CW: Bevor Sie in die Management-Beratung eingestiegen sind, waren Sie sieben Jahre in einer Führungsposition bei einem internationalen Dienstleistungsunternehmen tätig. Gab es viele Frauen auf dieser Ebene?
- Leadership-Expertin Sabine Walter ...
... unterstützt ambitionierte Frauen, ihre beruflichen und privaten Ziele klar zu definieren und zu erreichen. Im Gespräch mit der CW gibt sie 8 Tipps für Frauen mit Karriereambitionen ... - 1. Schulterschluss
Wir Frauen sollten mehr untereinander netzwerken und uns unterstützen. Das, was wir im Privaten so gut können, sollten wir auf das Berufliche übertragen. Die Männer können das leider bislang besser. - 2. Einfach mal machen
Wir sollten uns mehr zutrauen. Wir sind die Königinnen im Weiterbilden und trauen uns neue Aufgaben oft erst zu, wenn wir sie zu 1000 Prozent können. - 3. Selbst-Marketing
Wir müssen zum einen lernen, Erfolge besser zu verkaufen. Also über das sprechen, was wir messbar erreicht haben. Zum anderen sollten wir in Besprechungen sichtbarer sein. Nehmen wir einmal Männer im Meeting. Sie wiederholen bereits Gesagtes gemäß dem Prinzip „Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem“ und werden dadurch sichtbar. Das müssen wir nicht 1:1 so machen, aber wir sollten uns in Meetings ausreichend Redezeit nehmen, entscheidende Punkte zusammenfassen oder unsere Erfolge, Ideen und Vorschläge spannend inszenieren. Also mehr Drama Queen sein. - 4. Sich breit machen
Was auch hilft, gerade in Meetings, sind übrigens vermeintliche Kleinigkeiten wie sich seinen Platz am Tisch selbstbewusst nehmen, seine Sachen ausbreiten und die Unterarme vollständig auf den Tisch legen. Das – gepaart mit deutlichem Redeanteil - signalisiert eine starke Präsenz. Diese Präsenz steigt weiter, wenn es uns gelingt, während der eigenen Rede immer wieder Blickkontakt mit dem Entscheider aufzunehmen oder diesen sogar verbal in unser Statement einzubinden. - 5. Networking
Wir müssen mehr Allianzen bilden nicht nur zum Fanclub, also zu den Kollegen, die wir mögen, sondern vor allem zu den für unsere Karriere wichtigen Entscheidungsträgern. Denn die bringen uns weiter. - 6. Fordern
Wir müssen lernen, Karriereschritte schneller einzufordern. Frauen warten oft darauf, dass der Chef sie und ihre Leistung sieht und sie bittet, eine Aufgabe zu übernehmen. Hier müssen wir den Spieß umdrehen und selbst Beförderungen einfordern. - 7. Small talk
Small Talk ist die Voraussetzung, damit wir beim Big Talk dabei sind. Small Talk bricht das Eis, liefert Informationen und fördert die Vertrauensbasis. Gerade vor und nach Meetings, im Aufzug oder bei Dienstreisen kann man gut mit dem Chef ein Pläuschchen halten, ihn fragen, wie es ihm geht und selbst ein wenig über außerberufliche Dinge sprechen. Wichtig: Nur das fragen, über das man selbst auch reden würde. Und: Lästern ist tabu. - 8. Name dropping
Es hilft, in Gesprächen mit Kollegen und Vorgesetzten ab und zu wichtige Namen fallen zu lassen – bedeutende Persönlichkeiten, die man kennt oder mit denen man zusammengearbeitet hat, innovative Projekte, die man geführt oder mit denen man sich beschäftigt hat. Auch dadurch bekommt man mehr Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit, Bedeutung.
Sabine Walter: Leider nein. Aber die Frauen, die es gab, waren extrem gut.
CW: Was waren die größten Herausforderungen für Sie?
Sabine Walter: Eine Herausforderung war, als Geschäftsbereichsleiterin von allen männlichen Kollegen vollumfänglich akzeptiert zu sein. Denn ich war ja nicht nur Frau, sondern auch relativ jung und sehr gut in meinem Job. Das war für manche meiner Kollegen und Vorgesetzten teils bedrohlich.
Weniger Förderung als die männlichen Kollegen
CW: Wurden Sie anders behandelt als Ihre männlichen Kollegen? Was Gehalt oder Karriereschritte anbelangt?
Sabine Walter: Das Gehalt stimmte, da habe ich gut verhandelt. Aber ich wurde nicht immer genauso gefördert wie meine männlichen Kollegen.
CW: Wie hat sich das gezeigt?
