4. Zuwanderung attraktiver machen
Dem Branchenverband zufolge sind zuletzt bereits jährlich etwa 13.000 ausländische Fachkräfte aus der EU und anderen Ländern in IT-Berufe zugewandert. Als Resultat des reformierten Fachkräfteeinwanderungsgesetzes werde erwartet, dass pro Jahr weitere 4.000 IT-Fachkräfte aus Drittstaaten außerhalb der EU nach Deutschland kommen.
Ein ähnlicher Anstieg müsse auch für EU-Staaten erreicht werden. "Wir werden mit dem inländischen Potenzial und der bisherigen Zuwanderung die IT-Fachkräftelücke nicht schließen können", betonte Wintergerst. Der Bitkom plädiert daher dafür, die Ausländerbehörden zu Willkommensagenturen umzubauen, das internationale Marketing für den IT-Standort Deutschland zu verstärken und die Einwanderung deutlich zu entbürokratisieren und zu beschleunigen, etwa durch eine umfassende Digitalisierung der Verfahren. Nach Bitkom-Berechnungen könnten so bis 2040 insgesamt etwa 321.000 zusätzliche Fachkräfte aus Drittstaaten und der EU nach Deutschland kommen.
"Es fehlt eine ambitionierte Gesamtstrategie"
Würden alle Maßnahmen kurzfristig angegangen, so ließe sich die Fachkräftelücke in der IT bis 2040 auf 17.000 reduzieren und damit praktisch schließen, rechnete der Branchenverband vor. "Der Fachkräftemangel ist kein Naturereignis. Seit Jahren diskutieren wir über den Fachkräftemangel in der IT und starten einzelne Projekte. Woran es fehlt, ist eine ambitionierte Gesamtstrategie. Sie muss jetzt kommen", erklärte Bitkom-Präsident Wintergerst.
Relativ kurz kam in den Ausführungen des Branchenverbands der Blick darauf, welche Auswirkungen Technologien wie Cloud und insbesondere künstliche Intelligenz auf den künftigen Bedarf an IT-Fachkräften haben. So wachsen aktuell angesichts der rasanten Fortschritte im Bereich (generative) KI die Bedenken, dass mit der Technologie zahlreiche Tätigkeiten automatisiert werden können.
"Es handelt sich bei den Zahlen um eher konservative Berechnungen. Allein wenn man die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung betrachtet, ist der Bedarf an IT-Fachkräften tendenziell höher" gab sich Bitkom-Präsident Wintergerst darauf angesprochen eher zuversichtlich. Zudem werde die KI nicht alles wegrationalisieren, ebenso wenig wie die Cloud. Betrachte man Entwicklungen wie die Balkanisierung des Internet oder gestiegene Anforderungen, was IT-Sicherheit angeht, werde die Komplexität eher steigen.