HP Inc. oder Hewlett-Packard Enterprise?
Es wird spannend sein zu beobachten, ob und wie sich die beiden neuen Unternehmen längerfristig behaupten können. Marktbeobachter Ray Wang, CEO des im Silicon Valley ansässigen Analystenhauses Constellation Research, hält die Aufspaltung für einen Fehler. HP gebe wertvolle Synergiepotenziale im Bereich Forschung und Entwicklung und in der Supply Chain auf. Außerdem gebe man Skalenvorteile preis, etwa beim Masseneinkauf von Chips.
HP selbst argumentiert, dass mit der Aufspaltung operative Ausgaben in der Größenordnung von 2,8 Milliarden Dollar eingespart werden könnten. Whitman hatte hierzu bereits vor Jahren den Stellenabbau von 55.000 Mitarbeitern über die kommenden Jahre angekündigt. Ob diese Veränderungen aber tatsächlich in diesem Umfang weiter realistisch sind, ist noch unklar.
Auch Timothy Prickett Morgan ist skeptisch bezüglich der Erfolgsaussichten der Spaltung. In einer Analyse für die Online-Publikation "The Platform" schreibt er, die Aufspaltung gebe so viel Sinn wie einst die Zusammenführung der unterschiedlichsten Geschäftsstrategien verschiedenster Produktgruppen unter einem HP-Dach. Mit Blick auf HP Enterprise warnt Prickett Morgan: Hunderttausende von HP-Data-Center-Kunden dürften sich fragen, warum ein autonomes Enterprise-Geschäft besser in der Lage sein soll, Kunden mit Technik und Services zu versorgen und ihnen bei den technischen und ökonomischen Umwälzungen im Rechenzentrum zu helfen.
Getrennt operieren - höhere Bewertung
Christophe Châlons, Chief Analyst bei PAC, sieht die Aufspaltung HPs in zwei getrennt operierende Unternehmen positiver. Er äußerte bereits im Oktober 2014, dass aufgrund der unterschiedlichen Märkte und Geschäftsmodelle der beiden neuen Unternehmen auch die Leistungskennzahlen (KPIs), an denen man messen lassen müsse, unterschiedlich seien. Ergo schließt Châlons, dass die getrennt operierenden Einheiten in Addition eine höhere Bewertung erreichen müssten, als dies im bisherigen Konglomerat möglich war.
HP Inc.: Geringe Margen bei PC-Systemen
Betrachtet man die beiden Unternehmen einzeln, so fällt auf, dass sich in den Medien in den vergangenen Wochen und Monaten ein Konsens gebildet hat, wonach die HP Inc. eher zum Scheitern verurteilt sei als die HP Enterprise. In der Tat: Die wirtschaftlichen Zahlen der ehemaligen HP-Geschäftseinheit Printing and Personal Systems Group (PPSG), die jetzt als HP Inc. firmieren, belegen den Druck, unter dem diese Produktsegmente stehen. So erwirtschaftete etwa Personal Systems (also Notebooks, Desktops, Workstations) im zweiten Quartal 2015 nur eine operative Marge von 3,0 Prozent - die geringste aller HP-Divisionen. Dieser Bereich hat auch wesentliche Entwicklungen verschlafen.
Smartphones und Tablets sind entweder gar nicht im Angebot oder deutlich unterrepräsentiert. Dies dürften Nachwirkungen aus der Zeit Apothekers gewesen sein. In seine Zeit fiel der Versuch, mit dem "TouchPad" auf Basis des zugekauften Betriebssystems WebOS verlorenes Terrain im Mobilmarkt zu erobern. Eine Strategie, die grandios scheiterte. Dabei zeigt sich der Trend zu mobilen Endgeräten auch bei HP selbst: Während alle anderen Kategorien der Personal Systems Group
im zweiten Quartal 2015 rückläufige Umsätze verzeichnen, konnte die Notebook-Sparte im Jahresvergleich eine Umsatzsteigerung von immerhin fünf Prozent erzielen. Allerdings belegt das Notebook-Business auch, wie volatil das Geschäft ist: Vom ersten zum zweiten Quartal 2015 weist die PSG einen Umsatzrückgang von zwölf Prozent bei Notebooks aus.
Auch für das zweite Standbein der künftigen HP Inc., die Druckersparte, sind die goldenen Zeiten - jedenfalls vorerst - vorbei. Sowohl Business- als auch Privatkunden zeigen deutliche Kaufzurückhaltung. Auch das lukrative Geschäft mit Zubehör ist rückläufig.