Sabine Walter: Ich sollte zusätzlich zu meinem Geschäftsbereich die übergeordnete Einheit für ein Jahr kommissarisch leiten, erhielt jedoch nicht die disziplinarische Verantwortung dafür. Das würde ich heute so nicht wieder machen. Wenn ich Ergebnisverantwortung trage, dann benötige ich auch die disziplinarische Zuständigkeit, um Entscheidungen treffen zu können.
CW: Was würden Sie heute noch anders machen?
Sabine Walter: Ich würde strategischer vorgehen und mir genau anschauen, wie meine Vorgesetzten ticken. Wie schaffe ich es, mehr Allianzen zu bilden? Zudem ich würde meinen Charme bei Kollegen und Vorgesetzten mehr einsetzen. Ich dachte damals, ich muss im Berufsleben so hart sein wie die Männer. Doch diese Härte kommt bei den Männern meistens nicht gut an. Deshalb mein Credo heute: Klar in der Sache und charmant und locker im Ton.
CW: Heute arbeiten Sie als Coach und Leadership-Trainerin. Raten Sie das auch den Managerinnen, die zu Ihnen kommen?
Sabine Walter: Ja, ich arbeite mit ihnen genau daran: Wie komme ich an meine Ziele? Wie stelle ich mich dar? Wer außer mir selbst kann mir helfen, meine Ziele zu erreichen? Und wie gewinne ich diese Menschen dafür, mich bei der Zielerreichung zu unterstützen? Bei jungen Managerinnen habe ich oft ein déjà vu. Ich erlebe sie männlich und tough, häufig zu tough. Ihnen helfe ich dabei, die Weiblichkeit auch im Job erstrahlen zu lassen.
CW: Und wie kommen die Frauen an ihre Ziele?
Sabine Walter: Durch strategisches Denken. Es ist für die Karriereplanung enorm wichtig, sich zu überlegen, was ich will. Erst dann kann ich mir die richtigen Kirschen herauspicken? Auf den Job übertragen heißt das, die richtigen Projekte anzunehmen, die dann auch Erfolge und weitere Karriereschritte bedeuten. Denn: Aus einer Arbeitsbiene ist noch nie eine Königin geworden.
CW: Apropos Erfolge: Hier neigen wir Frauen häufig zum Tiefstapeln. Was können wir besser machen?
Sabine Walter: Zunächst einmal ist es wichtig, die Erfolge an die Bereichs- und Unternehmensziele zu koppeln. Nur wenn die da oben etwas von meiner Zielerreichung haben, dann habe auch ich etwas davon. Das heißt, man sollte wissen, welche Ziele der Chef verfolgt. Umgekehrt bedeutet das natürlich auch, wenn ich ein Team führe, muss ich meine Ziele ebenso kommunizieren. Sonst fällt es dem Team schwer, mich bei meiner Zielerreichung zu unterstützen.
CW: Und dann sollte man den Erfolg sichtbar machen. Wie schaffe ich das?
Sabine Walter: Es ist gut, Erfolge in 60 bis 90 Sekunden mit Fakten und Zahlen untermauert darstellen zu können. Frauen sprechen oft davon, was sie gemacht haben und nicht davon, was sie erreicht haben. Auch wenn es dabei um nicht Messbares geht wie eine Verbesserung des Teamklimas, gerade dann ist es wichtig zu berichten, welche messbaren Erfolge das hat, wie etwa die Halbierung der Bearbeitungszeiten oder zehn Prozent weniger Krankenstand.
CW: Gibt es geheime Spielregeln der Macht bei den Männern, die Frauen beachten sollten?
Sabine Walter: Geheime Regeln nicht. Wenn wir genau hinschauen, sind sie transparent: Männer kommen beispielsweise schneller mit den für sie wichtigen Männern in Kontakt. Dafür nutzen sie auch den Small Talk vor und nach Meetings. Sie halten mit dem Chef ein kleines Pläuschchen, sprechen über Fußball, befragen ihn zu aktuellen Themen und lassen auch einmal Bewunderung durchblicken. Das stärkt die Beziehungsebene. Ferner nutzen Männer viel häufiger das Instrument des Name-Dropping. Damit positionieren sie sich indirekt neben wichtigen Menschen - die wahrgenommene Wichtigkeit steigt.
Über Sabine Walter...
Sabine Walter arbeitet als Unternehmensberaterin, Business Coach und Trainerin mit dem Fokus auf Führung mit dem Top- und Mittelmanagement unterschiedlicher Branchen. Zuvor war die studierte Betriebswirtin unter anderem sieben Jahre in einer Führungsposition bei einem internationalen Dienstleistungsunternehmen tätig. Als Business Coach der COSMOPOLITAN Business Academy unterstützte sie viele Jahre ambitionierte Frauen, ihre beruflichen und privaten Ziele klar zu definieren und zu erreichen. www.managementberatung-coaching.de.