Internationales Netzwerk

Gründerinnen lernen von Managerinnen

04.09.2013
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
Das „Dell Women´s Entrepreneur Network" bringt Gründerinnen und Managerinnen aus dem IT- und E-Commerce-Umfeld zusammen. Dieses Mal trafen sie sich zur Konferenz in Istanbul.

Netzwerke helfen Gründern und jungen Unternehmern, sich auszutauschen und von den Erfahrungen anderer zu lernen. Das „Dell Women´s Entrepreneur Network" (DWEN) entwickelte sich über die vergangenen Jahre zu einer Community. Neben Gründerinnen besuchen die Konferenzen und Regionaltreffen auch gestandene Managerinnen, die große Firmen leiten. Viele der Teilnehmerinnen arbeiten im IT- oder E-Commerce-Umfeld, manche managen Familienunternehmen.

Das „Dell Women´s Entrepreneur Network" fand dieses Jahr erstmals in Europa, genauer in Istanbul, statt.
Das „Dell Women´s Entrepreneur Network" fand dieses Jahr erstmals in Europa, genauer in Istanbul, statt.
Foto: Dell

Zur zweitägigen Dwen-Konferenz trafen sich dieses Jahr rund 160 Teilnehmerinnen in Istanbul. Das Treffen war voll gepackt mit Vorträgen und Diskussionen, in denen Unternehmerinnen aus aller Welt ihre Geschäftsmodelle vorstellten, über Schwierigkeiten und Erfolgsfaktoren berichteten. Manche deutsche Teilnehmerin war froh, so ein inspirierendes Umfeld zu erleben. Zwar kennt Barbara Wittmann, Geschäftsführerin Dell Deutschland, die Unternehmenslandschaft hierzulande gut, doch auch sie ließ sich von der optimistischen Stimmung der Konferenz anstecken. „Ich lerne hier selbst viel, etwa welche Lösungen Startups brauchen ."

Beste Chancen für Gründerinnen in den USA und in Australien

Zwar gründen weltweit immer mehr Frauen erfolgreich eigene Unternehmen, doch in einigen Ländern kämpfen sie mit massiven Hindernissen. Fehlende finanzielle Mittel und wenig Selbstbewusstsein erschwert vielen den Weg in die Selbständigkeit. Das in Washington angesiedelte Gedi-Institut hat im Auftrag von Dell die Bedingungen für Gründerinnen in 17 Ländern miteinander verglichen. Während Geschäftsfrauen in den USA und Australien die besten Rahmenbedingungen haben, ist es für Frauen in der Türkei deutlich schwieriger. Noch schlechtere Startbedingungen haben Frauen in Ägypten, Uganda, Mexiko oder Indien. Dort ist es nicht einmal üblich, dass Frauen ein eigenes Bankkonto eröffnen können. Selbst in der Türkei verfügen nur 32 Prozent der weiblichen Bevölkerung über ein eigenes Konto, während in Deutschland nahezu jede Frau ein eigenes Girokonto hat.

„Auch in den USA gibt es vieles, was sich verbessern ließe", meint Karen Quintos, Vice President von Dell und Marketing-Chefin des Unternehmens. Quintos, selbst Mutter von drei Kindern, nennt aber einen Aspekt, auf den Frauen hierzulande stärker setzen sollten, nämlich die Vorbildfunktion. Wenn erfolgreiche Managerinnen präsent sind und über ihren Karriereweg reden, ermutigen sie auch andere, ebenfalls mehr zu wagen und intensiver über eine berufliche Karriere nachzudenken, davon ist Quintos überzeugt.

Rund 160 Teilnehmerinnen tauschten sich aus, nicht nur im Konferenzsaal, sondern auch auf dem Bosporus.
Rund 160 Teilnehmerinnen tauschten sich aus, nicht nur im Konferenzsaal, sondern auch auf dem Bosporus.
Foto: Dell

Zu den aufstrebenden Volkswirtschaften, in denen sich die Berufs- und Karrierechancen für Frauen verbessern, gehört auch die Türkei. In den vergangenen Jahren florierte die türkische Wirtschaft, Istanbul gilt als Boomregion. Davon profitieren auch berufstätigen Frauen, deren Anteil zwar nur 29 Prozent beträgt, doch zwölf Prozent von ihnen haben eine Spitzenposition in der Wirtschaft inne. „In der Türkei machen Frauen in Familienunternehmen und internationalen Konzernen Karriere", sagt etwa Melek Pulatkonak, die vor drei Jahren das Business-Netzwerk Turkish Win gegründet hat. Viele erfolgreiche türkische Unternehmerinnen kommen aus der Mittelschicht und haben im Ausland studiert, auch Pulatkonak. In ihrem Netzwerk engagieren sich mittlerweile 400 erfolgreiche Frauen, die ähnliche Werte und Ziele teilen. Erklärtes Ziel von Pulatkonak ist es, bis Ende 2015 das 10.000 Mitglied zu begrüßen.

Das Netzwerk DWEN

Unternehmerinnen und Gründerinnen weltweit vernetzen, das ist die Idee hinter „Dell Women´s Entrepreneur Network" (DWEN) des Computerhersteller Dell. 2010 lud das US-amerikanische Unternehmen zur ersten Konferenz nach Shanghai ein. 2011 trafen sich ausgewählte Unternehmerinnen in Rio de Janeiro und im vergangenen Jahr in New Dehli. Mit Istanbul war erstmals eine europäische Metropole Treffpunkt für rund 160 Teilnehmerinnen aus 14 Ländern. Aus Australien, Indien, China, Japan, den USA oder auch Europa waren Unternehmerinnen an den Bosporus gereist, um sich mit anderen erfolgreichen Frauen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Regionale Treffen in den jeweiligen Herkunftsländern sowie ein reger Austausch über eine Linkedin-Gruppe helfen, auch zwischen den großen Konferenzen auf dem Laufenden zu bleiben.