"Otto ... find ich gut" - diesen Spruch kennen viele, die beim Hamburger Handelsriesen Ware bestellen. Bei den Informatikern scheint er allerdings noch nicht so richtig zu ziehen. Rund 50 offene IT-Stellen gilt es zu besetzen, und damit tun sich die Hamburger schwer. Eigentlich kein Einzelfall, denn Anwenderunternehmen haben ihre liebe Not, IT-Profis zu finden. Noch immer herrscht unter Computerfachleuten das (Vor-)Urteil, dass es die interessanten und gutbezahlten Jobs eher in Beratungs- und Softwarehäusern gibt.
Dabei bietet die IT der Otto Group mit ihren 450 Fachleuten eine vielfältige Architektur- und Technologielandschaft mit Datenbank- und Applikations-Server im Mission-Critical-Umfeld, ein riesiges Data Warehouse auf Basis moderner Technologien wie ETL, Olap, Data Mining sowie eine Vielzahl von eigenentwickelter Software. Dazu zählen unter anderem eine Internet-basierende B-to-B-Plattform, die die wichtigsten Einkaufssysteme der Konzernfirmen mit den Lieferanten und den Einkaufsbüros international vernetzt.
Starke Spezialisierung
Dass dabei eine gut funktionierende IT notwendig ist, braucht hier nicht länger erläutert zu werden. Und dass neue Technologien und neue Methoden veränderte Anforderungen an die IT-Mitarbeiter bedeuten, sei auch nachvollziehbar, meint Otto-Group-CIO und Vorstandsmitglied Wolfgang Linder. Die IT sei gefordert, "sich stärker als Berater und Dienstleister für die Konzernfachbereiche sowie zunehmend auch für das Mandantengeschäft der Konzernunternehmen aufzustellen". Dies bedeute die Umstellung von "Anwendungssilos auf prozessorientierte, anwendungsübergreifende Aufgaben", so der CIO.
Der Leiter der Softwareentwicklung, Frank Postel, erzählt, dass früher IT-Mitarbeiter eine ganze Anwendung von der Analyse über das Testing bis hin zur Einführung betreuten. Nun sei eine starke Spezialisierung eingetreten. Um diese Umstellung besser zu bewältigen, holte sich Otto Hilfe von außen, was nicht nur für Zustimmung sorgte, wie Postel zugibt: "Wir hatten Schlüsselpositionen in die Hände externer Berater gegeben, weil wir diesen Change-Prozess nicht allein organisieren konnten." Um ihnen die Ängste zu nehmen, wurden die internen Mitarbeiter ausführlich geschult. "Wir mussten aber nicht aus jedem Host- einen J2EE-Programmierer machen", beruhigt Postel.