Für Intel sah es in letzter Zeit nicht gut aus: Aktienportalen wie aktien.guide zufolge verbuchte der Chipbauer bei wichtigen Kennzahlen eine negative Entwicklung, während KI-Chip-Rivale Nvidia mit Wachstumszahlen im dreistelligen Prozentbereich punkten konnte. So schrumpfte etwa Intels Gewinn im Jahresvergleich um 79 Prozent, während Nvidias Profit um 581 Prozent stieg.
Intel unter Druck
Dementsprechend groß ist der Druck auf den Konzern, in Sachen KI endlich ein überzeugende und vor allem Geld bringende KI-Story zu präsentieren. Auf seiner Kunden und Partnerkonferenz Intel Vision 2024 versucht der Chipbauer dies nun mit einer umfassenden KI-Strategie für Unternehmen. Diese Strategie basiert auf neuer KI-Hardware sowie einem offenen, skalierbaren KI-Ökosystem.
Mit Blick auf diese Neuerungen warb Intel-CEO Pat Gelsinger auf der Vision 2024 bei Kunden und Analysten um Zuversicht: "Die Innovation schreitet in einem noch nie dagewesenen Tempo voran. Alles wird durch Silizium ermöglicht - und jedes Unternehmen wird sich schnell zu einem KI-Unternehmen wandeln. Und wir bringen KI in alle Bereiche des Unternehmens, vom PC über das Rechenzentrum bis hin zum Edge." Und mit Blick auf die Hardware meinte Gelsinger: "Unsere neuesten Gaudi-, Xeon- und Core-Ultra-Plattformen bieten ein umfassendes Paket flexibler Lösungen, die auf die sich ändernden Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten sind und immense Chancen für die Zukunft bieten."
Mit Gaudi 3 gegen Nvidia Hopper
Eine dieser Zukunftshoffnungen ist der neue KI-Beschleuniger-Chip Gaudi 3, den das Unternehmen erstmals als Muster im Dezember 2023 zeigte. Selbstbewusst verspricht Intel, dass Gaudi 3 für Unternehmen, die GenAI in großem Maßstab einsetzen wollen, einen bedeutenden Sprung bei KI-Training und Inference liefern. Dazu warte Gaudi 3 mit viermal mehr KI-Rechenleistung für BF16 und einer 1,5fach höheren Speicherbandbreite als sein Vorgänger auf.
Ein starker Papiertiger
Zumindest auf dem Papier liest sich das Potenzial des Gaudi 3 super. So soll er kosten- und energieeffizienter als sein Vorgänger sein. Und last, but not least: Er soll endlich Nvidias H100-KI-Chip Paroli bieten. Intel gibt an, dass Gaudi 3 im Vergleich zum H100 mit einer durchschnittlich 50 Prozent schnelleren Einarbeitungszeit für Llama2-Modelle mit 7B und 13B Parametern und das GPT-3-Modell mit 175B Parametern aufwarte. Ferner übertreffe der Inferenzdurchsatz des Intel Gaudi 3-Beschleunigers den H100 im Durchschnitt um 50 Prozent. Und bei der Inferenz-Energieeffizienz sei Intels jüngster KI-Spross im Durchschnitt bei den Llama-Modellen mit 7B und 70B Parametern und dem Falcon-Modell mit 180B Parametern um 40 Prozent besser.
Gaudi 3 - eine Enttäuschung?
Allerdings haben Intels Performance-Angaben zu dem neuen KI-Beschleunigerchip, der ab dem zweiten Quartal 2024 OEM-Herstellern wie HPE, Lenovo oder Supermicro zur Verfügung stehen soll, einen Schönheitsfehler. Intel vergleicht Gaudi 3 nämlich lediglich mit dem H100 Hopper, der bei Nvidia bereits als Auslaufmodell gilt.
Im zweiten Halbjahr will Nvidia mit dem im März vorgestellten B100 Blackwell den Nachfolger des H100 liefern. Der im 3-Nanometer-Prozess gefertigte Chip (Intel verwendet für Gaudi 3 5nm) soll etwa ein Viertel des Stromverbrauchs eines H100 aufweisen. Und während für das Training des gesamten ChatGPT 8.000 Hopper-Chips drei Monate benötigten, würde nun 2.000 Blackwell-Chips den Task erledigen. Damit könnte es also mit Intels propagierten Leistungsvorsprung für Gaudi 3 bald vorbei sein.