Runterschalten vom Stressjob
Wie kann man entspannen, wenn man im Job extremen Belastungen ausgesetzt ist? Eine Notärztin, ein Fluglotse und eine Psychotherapeutin berichten.
Die Notärztin: Anja Mitrenga-Theusinger (36), Köln
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Putzen. "Direkt nach dem Dienst beschäftige ich mich gern mit einfachen Tätigkeiten wie putzen oder einkaufen. Dadurch gleite ich in den Alltag über."
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Was erleben. "Nach Dienstschluss nur völlig fertig aufs Sofa zu sinken, bringt mir nichts. Dann würde ich die Erlebnisse mit ins Bett nehmen und hätte gar nichts Schönes vom Tag gehabt."
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Reden. "Früher habe ich versucht, alles alleine zu verarbeiten. Heute erzähle ich viel meinem Partner, obwohl ich sonst nicht jemand bin, der viel über sich redet. Das Reden hilft mir, die Dinge loszuwerden, und mein Partner versteht dann auch besser, warum ich nach dem Dienst zerschmettert bin."
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Laufen und lauschen. "Sport befreit. Bei meinen Joggingrunden nach der Arbeit gewinne ich den nötigen Abstand und tanke gleichzeitig neue Energie für den Feierabend. Dasselbe funktioniert für mich auch bei klassischen Konzerten."
Der Fluglotse: Marek Kluzniak (44), Frankfurt
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Essen gehen. "Die 30- bis 60-Minuten-Pausen zwischen den Arbeitsblöcken nutzen die Kollegen unterschiedlich. Manche gucken einfach nur Fernsehen, andere gehen laufen oder machen Fitness. Ich selber finde Sport in der Arbeitszeit zu hektisch. Da gehe ich lieber gemütlich essen und klöne mit Kollegen. Sport hebe ich mir bis nach Feierabend auf."
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Fahrradfahren. "Nach der Arbeit schleppt man so viel Adrenalin mit sich rum. Direkt ins Bett zu gehen, wäre da keine gute Idee. Ich steige nach der Schicht häufig auf mein Mountainbike. Dabei kann ich wunderbar abschalten - vor allem, wenn ich nachmittags fahre und weiß, dass die meisten anderen jetzt in ihren Büros sitzen müssen..."
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Kinderspiele. "Auch beim Spielen mit unserer elfjährigen Tochter kann ich toll entspannen. Sie holt einen ganz schnell in eine völlig andere Welt."
Die Psychotherapeutin: Andrea Grittner (53), Lappersdorf bei Regensburg
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Stoppschild. "Wenn ich abends die Tür meiner Praxis hinter mir zumache, lasse ich damit die Arbeit bewusst hinter mir. Kommen Gedanken aus dem Job nach Feierabend, lasse ich sie zu. Ich überlege dann, was mich daran beschäftigt und wie ich sie verabschieden kann. Wenn sie sehr hartnäckig sind, halte ich ihnen gedanklich ein rotes Stoppschild entgegen. Das muss man allerdings üben - genauso, wie wir jahrelang geübt haben, uns in der Jobmühle zu bewegen."
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Tanzen und gärtnern. "Jeden Freitagabend gehe ich mit meinem Partner zu einem Tanzkreis. Für mich als Antisportlerin ist das jedes Mal eine Überwindung. Aber danach habe ich immer ein Hochgefühl, und die Arbeit ist weit weg. Auch bei Gartenarbeit kann ich hervorragend entspannen."
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Pausen einlegen. "Ich musste lernen, dass ich mir auch Entspannungszeiten im Job gönnen und erlauben darf - aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Hätte ich diese Erkenntnis bereits in meinem früheren Job als Vermögensbetreuerin gehabt, hätte ich mir viel Stress erspart."
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Kürzer treten. "Es gibt auch Situationen, in denen ich tagelang gar nicht abschalten kann - etwa bei der Vorbereitung eines Vortrags. Diesen positiven Stress brauche ich aber und nehme diese Anspannung über einen kurzen Zeitpunkt hinweg hin. Genauso wichtig ist es für mich aber, mir nach dem Ereignis Zeit zum Auftanken zu geben, indem ich beruflich kürzer trete."
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