Mercedes-Benz setzt schon länger auf Machine Learning und klassische KI. Doch jetzt kommt bei Ihnen auch Generative AI zum Einsatz, etwa in der MO360-Produktionsumgebung. Worum geht es da genau und inwieweit verändern sich damit die Job-Profile der Mitarbeiter?
Jan Brecht: Mit der Digitalisierung und dem zunehmenden Einsatz leistungsfähiger KI-Systeme verändern sich bei Mercedes-Benz Jobprofile - in der Produktion und in der Verwaltung. KI soll den Arbeitsalltag der Beschäftigten verbessern und erleichtern. Durch neue digitale Tools werden zum Beispiel Produktionsmitarbeitende weiter befähigt, Prozesse und auch das Qualitätsmanagement nachhaltig zu optimieren.
Ihr Unternehmen hat die Qualifizierungsinitiative Turn2Learn gestartet. Welche KI- beziehungsweise Digitalisierungs-Skills werden den Mitarbeitern dabei gelehrt?
Jan Brecht: Turn2Learn, eine Initiative unseres HR-Bereichs, legt einen gezielten Schwerpunkt auf Digitalisierung und KI. Das Angebot reicht von KI und maschinellem Lernen für Einsteiger über den Lernpfad "Prompt Engineering" bis hin zu Trainingsangeboten zu Programmiersprachen wie Python, Deep Learning/neuronale Netze, Reinforcement Learning, robotergesteuerte Prozessautomatisierung und Natural Language Processing.
Insgesamt haben die Beschäftigten Zugriff auf mehr als 40.000 Kurse zu Daten- und KI-Qualifizierungen auf verschiedenen externen Lernplattformen. Außerdem haben wir in der IT die Initiative "Best Team" gestartet, weil unser größtes Kapital die Menschen sind. Deshalb ist es für uns von großer Bdeutung, die besten Mitarbeiter zu gewinnen, zu halten und ihnen zu ermöglichen, ihr individuelles Potenzial voll auszuschöpfen.
KI-Qualifizierung der Mitarbeiter
Qualifiziert Mercedes nur die in der Produktion beschäftigten Mitarbeiter oder auch Office-Worker?
Jan Brecht: Wir investieren in allen Bereichen des Unternehmens in die Entwicklung digitaler Kompetenzen. Egal ob Kolleginnen und Kollegen aus der Produktion oder der Verwaltung, alle benötigen entsprechendes Wissen und neue Fertigkeiten, um KI-Anwendungen effektiv im eigenen Arbeitsalltag einzusetzen. In zwei Pilotprogrammen bilden wir derzeit bereits mehr als 600 Beschäftigte aus allen Bereichen des Konzerns gezielt zu Daten- und KI-Fachkräften weiter.
Momentan wird viel darüber diskutiert, ob Generative AI zu Stellenstreichungen führen wird. Was erwarten Sie?
Jan Brecht: Welche Auswirkungen die zunehmende Digitalisierung und besonders generative KI auf das zukünftige Arbeitsleben haben werden, können wir heute natürlich noch nicht mit Sicherheit sagen. Was aber klar ist: die Arbeitsweisen werden sich ebenso verändern wie die Jobprofile selbst. Deshalb ist Qualifizierung der Schlüssel für die erfolgreiche Transformation.