Industrie 4.0 noch in den Startlöchern
Doch obwohl sie die Vorteile sehen, spielt Industrie 4.0 der Studie zufolge in mehr als einem Viertel der Firmen derzeit überhaupt keine Rolle. Aktuell bewertet "nur" etwas mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Unternehmen die Relevanz von Industrie 4.0 als sehr hoch oder hoch, 34 Prozent als eher niedrig bis sehr niedrig. Eine größere Rolle spielt die vernetzte Produktion vor allem bei großen Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern (44 Prozent) und einem IT-Etat von mehr als 10 Millionen Euro (51 Prozent).
Überraschende Beobachtung: Nur 22 Prozent aus dem Fachbereich Produktion / Fertigung / Konstruktion schätzen die Relevanz von Industrie 4.0 aktuell als sehr hoch (hier nur zwei Prozent; Durchschnitt 11 Prozent) oder hoch ein. Auch bei den Werten für die Relevanz von Industrie 4.0 in den nächsten Jahren liegt diese Fachabteilung mit 53 Prozent weit unter dem Durchschnitt.
Denn zwei Drittel (65 Prozent) der Unternehmen gehen davon aus, dass Industrie 4.0 innerhalb der nächsten drei Jahre für sie wichtig oder sehr wichtig wird. Nur noch 14 Prozent der Firmen stufen die künftige Bedeutung von Industrie 4.0 als eher niedrig oder niedrig ein. Das heißt: Industrie 4.0 gewinnt erst in den kommenden Jahren richtig an Bedeutung und Fahrt.
Hohe Erfolgsquote: Große Unternehmen gehen voran
Bis dato hat erst rund ein Fünftel der Unternehmen bereits erste Projekte rund um Industrie 4.0 realisiert. Eindeutiger Vorreiter sind hier große Unternehmen mit einem IT-Budget von mehr als zehn Millionen Euro sowie Firmen aus den Branchen Holz- und Möbelindustrie (33 Prozent) und Maschinenbau (27 Prozent). Die kleinen und mittleren Unternehmen haben hier noch Nachholbedarf. 15 Prozent der Firmen erarbeiten derzeit eine Strategie für Industrie 4.0, in immerhin 27 Prozent der Unternehmen laufen die Informationsphase und erste Planungen, 12 Prozent der Firmen planen konkret erste Projekte. Allerdings sind in 18 Prozent der Unternehmen derzeit keinerlei Aktivitäten für die digitale Produktion geplant, in neun Prozent der Firmen ist Industrie 4.0 überhaupt kein Thema. Hauptgründe dafür sind zu hohe Kosten, fehlendes Know-how und andere Prioritäten.
Dabei ist die Erfolgsquote der bisherigen Industrie 4.0-Projekte beeindruckend. Kein einziges Vorhaben der Pionier-Unternehmen ist gescheitert, in nur acht Prozent der Projekte ist der Mehrwert noch unklar. Knapp ein Viertel der Unternehmen verzeichnete sogar sofort nach dem Abschluss eines Industrie 4.0-Projekts positive Effekte. Meist stellte sich der Mehrwert nach drei Monaten oder nach einem Jahr ein. Nur rund zehn Prozent der Firmen sind mit ihren bisherigen Projekten eher nicht zufrieden oder nicht zufrieden.
Die Industrie 4.0-Projekte liefen allerdings nicht immer reibungslos. In 52 Prozent der Unternehmen traten bei der Realisierung von Projekten vereinzelte Probleme auf. Von erheblichen Schwierigkeiten berichten zehn Prozent der Unternehmen. 30 Prozent der Firmen setzten ihre Industrie 4.0-Projekte relativ problemlos um. Nur acht Prozent der Firmen verzeichneten keinerlei Schwierigkeiten.
Handlungsbedarf: Produktion, IT sowie Forschung und Entwicklung
Um fit für Industrie 4.0 zu werden, müssen Unternehmen insbesondere in den Bereichen Produktion, IT sowie Forschung und Entwicklung nachlegen. 55 Prozent der Befragten sehen im Bereich Produktion / Fertigung / Konstruktion den größten Handlungsbedarf in Bezug auf Industrie 4.0. Auffällig hoch ist hier der Wert mit 86 Prozent bei der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. In den Fachabteilungen gehen die Meinungen auseinander. Während im C-Level nur 41 Prozent der Befragten den größten Handlungsbedarf in der Produktion sehen, sind es in der IT-Abteilung 60 Prozent, in der Produktion selbst 64 Prozent und in allen Fachbereichen 68 Prozent.
44 Prozent der Firmen denken, dass ihre IT-Infrastruktur derzeit nicht die neuen Herausforderungen meistern kann, die Industrie 4.0 an sie stellt. Jeweils knapp ein Drittel der Unternehmen sieht den größten Handlungsbedarf in den Bereichen Entwicklung & Forschung (33 Prozent), Logistik / Warenwirtschaft (32 Prozent) sowie Zusammenarbeit mit Lieferanten / Supply Chain (31 Prozent). Überraschend weit hinten rangiert die Unternehmensorganisation mit 23 Prozent; hier sehen nur 14 Prozent der Verantwortlichen aus dem C-Level Handlungsbedarf.
Mehr Geld für Industrie 4.0
In 63 Prozent der Unternehmen kommt es durch Industrie 4.0 in sehr starkem Maße (14 Prozent) oder in starkem Maße (49 Prozent) zu zusätzlichen Investitionen. In sehr starkem Maße investieren vor allem die Holz- und Möbelindustrie (50 Prozent), die Bekleidungs- und Textil-Branche (40 Prozent), Chemie- und Pharma-Industrie (29 Prozent) sowie die Metallindustrie (21 Prozent). 26 Prozent erhöhen ihr Budget in kleinerem Maße, während insgesamt nur sieben Prozent der Befragten kaum oder überhaupt nicht zusätzliche finanzielle Mittel für Industrie 4.0 bereitstellen.
Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen (52 Prozent) investiert vor allem in Lizenzkosten & Support für die benötigten Tools/Plattformen und die Schulung der Mitarbeiter. Knapp dahinter folgen Hardware wie Server, Speicher oder Netzwerk (49 Prozent) und externe Beratung (46 Prozent). Ein Viertel der Unternehmen investiert in neue Produktionsanlagen.
Mit all diesen Investitionen und den bislang umgesetzten Projekten sehen sich 45 Prozent der deutschen Unternehmen international bei Industrie 4.0 im Mittelfeld. 35 Prozent der Firmen sehen sich im internationalen Vergleich eher vorne. Dieser Meinung sind vor allem die Befragten aus dem C-Level (46 Prozent), während der Fachbereich Produktion hier eher skeptisch ist (21 Prozent). Weit vorne sehen sich sieben Prozent der Befragten. Auffallend positiv ist die Einschätzung beim C-Level (10 Prozent), dem Fachbereich Produktion (11 Prozent) sowie den Branchen Chemie/Pharmazie und Metallerzeugung/-verarbeitung mit jeweils 15 Prozent. Nur 12 Prozent der Firmen denken, dass sie beim Thema Industrie 4.0 international eher hinten liegen, zwei Prozent sehen sich weit hinten.
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