Lektion Nummer 2: Seien Sie offen für Partnerschaften mit anderen Geschäftsbereichen
IoT umfasst mehrere Technologien - drahtlose Netze, Sensors, Analytics, Security - die nicht nur die IT, sondern auch andere Geschäftsbereiche betreffen, insbesondere Fertigung, Infrastruktur und Logistik. Das bedeutet, IoT-Projekte erfordern von Natur aus eine Ausrichtung der IT an das Business - IT meets OT.
Dazu van der Horst von BASF: "In der Vergangenheit wurde Betriebstechnik von jemand anderem gemacht. Heute wird jedes Teil der Produktionsausrüstung von unserer Konstruktionsgruppe design - da ist nichts, was man von der Stange kaufen kann. Mit IoT, damit man die Daten von den Anlagen bekommt, muss man Schulter an Schulter mit der Technik arbeiten."
"IT und OT müssen zusammenarbeiten, damit IoT funktioniert. Nur auf diese Weise kann man einen Wert für das Unternehmen erschließen", stimmt Chris Howell, Head of Business Systems vom Gatwick Airport, zu. Zusätzlich brauche man Menschen, die mit einer Flut an Daten umgehen können, egal ob interne Data Scientists oder ein externer Partner, der etwas von Big Data und Analytics versteht.
Howell nutzt Tools von Splunk und Amadeus, um im Auge zu behalten, wo sich die Flugzeuge auf dem Flugfeld befinden. Obwohl das Unternehmen in den letzten zwei Jahren eine Reihe von IoT-basierten Systemen, einschließlich einem Selfservice-Check-in und Gepäckerkennung eingeführt hat, ist Gatwicks Glanzstück ein Laser-unterstütztes System auf dem Flugfeld. Es empfängt Transponder-Daten vom Flugzeug und erfasst, wo auf dem Rollfeld es sich befindet, wie lange es bis zum Gate braucht und wann es dieses wieder verlässt.
Die Technik hilft Gatwick bei der Kalkulation, wie viel Zeit Flugzeuge tatsächlich am Gate verbringen. Mit Hilfe der Daten konnte der Airport-Betreiber die Anzahl der Positionen auf dem Rollfeld von 53 auf 55 pro Stunde anheben - laut Howell ein Weltrekord für einen Flughafen mit nur einem Rollfeld. Zu den anderen Vorteilen zählt, dass Flughafen-Mitarbeiter keine unterschiedlichen Zeiten mehr angeben können, wann ein Gate geschlossen wurde. Schließlich, so Howell, "sparen wir vier Arbeitsstunden pro Tag, weil wir die Daten nicht mehr aus einer Tabelle holen müssen."
Lektion Nummer 3: Seien Sie bereit, mit verschiedenen Anbietern zu arbeiten
Bob Bennett, Chief Innovation Officer der Stadtverwaltung von Kansas City, arbeitet mit Sprint, Cisco und anderen Anbietern an einem 20 Millionen Dollar schweren Pilotprojekt (an dem die Stadt mit 3,7 Millionen Dollar beteiligt ist) entlang einer fünf Kilometer langen Straßenbahn-Strecke in Downtown.
"Ich muss wissen, wie sich die Menschenströme in der Stadt bewegen, wo sie sich dynamisch ansammeln, damit ich mit Polizeikräften oder Versorgungsleistungen reagieren kann", erklärt Bennett. " Gibt es in einer Region einen Anstieg im Wasserverbrauch ohne eine dazugehörige Anzahl von Menschen könnte das auf ein Leck in der Wasserleitung hinweisen."
Das Projekt bündelt die Daten von in der Straße integrierten Sensoren, von Überwachungskameras und sogar von Smartphones, die auf einen der 328 WLAN-Access-Points entlang der Route und bis zu fünf Häuserblocks entfernt von der Straßenbahn-Strecke zugreifen. Um technische und operative Daten in Einklang zu bringen, brauche man ein Verständnis von hohem Niveau bis hin zu einer stark granularen Ebene, erklärt Bennet. Er empfiehlt außerdem die Ernennung eines Chief Data Officers, um das Aufkommen von widersprüchlichen Daten zu vermeiden, welche wiederum Störungen im Algorithmus verursachen.
Lektion Nummer 4: Vorsicht vor Fallstricken
Unter den ersten zu sein, ist nicht immer von Vorteil. So stellten einige frühe IoT-Anwender Probleme bei der Zuverlässigkeit fest - bei Sensoren, Herstellern oder beides. Andere Early Adopters mühten sich damit ab, konkurrierende Protokolle unter einen Hut zu bekommen.
Ken Albert beispielsweise, Gründer von Shelburne Vineyard und früherer Elektroingeneur bei IBM, nutzte den Prototypen eines Sensorsystems, um Temperatur, Feuchtigkeit, Bodentemperatur und Blattfeuchte seiner Weinstöcke zu messen. Die Daten sollten seinem Team dabei helfen, Fungizide effektiver einzusetzen. Doch dann wurde der Anbieter übernommen und der neue Besitzer begann, die Sensoren zu überarbeiten - mit dem Resultat, dass die im sieben Hektar großen Weingut genutzten Sensoren nicht mehr unterstützt wurden. Bereits davor "war das System weniger zuverlässig als ich erwartet hatte", bekennt Albert, unter anderem wegen Problemen mit der drahtlosen Verbindung. Er räumt ein, dass die Umwelteinflüsse vermutlich zu den Ausfällen beigetragen haben, aber das sei in der Landwirtschaft zu erwarten. Ein neues System würde 2000 Dollar kosten, aber Albert wird vermutlich die Finger von Produkten der neuen Firma lassen.
Doch nicht nur Praktiker, auch Marktbeobachter wie Dale Pfau, beklagen die Ausuferung an Kommunikationsprotokollen, die den wachsenden IoT-Markt aufspalten. Pfau, der seit mehr als 20 Jahren als Berater für Wireless- und IoT-Firmen tätig ist, verweist auf verschiedene Untergruppen von WLAN-Protokollen wie 802.11ad (auch bekannt als Wi-Gig) und 802.11ah (Frequenz unter 1GHz), Bluetooth Mesh, Zigbee (einige Versionen sind nicht einmal rückwärtskompatibel), Z-Wave und LoRa (für größere Reichweiten) sowie Sigfox, ein proprietäres Protokoll für IoT. Es wird noch eine Weile dauern, bis sich die Lage aufklärt", sagt Pfau, aktuell Managing Director bei Stonecroft Capital.
Ers sorgt sich auch um die Sicherheit. "Viele dieser Produkte unterstützen sowohl WLAN als auch Bluetooth", erklärt er. "Damit ist es möglich, über ein Bluetooth-Signal in Netze einzudringen und dann auf das WLAN zuzugreifen."
Trotz der gegenwärtigen Herausforderungen glaubt Dunsdon von GE Aviation, dass Firmen, was die Vorteile von IoT betrifft, gerade mal an der Oberfläche kratzen: "Es gibt so viele Möglichkeiten für Veränderung im Industriebereich. Da sind Bereiche, von denen wir dachten, dass sie bereits optimiert wurden, und diese erfahren nun die gleichen revolutionären Veränderungen wie die Banken, als sie von Papierschecks auf elektronische Geldüberweisungen umstellten."
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerworld.com.