Tablet-PCs überzeugen in der Praxis

iPads im Unternehmen - ja, sicher!

19.10.2012
Von  und


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Vor allem an der Kundenschnittstelle setzen immer mehr Unternehmen Tablet-PCs ein - nicht nur aus Imagegründen. Hier ein paar Beispiele, die bereits echten Mehrwert erzeugen.
Das iPad ist in den Unternehmen längst angekommen.
Das iPad ist in den Unternehmen längst angekommen.
Foto: Fotolia/Kenishirotie

Viele Mitarbeiter wollen ein Tablet, aber welche brauchen es wirklich? Das sind vor allem diejenigen, die viel unterwegs sind, die im Kundengespräch und möglicherweise im Stehen schnell und einfach auf Daten und Applikationen zugreifen müssen. Und es sind diejenigen, die das Unternehmen nach außen repräsentieren. Deshalb finden sich die ersten Tablet-Implementierungen in den Unternehmen vor allem in Marketing und Vertrieb.

Bayer: Schon Tausende von iPads

Ein Pionier war hier der Pharmahersteller Bayer Health Care. Wie CIO Matthias Moritz berichtet, nutzt der Gesundheitskonzern bereits seit 2010 Apple iPads. Die Tablets kommen unter anderem für Business Analytics zum Einsatz, aber auch im direkten Kundenkontakt, beispielsweise zur Besuchsberichtsserfassung der Außendienst-Mitarbeiter. Weltweit seien rund 8.500 Geräte im Einsatz; ein "hoher zweistelliger Prozentsatz" der Marketiers und Vertriebler arbeite bereits damit. Die Gründe für die iPad-Nutzung seien die üblichen:

  • Sie sind leicht zu tragen und zu nutzen.

  • Sie haben eine lange Akku-Laufzeit.

  • Und sie lassen sich - im Vergleich zu PCs und Laptops - unkompliziert supporten.

Stada: Anbindung an SAP

In eine ähnliche Richtung weisen die Aufgaben, die ein anderer Pharmakonzern dem iPad zugedacht hat: Bereitstellen tagesaktueller Informationen, Online-Produktpräsentationen vor Ort, Online-Auftragserfassung, so umschreibt Stada-CIO Angela Weißenberger die Anforderungen. Die Anbindung an die Backend-Software von SAP sorgt für einen durchgängigen Prozess.

Winterhalter: Display der Zukunft

Bei Winterhalter werden derzeit 80 iPads im internationalen Vertrieb genutzt. Dem Hersteller von gewerblichen Spülsystemen dienen die Tablets dazu, die Produktpräsentationen lebendiger und überzeugender zu gestalten. Zudem können die Außendienstler über das iPad fünf Winterhalter-Apps aufrufen, um beispielsweise eine Maschie zu konfigurieren oder dem Kunden mögliche Einsparpotenziale vorzurechnen.

Auf dem iPad rechnet der Außendienst Sparpotenziale aus.
Auf dem iPad rechnet der Außendienst Sparpotenziale aus.
Foto: Winterhalter

Wie Marketing-Leiter Thomas Böhme berichtet, suchte Winterhalter urspünglich nach einem Display für Animationen, Daten und PDF-Dokumenten am Messestand. Dabei wurden unterschiedliche Optionen erwogen und verworfen - unter anderem auch digitale Bilderrahmen.

Schließlich entschied man sich für eine zukunftsträchtige Lösung. Im Oktober 2011 war die erste iPad-Applikation fertiggestellt; sie kombinierte den Produktkatalog mit dem Konfigurator und sollte den Verkäufern alle Informationen an die Hand geben, um im Dialog mit dem Kunden die passende Spülmaschine zu konfigurieren.

Lidl: Produktivere Verkaufsleiter

Ein anderes Einsatzgebiet für die Apple-Tablets hat die Discounter-Kette Lidl für sich entdeckt: Der Handelskonzern stattet seine Verkaufsleiter mit iPads aus, um ihnen administrative Arbeit zu sparen. Durch die Anbindung auf eine Business-Intelligence-Lösung von Microstrategy können die Markt-Manager ad hoc fundierte Entscheidungen für die Produktplatzierung in den einzelnen Filialen treffen.

Innerhalb der kommenden zwei Jahre will Lidl europaweit knapp 4000 Geräte ausrollen. Derzeit ist etwa die Hälfte der Verkaufsleiter in Deutschland mit iPads ausgestattet. Im Sommer sollen weitere Länder folgen.

Rödl & Partner: Zwei Geräte imTest

Das Dienstleistungsunternehmen Rödl & Partner testet Tablet-Piloten in allen vier Unternehmensbereichen: für Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Unternehmensberater. Allerdings ist der Einsatz noch nicht allzu weit fortgeschritten: Anfang März dieses Jahres wurde mit dem Pilotprojekt begonnen.

In jedem Bereich kamen fünf iPads und ebensoviele Samsung Galxy Tab zum Einsatz. Erprobt wird, inwieweit sich Geschäftsprozesse und Tätigkeiten für die Mandaten mit Hilfe der Tablets verbessern lassen. Laut CIO Ingo Wolf zeichnet sich ab, dass die Apple-Geräte hinsichtlich Usability und Administration wohl Vorteile gegenüber dem Mitbewerb haben.

Brita: PIM für das Topmanagement

Frank Nittka, CIO bei Brita
Frank Nittka, CIO bei Brita
Foto: Brita

Als klassische Personal Information Manager (PIM) für die oberen Management-Etagen sind iPads beim Filterhersteller Brita im Gespräch. Im zweiten Schritt sollen sie den mobilen Mitarbeitern in Vertrieb und Serviceunterstützung das Tagesgeschäft erleichtern - idealerweise mit Integration in Backend-Systeme, wie Brita-CIO Frank Nittka sagt. Allgemein verfügbare, aber auch Brita-eigene Apps sollen die angepeilte Lösung ergänzen. "Wir versprechen uns davon zufriedenere Nutzer - und damit auch Reputation für die IT", so beschreibt Nittka die Motivation seines Teams.

Der erhoffte Business-Nutzen bestehe in besseren Prozessen, aktuelleren Daten und im Imagegewinn für das Unternehmen. Allerdings seien diese "Benefits" noch nicht quantifizierbar. In Verbindung mit Thin Clients vor Ort dürften die iPads außerdem die Anzahl der Unternehmens-Notebooks verringern helfen. Wie Nittka einräumt, geht es ihm aber auch darum, die "ohnehin nicht zu vermeidende iPad-Nutzung kontrolliert zu legalisieren."