Netzwerke helfen Gründern und jungen Unternehmern, sich auszutauschen und von den Erfahrungen anderer zu lernen. Das „Dell Women´s Entrepreneur Network" (DWEN) entwickelte sich über die vergangenen Jahre zu einer Community. Neben Gründerinnen besuchen die Konferenzen und Regionaltreffen auch gestandene Managerinnen, die große Firmen leiten. Viele der Teilnehmerinnen arbeiten im IT- oder E-Commerce-Umfeld, manche managen Familienunternehmen.
Zur zweitägigen Dwen-Konferenz trafen sich dieses Jahr rund 160 Teilnehmerinnen in Istanbul. Das Treffen war voll gepackt mit Vorträgen und Diskussionen, in denen Unternehmerinnen aus aller Welt ihre Geschäftsmodelle vorstellten, über Schwierigkeiten und Erfolgsfaktoren berichteten. Manche deutsche Teilnehmerin war froh, so ein inspirierendes Umfeld zu erleben. Zwar kennt Barbara Wittmann, Geschäftsführerin Dell Deutschland, die Unternehmenslandschaft hierzulande gut, doch auch sie ließ sich von der optimistischen Stimmung der Konferenz anstecken. „Ich lerne hier selbst viel, etwa welche Lösungen Startups brauchen ."
Beste Chancen für Gründerinnen in den USA und in Australien
Zwar gründen weltweit immer mehr Frauen erfolgreich eigene Unternehmen, doch in einigen Ländern kämpfen sie mit massiven Hindernissen. Fehlende finanzielle Mittel und wenig Selbstbewusstsein erschwert vielen den Weg in die Selbständigkeit. Das in Washington angesiedelte Gedi-Institut hat im Auftrag von Dell die Bedingungen für Gründerinnen in 17 Ländern miteinander verglichen. Während Geschäftsfrauen in den USA und Australien die besten Rahmenbedingungen haben, ist es für Frauen in der Türkei deutlich schwieriger. Noch schlechtere Startbedingungen haben Frauen in Ägypten, Uganda, Mexiko oder Indien. Dort ist es nicht einmal üblich, dass Frauen ein eigenes Bankkonto eröffnen können. Selbst in der Türkei verfügen nur 32 Prozent der weiblichen Bevölkerung über ein eigenes Konto, während in Deutschland nahezu jede Frau ein eigenes Girokonto hat.
„Auch in den USA gibt es vieles, was sich verbessern ließe", meint Karen Quintos, Vice President von Dell und Marketing-Chefin des Unternehmens. Quintos, selbst Mutter von drei Kindern, nennt aber einen Aspekt, auf den Frauen hierzulande stärker setzen sollten, nämlich die Vorbildfunktion. Wenn erfolgreiche Managerinnen präsent sind und über ihren Karriereweg reden, ermutigen sie auch andere, ebenfalls mehr zu wagen und intensiver über eine berufliche Karriere nachzudenken, davon ist Quintos überzeugt.
Zu den aufstrebenden Volkswirtschaften, in denen sich die Berufs- und Karrierechancen für Frauen verbessern, gehört auch die Türkei. In den vergangenen Jahren florierte die türkische Wirtschaft, Istanbul gilt als Boomregion. Davon profitieren auch berufstätigen Frauen, deren Anteil zwar nur 29 Prozent beträgt, doch zwölf Prozent von ihnen haben eine Spitzenposition in der Wirtschaft inne. „In der Türkei machen Frauen in Familienunternehmen und internationalen Konzernen Karriere", sagt etwa Melek Pulatkonak, die vor drei Jahren das Business-Netzwerk Turkish Win gegründet hat. Viele erfolgreiche türkische Unternehmerinnen kommen aus der Mittelschicht und haben im Ausland studiert, auch Pulatkonak. In ihrem Netzwerk engagieren sich mittlerweile 400 erfolgreiche Frauen, die ähnliche Werte und Ziele teilen. Erklärtes Ziel von Pulatkonak ist es, bis Ende 2015 das 10.000 Mitglied zu begrüßen.
- Noch bilden sie eine Minderheit: Frauen in der IT haben in den meisten Firmen Exotenstatus, erst recht im Management.
- Ralica Yancheva, Beraterin bei Conargus:
"Die Diskussionen und politischen Debatten zur Frauenquote haben viele Manager für das Thema sensibilisiert." - Inge Hanschke, Geschäftsführerin bei Iteratec:
"Frauen müssen wissen, was sie wollen und gelassen auf das Platzhirschgebaren reagieren." - Rebecca de Souza, Diversity Managerin bei General Electric (GE)
"Zu wenige Frauen in Führungspositionen sind überall in Europa ein Problem, doch besonders in Italien und Deutschland." - Patricia Rezic, verantwortlich für Controlling und Personal bei Projektron
"Das Durchschnittsalter unserer Mitarbeiter liegt bei 32 Jahren; viele haben Kinder." - Eva Faenger, Diversity-Managerin bei Hewlett-Packard:
"Besonders im Service und im Outsourcing-Geschäft gibt es Handlungsbedarf." - Claudia Kedor: Leiterin Marketing bei Projektron:
"Wir sprechen schon vor der Geburt des Kindes mit den Kollegen, wie sie sich den Wiedereinstieg vorstellen." - Edeltraud Leibrock, Vorstand IT bei der KfW Bank:
"Frauen tendieren öfters als Männer dazu, ihre Fähigkeiten kritisch zu bewerten." - Katrin Jenkins, Abteilungsleiterin Systemdesign und Customizing bei DB-Systel:
"Junge Mütter sind besonders engagiert, weil sie sich nichts nachsagen lassen wollen." - Claudia Payer, Projektleiterin Commerz Finanz:
"In über 20 Jahren habe ich mir fundiertes IT-Know-how angeeignet, das heute eine solide Grundlage bildet, um Projekte zu leiten."
Das Netzwerk DWEN
Unternehmerinnen und Gründerinnen weltweit vernetzen, das ist die Idee hinter „Dell Women´s Entrepreneur Network" (DWEN) des Computerhersteller Dell. 2010 lud das US-amerikanische Unternehmen zur ersten Konferenz nach Shanghai ein. 2011 trafen sich ausgewählte Unternehmerinnen in Rio de Janeiro und im vergangenen Jahr in New Dehli. Mit Istanbul war erstmals eine europäische Metropole Treffpunkt für rund 160 Teilnehmerinnen aus 14 Ländern. Aus Australien, Indien, China, Japan, den USA oder auch Europa waren Unternehmerinnen an den Bosporus gereist, um sich mit anderen erfolgreichen Frauen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Regionale Treffen in den jeweiligen Herkunftsländern sowie ein reger Austausch über eine Linkedin-Gruppe helfen, auch zwischen den großen Konferenzen auf dem Laufenden zu bleiben.