(Rechts-)Sicher im Homeoffice arbeiten
Die Frage nach virtuellen Konferenzen ist nur eine Herausforderung. Nach einigen Tagen Heimarbeit kristallisiert sich schnell ein weiteres Problem heraus: Wie ist mit Dokumenten zu verfahren, die einer handschriftlichen, persönlichen Unterschrift bedürfen? Hier bietet sich eine elektronische Signatur an. Neben dem oben bereits erwähnten Docusign-Angebot der Telekom offeriert der nordrhein-westfälische Softwareanbieter d.velop die App "d.velop sign" für qualifizierte gesetzeskonforme elektronische Signaturen. Unternehmen dürfen die App zwei Monate lang kostenlos nutzen. Damit ist es möglich, etwa Verträge oder Rechnungen rechtswirksam in der Cloud zu unterzeichnen. Das Paket "Free for 8 weeks" findet sich im Store des Anbieters und soll im Zeitraum von acht Wochen bis zu 500 Signaturen ermöglichen.
Mit den unterschiedlichen kostenlosen Tools lässt sich zwar ohne großes Budget ein Homeoffice mit Software ausstatten, doch diese Vorgehensweise hat einen Nachteil: Die User müssen sich an den unterschiedlichsten Applikationen mit verschiedenen Passwörtern anmelden. Mal sind dabei Sonderzeichen gefordert, mal verboten, mal dürfen deutsche Umlaute genutzt werden, mal nicht. Die Konsequenz sieht dann meist so aus: Entweder wird ein relativ schwaches Standardpasswort für alle Apps geschrieben, oder die Passwörter werden auf einem Blatt Papier neben dem Rechner aufgeschrieben.
Noch bequemer ist natürlich gleich die Speicherung in einer Datei auf dem Rechner. Vorgehensweisen, bei denen natürlich den Security-Verantwortlichen alle Haare zu Berge stehen. Doch wie sollen sie auf die Schnelle für diese vielen neuen Applikation, die zudem wohl nur über einen begrenzten Zeitraum genutzt werden, ein sicheres Single Sign On (SSO) realisieren?
In diese Bresche springt der Anbieter Okta, ein auf Identity-Management-Lösungen spezialisiertes Unternehmen. Der Anbieter stellt Unternehmen für sechs Monate seine Produkte für Single Sign On und Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) kostenlos zur Verfügung. Das kostenlose Produktpaket umfasst die SSO- und MFA-Dienstleistungen für fünf Anwendungen, wobei unter 6.500 vorintegrierten Anwendungen gewählt werden kann. Ferner ist eine Anbindung an Directories wie AD oder LDAP möglich. Des Weiteren lässt sich mit Okta Verify OTP - einem mobilen Authenticator für MFA - eine weitere Sicherheitsebene aufbauen.
Langwierige Installationsarbeiten fallen dabei laut Okta nicht an, da das Angebot des Unternehmens über die eigene Identity Cloud gehostet werde. Zum Zugriff auf die Kostenlosvarianten hat das Unternehmen eine eigene "Emergency-Remote-Work"-Webseite eingerichtet. Unter dem Stichwort "Remote Working Toolkit fürs Home Office" hat Okto zudem ein Angebot aus verschiedenen kostenlosen Testversionen aus Bereichen wie Video-/Audio-Konferenzen, Dokument-Kollaboration, Chat-Kollaboration und VPNs zusammengestellt.
Wem dies immer noch zu viel Aufwand ist, der sollte seine User zumindest dazu anhalten, einen Passwort-Manager zu verwenden, bevor die Kennwörter ungeschützt auf dem Rechner liegen. Hierzu hat etwa 1Password die Beschränkung seiner Testversion von 30 Tagen auf sechs Monate heraufgesetzt.
Der Trend zum Arbeiten im Homeoffice ist leider auch an den Cyber-Kriminellen nicht spurlos vorbeigegangen. Ganz im Gegenteil, sie wittern Morgenluft und konzentrieren sich auf Homeoffice-Angriffe, statt die Unternehmen direkt zu attackieren. So warnten unter anderem bereits der IT-Branchenverband Bitkom sowie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vor möglichen Sicherheitsrisiken und Angriffen auf Mitarbeiter und IT-Systeme im Homeoffice. Der Tenor ist dabei eindeutig: Mobile, häusliche Arbeitsplätze erfüllen in den meisten Fällen nicht die Anforderungen an eine sichere IT-Infrastruktur, wie sie üblicherweise im Unternehmensumfeld etabliert ist.
