Mehr Aussteller, mehr Besucher und gut besuchte Vorträge kennzeichnete die diesjährige "Zukunft Personal" in Köln. Die Referenten des umfangreichen Begleitprogramms förderten einige überraschende Entwicklungen in der Arbeitswelt zutage, mit denen sich Personal-Manager auseinandersetzen müssen. So legte Keynote-Speaker Horst Opaschowski dar, dass ökologische Themen oder die persönliche Freiheit für viele Beschäftigte in den Hintergrund gerieten. "Sicherheit ist mittlerweile wichtiger als Freiheit", konstatierte der Zukunftsforscher. Das subjektive Gefühl der Bundesbürger, dass es mit dem Lebensstandard in Deutschland bergab gehe, verstärke den Wunsch nach finanzieller Sorgenfreiheit.
Gesundheit als neue Religion
Eine große Rolle bei der Mitarbeiterzufriedenheit spielt die Gesundheit der Beschäftigten. Gesundheitsorientierung sei die neue "Zukunftsreligion", meint der Zukunftsforscher. Wie bedeutsam das physische und psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter für den Unternehmenserfolg ist, erkennen Betriebe nach Meinung von Experten allmählich, an, allerdings besteht häufig noch Nachholbedarf in der praktischen Umsetzung - vor allem im Bezug auf neue Krankmacher wie die ständige Erreichbarkeit über mobile Endgeräte.
"Es wird nicht reichen, wenn der Einzelne sich um seine Gesundheit sorgt und regelmäßig Sport treibt, um Stress zu reduzieren", betonte Joachim Fischer, Geschäftsführer der HealthVision GmbH, in einer Podiumsdiskussion. Gerade die leistungsbereiten Mitarbeiter seien gefährdet, in Burnout abzurutschen, da sie sehr lange versuchten, die Fassade aufrechtzuerhalten. "Unternehmen müssen Regularien schaffen und lenkend eingreifen", so der Professor. Den Umgang mit E-Mail & Co. zu reglementieren, scheine jedoch kaum praktikabel. "Der Regelungscharakter wäre sehr allgemein und schwer umzusetzen", meinte Susanne Giesecke, Fachanwältin für Arbeitsrecht bei Heisse Kursawe Eversheds.
Weg von der Standardisierung hin zu einer agilen Organisation - das war nicht nur in Bezug auf das betriebliche Gesundheits-Management der Tenor auf der Zukunft Personal. "Unsere Kunden stellen heute sehr komplexe Anfragen", erzählte Nicola Millard, Zukunftsforscherin bei der British Telecom, in ihrem Keynote-Vortrag. "Wir brauchen eine ganze Toolbox, die uns hilft, Probleme und Experten in einer Art Speed-Dating zusammenzubringen." Das könne zum Beispiel gelingen, indem Unternehmen verstärkt interne soziale Netzwerke, Blogs oder intelligente Rating-Systeme nutzten, um die Personen ausfindig zu machen, die über das passende Anwenderwissen verfügten.
Derart agile Organisationsformen brächten jedoch auch neue Schwierigkeiten mit sich. "Wenn die Menschen nicht mehr langfristig, sondern nur gezielt für einzelne Projekte zusammenarbeiten, müssen wir neue Wege finden, um Vertrauen herzustellen", so Millard.
"Wir befinden uns im Zeitalter der Kreativität und der Kommunikation, aber wir wissen noch nicht exakt, wie es funktioniert", meinte auch Keynote-Speakerin Geneviève Morand, Gründerin des Netzwerks Rezonance. Die Spielregeln hätten sich geändert, neue Kompetenzen der Mitarbeiter seien nötig - etwa die Fähigkeit, "sich gedanklich mit möglichst vielen anderen Menschen zu verbinden", folgerte die Entrepeneurin, die über das Westschweizer Netzwerk 40.000 Menschen digital miteinander in Kontakt gebracht hat, aber auch regelmäßig persönliche Zusammentreffen und Schulungen organisiert.
Zukunft Personal
14.139 Personalverantwortliche, also rund 1500 mehr als im Vorjahr, und 654 Aussteller (plus 100 gegenüber Vorjahr), bescherten der Messe Zukunft Personal in Köln Ende September neue Rekorde. Die Aussteller präsentierten in den drei Messehallen ihre aktuellen Produkte und Dienstleistungen für Recruitung, betriebliche Weiterbildung und Personaladministration. Nächstes Jahr soll das Angebot von drei auf vier Hallen erweitert werden.