CEOs über IoT-Plattform Adamos

"Eine Initiative vom Maschinenbau für den Maschinenbau"

25.10.2017
Von  und
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

"Wir wollen Hunderte von Maschinenbauer gewinnen"

Die bislang beteiligten Maschinenbauer haben in ihrer jeweiligen geschäftlichen Ausrichtung kaum Überschneidungen, sie sind keine Wettbewerber. Ist das eine Bedingung, um Adamos-Gesellschafter zu sein?

Thönes: Wir werden sicher auch Wettbewerber auf der Plattform finden, in Deutschland und auch international. Das ist ja so gewollt. Wir waren gerade auf der Fachmesse EMO in Hannover, da waren viele meiner Wettbewerber auf dem Stand und fragten, ob sie mitmachen dürften. Die Antwort ist ganz klar ja.

Dieter: Tatsache ist, dass es nicht mehr als zehn Gesellschafter von Adamos geben wird. Darunter werden sicher nicht unsere schärfsten Wettbewerber sein, wir wollen ja in unseren Entscheidungen auch vorankommen. Aber für das nachgelagerte Partnernetzwerk gilt: Wir wollen Hunderte von Maschinenbauer gewinnen. Our competitors are welcome!

Sprechen wir über die Anwendungen, die auf der Plattform und den Marktplätzen der Teilnehmer entstehen sollen. Worauf liegt der Schwerpunkt?

Dieter: Wir haben bereits Predictive-Maintenance-Anwendungen gebaut, die wir jetzt gerade auf diese Plattform bringen. Smart-Products-Anwendungen haben wir seit anderthalb Jahren, die kommen ebenfalls drauf. Wir werden in den nächsten Monaten Wartungsassistenten umsetzen und haben auch schon die ersten Batch-Analytics-Anwendungen, mit denen wir die Anlagen-Performance erhöhen. Jeder von uns hat seinen Fahrplan und es werden schon in den nächsten Wochen und Monaten mindestens 20 verschiedene Applikationen umgesetzt.

Peter: Natürlich werden Apps, die sich stark auf die eigenen Maschinen konzentrieren, zuerst da sein. Aber jeder, der eine DMG-Maschine kauft und Teile darauf fräst, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann auch eine Maschine von uns (Zeiss) einsetzen, um die Qualität abzuprüfen. Jetzt stellen Sie sich mal vor, welche Möglichkeiten entstehen, wenn wir diese beiden Welten zusammenbringen können. Das ist der Anspruch, den wir perspektivisch mit Adamos haben: zusammen Mehrwerte für unsere Kunden zu schaffen.

Interoperabilität ist es, was Industrie 4.0 ausmacht

Wie sieht es mit der Interoperabilität mit anderen IoT-Plattformen aus, etwa von Siemens oder Bosch?

Streibich: Interoperabilität ist ja eigentlich das, was Industrie 4.0 ausmacht: Die Digitalisierung in der Fabrik. Connectivity ist hier ein ganz wichtiger Punkt, insbesondere zwischen den Maschinen unterschiedlicher Hersteller. Wie gelingt es, einen durchgängigen digitalen Produktionsprozess zu realisieren? Dafür haben wir die IoT-Plattform, die sich auf Connectivity zu den Smart Machines konzentriert, um Daten etwa für Predictive Maintenance oder andere Use-Cases zu bekommen.

Im zweiten Schritt geht es dann darum, eine einfach nutzbare, auf offenen Standards basierende Verbindung und Interoperabilität der verschiedenen Lösungen zu bekommen. Dann können die Kunden entscheiden, was für sie der einfachste, beste, offenste Weg ist. Sie wollen nicht mehr in die proprietäre Welt eines Lieferanten eingezwängt sein. Sie wollen auch nicht mehr Eigenentwicklungen betreiben müssen, dafür sind die Innovationsgeschwindigkeiten heute viel zu hoch.

Daten sind bekanntlich das neue Öl: Wollen die Adamos-Gesellschafter gemeinsam mit ausgewählten Partnern auch datenbezogene Geschäfte umsetzen?

Dieter: Eine Wettbewerbskooperation steht natürlich nicht im Fokus. Da gibt es ja auch kartellrechtliche Grenzen, man kann nicht beliebig kooperieren. Tatsächlich verbinden sich unsere Fachleute aber so eng miteinander, dass sie zwangsläufig auch über maschinenbauspezifische Geschäftsideen reden werden, nicht nur über Plattformen und Applikationen. Hier wird sicher eine neue Qualität des Austauschs entstehen, was in den heutigen komplexen Zeiten auch notwendig ist. Je mehr dabei mitmachen, desto besser.

Wie ist die Geschäftsführungs- und Beiratsstruktur in der Adamos?

Streibich: In der Adamos GmbH sind die zehn Gründungsmitglieder, die schon bald vollzählig sein werden. Sie organisieren sich im Beirat. Dann gibt es ein Technologiekomitee, ein Pricing-Komitee, und es gibt die offene App Factory Alliance, wo man sich drüber unterhält, was die Qualitäts- und Zertifizierungsvoraussetzungen dafür sind, dass man Apps verwenden kann, auch auf anderen Marktplätzen. Darüber hinaus hat jeder Teilnehmer seine eigenen Marktplätze, sein Gesicht zum Kunden.

Kern des Joint Ventures ist also die Adamos GmbH, die Plattform, die offen und auf unterschiedlichen IaaS-Plattformen lauffähig ist. Alle Apps werden APIs haben, um einerseits mit Adamos kompatibel zu sein, zum anderen aber auch die gewünschte Interoperabilität zu anderen Teilnehmern, Marktplätzen, Maschinen, was auch immer, zu ermöglichen.

Komplette End-to-End-Lösung

Zum Schluss die zugespitzte Frage: Warum wird Adamos den zweifellos bevorstehenden Shake-out bei IoT-Marktplätzen überstehen?

Thönes: Die Architektur, die wir aufgesetzt haben, ist die Basis für die Entwicklung einer durchgängigen Softwarelösung. Damit hat eine globale Allianz eine offene, herstellerneutrale Plattform geschaffen, abgesichert durch die Software AG, die immer den Anspruch hat, technologisch vorne dran zu sein.

Wir haben alle unsere eigenen Apps, und wir werden die App-Entwicklung beschleunigen, indem wir enger zusammenarbeiten. Wir haben eine Durchgängigkeit von der Plattform bis zum Kunden, eine komplette End-to-End-Lösung, und die Kundenschnittstelle kontrollieren wir selbst. Wir fokussieren uns auf unterschiedlichste Kundengruppen.

Lauber: Wenn Sie sich die installierte Basis anschauen, die da jetzt schon vertreten ist, dann sehen Sie ein enormes Know-how, was in diese Plattform einfließen kann. Das gibt es bei den anderen nicht.