Big-Data-Backup in der Cloud
Eine weitere Parallele zur Luft- und Raumfahrt: Sicherheitsdenke kommt vor Kostendenke. Trotzdem gelten die Anstrengungen natürlich vornehmlich dem Erfolg. Über die rund ein Dutzend Monitore an den Kommandoständen der Teams flimmern während der Rennsessions Statistiken und Daten. Deren eigentliche Verarbeitung findet allerdings im Hintergrund statt. Eine Wand aus Bildschirmen und Rechnern bildet die Rückseite der Team-Garage, direkt dahinter sind die Anhänger zweier Sattelschlepper angedockt.
Ein eigener Notstromkreis ist in diesen IT-Zentralen der Formel 1 ebenso unabdingbar, wie ein Backup aller Daten in der Cloud. "Man kann Bernie Ecclestone nicht bitten, das Rennen für fünf Minuten zu unterbrechen, weil der Server down ist", erklärt Pat Symonds, Technikchef beim Team Williams Martini Racing. Der größte "Feind" der IT an der Rennstrecke ist übrigens nicht Hitze oder Feuchtigkeit, sondern Kohlefaserstaub. Dieser entsteht zum Beispiel bei einem Bremsvorgang und ist folglich allgegenwärtig in den Team-Garagen der Formel 1. Das Problem: Der Kohlefaserverbundwerkstoff besitzt eine hervorragende elektrische Leitfähigkeit, weswegen Schaltkreise und Gehäuse sämtlicher technischer Geräte gründlich isoliert werden müssen.
Per Supercomputing zum Rennsieg
Die Formel 1 verströmt heutzutage jede Menge Glitzer und Glamour, doch die Entscheidung über Sieg oder Niederlage in der Königsklasse des Motorsports fällt im "Schattenreich" der Team-Garagen. Während der Rennen sitzen IT-Expertenteams in Containern vor den Bildschirmen. Es sind hauptberufliche Kontrollfreaks, die die Formel 1 zum Überwachungsstaat machen. Ob die F1-IT-Spezialisten deswegen auch in den Rekrutierungs-Fokus der NSA rücken, ist nicht bekannt.
Die Armee der Rechner in den Team-Garagen ist mit rund einem Kilometer Kabel vernetzt und die riesigen Antennen die aus den Renn-Trucks ragen, zeugen von der digitalen Nabelschnur an der der Formel-1-Zirkus hängt: Egal ob in Australien, Brasilien oder in Österreich gefahren wird - die Daten erreichen in Sekundenbruchteilen die Rennfabriken in der Heimat, wo sie in der Regel von einem Supercomputer weiterverarbeitet werden. So fährt eine ganze Kommandozentrale bei jedem Grand Prix mit und gibt häufig auch die Taktik aus der Ferne vor. Das Schweizer Sauber-Team fährt im Rennen zwar selten um den Sieg, gehört aber zur Spitze, was IT angeht. Im Zürcher Oberland steht der Supercomputer der Schweizer: Albert 3. Dieser bringt es im Jahr 2009 auf ein Gewicht von 38 Tonnen, einen circa 8500 GB fassenden RAM und stellt eine Maximalleistung von 57,7 Teraflops zur Verfügung. Der Supercomputer wird kontinuierlich weiterentwickelt: Im Frühjahr 2015 konnte das Sauber-Team in Zusammenarbeit mit dem Hewlett-Packard High Performance Competence Center in Grenoble ein zusätzliches Cluster für den Fahrzeugbau hinzufügen - ausgestattet mit Bladeservern der neuesten Generation (Gen9). Und das alles für zwei Rennwagen.