduzieren. Auch klassische IT-Infrastruktur-Komponenten wie Server, Storage oder Netzwerke ließen sich mit intelligenten und selbstlernenden Systemen effizienter und sicherer nutzen.