Softwareentwickler

Kaum Schnittstellen zur Offline-Welt

14.07.2008
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Eltern frustriert über Computerspiele ihrer Kids

Viele angehende Informatiker geraten nicht erst im Studium in die kommunikative Isolation. Schon zu Schulzeiten treiben sie sich stundenlang in virtuellen Welten herum und ernten dafür oft Kritik in der Familie: "Als ich in deinem Alter war, habe ich mich mit Freunden an der Ecke getroffen, um gemeinsam was zu unternehmen, aber du sitzt nur vor dem grauen Kasten", tadeln Eltern ihre Zöglinge. An Schulen fristet der IT-Nachwuchs ebenfalls ein kümmerliches Dasein, es sei denn, engagierte Lehrer lenken die technischen Talente in vernünftige Bahnen, so dass auch die Soft Skills nicht zu kurz kommen.

Und hat sich der Hoffnungsträger erst einmal an der Hochschule immatrikuliert, wird er ganz von der rein fachlichen Ausrichtung der Informatik in Beschlag genommen. Selbst in Sommercamps, eigentlich Synonym für Laissez-faire und Spaß, wird der Nachwuchs ausschließlich technisch gefordert.

Kommunikation ist das A und O

Beispiel Uni Saarbrücken: Für das fünftägige Camp "Entfesselte Automaten" mit fünf Wissenschaftlern im September werden 30 Studenten als Teilnehmer gesucht. Selbstverständlich sollten Informatiker wissen, wie man Echtzeit-Systeme steuert, biotechnische Prozesse regelt und Sensornetzwerke koordiniert. Aber dass Kommunikation vor allem eine nichttechnische Aufgabe ist, spiegelt sich in dem Programm nicht wieder.

Spucken die Unis ihre Experten dann aus, hat sich deren Sozialisation als Nachfahren Daniel Düsentriebs bereits manifestiert. Viele verständen sich als "Künstler", berichtet Heinemann. Codes knacken, Bugs entlarven, Chips tunen - das ist ihr Metier. Doch beim Einstieg ins Berufsleben ist es aus mit der Herrlichkeit. Professorin Heinemann berichtet von den Erfahrungen eines Lufthansa-Managers, der junge Informatiker gebeten hatte, am Flipchart zu erläutern, was sie unter Projekt-Management verstehen. Was folgte, war das reinste Gestammel. "Die jungen Leute mögen zwar am Computer wahre Genies sein", sagte der LH-Mann, "für den Vertrieb eignen sie sich aber nicht."

Niemand erwartet, dass gerade Informatiker sich zu Spitzenverkäufern entwickeln. Von Softwareentwicklern kann dies erst recht nicht verlangt werden. Dennoch müssen auch sie im Gespräch mit Geschäftspartnern, Kollegen und Kunden bestehen. Zudem ist Programmieren immer mehr durch Teamarbeit geprägt. "Entwickler müssen aktiv zuhören, vernetzt denken, Fragetechniken beherrschen, nachhaken und dranbleiben", beschreibt Heinemann das Anforderungsprofil.

"Kommunikationsfähigkeit ist uns sehr wichtig, wenn wir Bewerber auswählen", bestätigt Avira-CIO Schiffert. Davon, wie gut sich die jungen Leute verständigen, hängt der gesamte Entwicklungsprozess ab: "In jedem Review-Meeting muss der Entwickler seinen Ansatz vortragen, rechtfertigen und mit Verbesserungsvorschlägen konstruktiv umgehen können."