Gehaltsverhandlung

Es geht um jeden Tausender!

25.08.2012
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Wie viel möchten Sie verdienen? Für Jobsuchende ist das eine heikle Frage. Ein CW-Gespräch mit Bewerbercoach Gerhard Winkler über das richtige Gehaltsverständnis.
In jedem Bewerbungsgespräch geht es auch um Geld. Gut vorbereitet ist halb gewonnen.
In jedem Bewerbungsgespräch geht es auch um Geld. Gut vorbereitet ist halb gewonnen.
Foto: mkabakov_Shutterstock

CW: Immer mehr Unternehmen verlangen schon in Stellenanzeigen, dass Bewerber im Anschreiben ihre Gehaltsvorstellung angeben sollen. Soll man konkrete Summen nennen?

WINKLER: Ja, wenn Sie Einsteiger sind. Ja, wenn Sie sich nur auf eine Verhandlung mit Leuten einlassen wollen, deren Budget Sie nicht sprengen. Ja, wenn Sie Ihren Preis nicht kennen - es zwingt Sie zu einer realistischen Selbst- und Markteinschätzung. Nein, wenn Sie zur Leistungselite zählen.

CW: Wer in Krisenzeiten seinen Job verliert und sich eine neue Stelle sucht, muss mit finanziellen Einbußen rechnen. Sehen Sie das auch so?

WINKLER: Arbeitgeber verhalten sich so, wie sie es sich leisten können - also in Krisenzeiten gegenüber Jobsuchenden tendenziell eher mies. Dabei argumentieren sie stets damit, dass sie entweder mehrere geeignete Kandidaten oder keinen Spielraum wegen des Sparzwangs haben. In einem schlechten Markt versuchen verunsicherte Jobsuchende zugleich oft damit zu punkten, dass sie auch ungünstige Konditionen akzeptieren.

Mein Tipp: Konzentrieren Sie sich darauf, Ihre besondere Jobeignung, Ihr tiefes Verständnis des Jobs und Ihre identische Wellenlänge mit dem Jobanbieter zu kommunizieren. Tun Sie im Übrigen so, als stünden auch Ihnen mehrere gute Optionen zur Wahl! Sie wollen nicht um jeden Preis ins Boot! Sie wollen die Crew verstärken, wenn das Unternehmen, das Team und der Job stimmen. Wenn Sie so auftreten und argumentieren, wird ein Jobanbieter es weniger wagen, Ihnen mit dreisten Zahlenspielchen zu kommen.

Nennen Sie keine Gehaltsspannen!

CW: Wie sollen Bewerber reagieren, wenn sie in Vorstellungsgesprächen nach ihrer Gehaltsvorstellung gefragt werden?

WINKLER: Sprechen Sie das Thema nie selbst an und nennen Sie auf eine direkte Frage Ihre letzte oder Ihre erwartete Jahresvergütung auf tausend Euro genau. Wer Preisspannen ausmisst, wer herumdruckst oder sich windet, der suche bitte den nächsten Karriereberater auf - zwecks Aufbau eines stabilen beruflichen Selbstbewusstseins.