Seit Anfang Februar ist Ilka Friese Mitglied der Geschäftsführung der deutschen NTT-Data-Niederlassung in München. Anhand ihres eigenen Lebenslaufs belegt sie, dass Frauen gerade in IT-Berufen gute Chancen haben und eine Quote nicht unbedingt die Lösung sein muss, um mehr weibliche Mitarbeiter zu beschäftigen und in Führungspositionen zu bringen. Friese begann ihre berufliche Laufbahn bei General Electric (GE) im Finanzwesen und übernahm nach einigen Jahren bei der damaligen BMW-Tochter Softlab das Finanz- und Rechnungswesen mit neun Mitarbeitern. Im Lauf der Jahre wuchs ihr Verantwortungsbereich, bis sie nun in die Geschäftsführung aufstieg. Sie habe sich immer wieder Nischen gesucht, in denen sie gestalten und Veränderungen initiieren konnte - beispielsweise, indem sie das Reise-Management im Unternehmen neu aufstellte. Das möchte sie gerne ihren jungen Kolleginnen auf den Weg geben: einfach mutig neue Aufgaben anpacken.
Friese ist eines von fünf Geschäftsführungsmitgliedern, in der erweiterten Geschäftsleitung sitzt mit Marketing-Frau Anna Budde ebenfalls eine Frau. Im mittleren Management gebe es noch zu tun, so Friese, hier ist der Frauenanteil offenbar noch überschaubar. Stolz berichtet sie indes, dass im ersten Quartal dieses Jahres der weibliche Anteil der neu eingestellten Mitarbeiter 31 Prozent ausgemacht habe - Rekord! Friese geht deshalb davon aus, dass im Lauf der nächsten Jahre auch mehr Frauen in das mittlere Management aufsteigen werden.
Engagement auf Karriere- und Hochschulmessen
Als Erklärung für die vergleichsweise hohe Frauenquote bei den Neueinstellungen nennt Friese das große Engagement von NTT-Data-Mitarbeitern auf Karriere- und Hochschulmessen. Dort gelinge es, die Firmenwerte des Unternehmens glaubwürdig "rüberzubringen". Außerdem habe man gelernt, dass für Frauen weiche Faktoren besonders wichtig seien. Von Anfang an müsse sich ein Wohlfühlgefühl einstellen, die Ansprache müsse stimmen - und auch die Duz-Kultur werde als positiv empfunden. Laut Friese ziehen dabei alle Hierarchiestufen, angefangen beim Topmanagement, mit. Es gehe um Wertschätzung, Vertrauen und authentisches Auftreten. Ebenfalls wichtig sei der richtige Umgang mit Fehlern. Innovation könne nur entstehen, wenn Mitarbeiter einander vertrauten, ausreichend Freiräume hätten und bei Fehlern nicht umgehend negative Konsequenzen befürchten müssten.
Defizite beim Networking abbauen
Dass erfolgreiche Männer oft Spezialisten in Sachen Networking sind, ist bekannt. Friese will das firmeninterne Vernetzen deshalb verstärkt mit ihren Kolleginnen vorantreiben. So ist konzernweit das Projekt "Women in NTT Data" (WIN) ins Leben gerufen worden. Friese koordiniert die Aktivitäten im deutschsprachigen Raum. Als Erstes fand ein Workshop statt, in dem sich rund 30 Frauen aus allen Bereichen trafen und unter anderem über Verbesserungsmöglichkeiten im Unternehmen diskutierten. Thema war beispielsweise - auch angesichts der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt -, wie Frauen nach der Babypause am besten wieder ins Unternehmen integriert werden können. Wichtig ist der Topmanagerin aber auch, dass sich die Frauen einfach mal kennenlernen, voneinander wissen und sich beruflich unter die Arme greifen.
Keine Frauenquote
Zurückhaltend äußert sich NTT- Data-Managerin Ilka Friese zum Thema Quote. Ihr sei bekannt, dass einige Unternehmen ihren Führungskräften vorschreiben, den Anteil weiblicher Arbeitskräfte zu erhöhen. Das bringe Unternehmen aber nicht weiter. Letztendlich sei allein die Qualität der beim Kunden abgelieferten Arbeit der Maßstab. Dafür brauche man die richtigen Skills - unabhängig vom Geschlecht.
Ein Punkt dürfte die weiblichen Beschäftigten aber dennoch freuen: Als oberste Finanzfrau achtet Friese genau auf die Bezahlung der Mitarbeiter. Gehaltsunterschiede von über 20 Prozent zwischen Männern und Frauen, wie sie im Markt durchaus vorkommen, seien bei ihr undenkbar: "Ich bin eine Gerechtigkeitsfanatikerin."