Auf diese Situation haben zahlreiche Anbieter von Security-Lösungen reagiert. So stellt etwa Cisco drei Sicherheitstechnologien kostenlos zur Verfügung, die zum Schutz von Heimarbeit-Szenarien oder verteiltem Arbeiten geeignet sind. Dabei handelt es sich um Cisco AnyConnect Secure Mobility Client, Cisco Umbrella sowie Duo Security. AnyConnect ermöglicht die Einwahl von überall remote per VPN mit mobilen Endgeräten. Der Umbrella soll dagegen Nutzer vor böswilligen Links und Webseiten schützen. Duo Security ist wiederum eine erweiterte Multifaktor-Authentifizierungs-Lösung. Bei allen drei Lösungen dürfen bestehende Kunden ihr Benutzerlimit überschreiten, heißt es. Neue Kunden können laut Cisco auf eine kostenlose Lizenz zugreifen.
Gratis-Security für öffentliche Institutionen
Der russische Sicherheitsanbieter Kaspersky unterstützt Gesundheitseinrichtungen in den nächsten sechs Monaten mit kostenlosen Security-Lösungen. Dazu stellt das Unternehmen die Lösungen Kaspersky Endpoint Security Cloud Plus, Kaspersky Security for Microsoft Office 365, Kaspersky Endpoint Security for Business Advanced und Kaspersky Hybrid Cloud Security zur Verfügung. Weitere Informationen hierzu finden interessierte Institutionen im Blog des Unternehmens.
Einen kostenlosen Schutz vor DDoS-Attacken bietet der IT-Sicherheitsanbieter Link11 öffentlichen Gesundheitseinrichtungen, Behörden sowie Bildungsträgern bis September 2020 an. Der Cloud-basierte DDoS-Schutz nutzt Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, Automatisierung und Echtzeiterkennung, um die Cyber-Resilienz von IT-Infrastrukturen und Applikationen zu stärken. Für mehr Informationen zum kostenlosen DDoS-Schutz bittet das Unternehmen hier um eine Kontaktaufnahme.
In der Krise hat auch der japanische Sicherheitsanbieter Trend Micro ein Gratisangebot aufgesetzt. Das Unternehmen offeriert seine Sicherheitslösung Maximum Security ab sofort für sechs Monate kostenlos, damit Firmen sie zum Schutz der oft nun für die Heimarbeit eingesetzten privaten Rechner einsetzen können. Interessierte finden hier zu dem Angebot.
Zahlreiche Mitglieder des Bundesverbands IT-Sicherheit e.V. (TeleTrusT) haben sich ebenfalls entschlossen, Unternehmen und Anwendern während der Corona-Krise kostenlos zu helfen. Das Portfolio der Mitglieder reicht dabei von der Fernberatung über Remote-Authentifizierung, Sicherheits-Software, Cloud-Speicher bis hin zu Fernwartungs-Software. Die fast 30 unterschiedlichen Angebote hat der Verband hier auf einer eigenen Webseite zusammengefasst.
Kostenloser Cloud-Speicher fürs Business
Dokumente kostenlos in der Cloud speichern können Anwender etwa bei der Cloud-basierten Content-Management-Plattform Box. Der Anbieter offeriert hier eine kostenlose Version für 90 Tage. Grundsätzlich kostenlos sind bei Dropbox die Basic- bzw. Free-Variante. Allerdings stehen hier dem User nur 2 GB an Speicherplatz zur Verfügung. Das Angebot dürfte sich also nur als Notnagel eignen. Allerdings kann auch die Unternehmensvariante Dropbox Business gratis 30 Tage genutzt werden.
Der Nürnberger Softwarehersteller OwnCloud hat die Zahl der Mindestnutzer für seine Enterprise- sowie die Standard Edition von 50 auf 25 Nutzer gesenkt. Damit soll auch kleineren Unternehmen ein Umstieg zu OwnCloud erleichtert werden. Die Software kann lokal auf einem eigenen Server eingerichtet werden, um dann darüber die vielerorts dringend benötigten Collaboration-Dienste anzubieten.
Für die entsprechende kostenlose Testversion haben die Nürnberger die Laufzeit von 30 auf 90 Tage erhöht. Die Online-Version davon ohne eigene Server kann 14 Tage für lau genutzt werden. Der Hersteller hat darüber hinaus - wie unsere Kollegen von Channelpartner berichten - nach eigenen Angaben seine Zahlungsmöglichkeiten angepasst, um die IT-Budgets gefährdeter Firmen nicht übermäßig zu belasten.
Neben einem Angebot für Click&Talk-Videokonferenzen offeriert A1 Digital Unternehmen auch bis 30. Juni gratis Cloud-Kapazitäten. Die Bereitstellung erfolgt über die Lösung "Exoscale powered by Lenovo". IT-Firmen, die diese gratis Leistungen für ihre Kunden in Anspruch nehmen möchten, sollen sich laut A1 Digital direkt bei den Distributoren Bytec, Ingram Micro und TIM melden.
Ebenfalls bis zum 30. Juni kann die OfficeMaster Suite 7DX des Berliner UC-Anbieters Ferrari Electronics kostenlos genutzt werden kann. Für eine kostenfreie Testlizenz mit den Funktionalitäten Fax, NGDX und Voicemail müssen sich die Unternehmen lediglich auf dem Serviceportal des Herstellers registrieren.