SAP
Als SAP im Frühjahr 2010 seine gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) entwickelte In-Memory-Datenbank HANA vorstellte, sorgte die Ankündigung für viele Schlagzeilen. Dieser Schritt und die Übernahme von Sybase im Mai des gleichen Jahres markierten den Einstieg des größten deutschen Softwareherstellers ins Datenbankgeschäft. Heute bieten die Walldorfer verschiedene Datenbankprodukte an: SAP Adaptive Server Enterprise (ASE), SAP SQL Anywhere und die In-Memory-Datenbank SAP HANA. Sowohl SAP ASE wie auch SAP HANA gibt es auch als Cloud-Versionen.
Stärken: Als Neuling im Datenbankgeschäft konnte SAP in den zurückliegenden Jahren mit hohen Wachstumsraten glänzen, die sich zuletzt allerdings etwas abschwächten. SAP bemüht sich zudem, den Einsatz seiner DBMS durch eine vereinfachte Preisgestaltung, eine stärkere Fokussierung seines Vertriebs sowie den Ausbau von Partner- und ISV-Programmen zu pushen. Aus Sicht der Gartner-Analysten punkten die Walldorfer vor allem mit dem Funktionsumfang ihrer Datenbanklösungen. So bietet SAP zahlreiche Funktionen an, die von anderen Anbietern nur gegen Aufpreis zu haben sind. Beispielsweise umfasst die SAP HANA Enterprise Edition Features für Predictive- und Streaming-Analytics sowie verschiedene Datenschutzfunktionen.
Vor diesem Hintergrund ist laut Gartner davon auszugehen, dass SAP auch Features der mit dem Kauf von Callidus Software Anfang des Jahres erworbenen NoSQL-Datenbank OrientDB in seine Datenbanken einbauen wird. Als Pluspunkt verweist Gartner auf Umfragen unter Referenzkunden, die sich zufrieden mit Leistung, Geschwindigkeit und der Fähigkeit von SAP HANA äußerten, transaktionale und analytische Prozesse in einem System zu bündeln. Auch die Migrationsmöglichkeiten und -unterstützung in Richtung HANA werden von den Anwendern positiv bewertet. Gartner betont zudem, dass SAP sein Portfolio um eine Data-Management-Suite erweitert hat, die die Datenermittlung, Datenbereinigung, Governance und Verbindungen zu Daten von Drittanbietern erleichtern soll.
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2864 Anwender hat Crisp Research zum Thema In-Memory befragt: 42 Prozent haben sich mit der Technik bereits beschäftigt. Doch nur für 150 von ihnen steht der Einsatz von SAP HANA fest. - Eingesetzte Datenbank.jpg
Vor allem Microsoft- und Oracle-Systeme sind die bevorzugten Datenbanken in den befragten Anwenderunternehmen. - Pläne für In-Memory-Datenbanken
Gut vier von zehn Befragten haben bereits eine In-Memory-Datenbanktechnik evaluiert. Allerdings sagen auch fast 60 Prozent, dass derzeit eine In-Memory-basierte Datenverarbeitung für sie nicht von Interesse sei. - Entscheidung in Sachen HANA
200 Anwenderunternehmen von den 2864 Befragten beschäftigen sich intensiver mit SAP HANA. Rund ein Drittel setzt das System bereits produktiv ein. Fast die Hälfte prüft noch und knapp jeder Fünfte kann sich noch nicht so recht entscheiden. - Ziel: HANA als Beschleuniger.jpg
Mehr als die Hälfte der HANA-Interessenten erwartet, dass das In-Memory-System die Unternehmensprozesse beschleunigt. Außerdem soll HANA dabei helfen, Systeme zu konsolidieren, um so die Komplexität zu verringern. Immerhin jeder Achte ist unzufrieden mit Oracles Lizenzpolitik und will deshalb den Anbieter wechseln. - Strategische Ziele.jpg
Vor allem im Umfeld von Big Data, dem Customer Relationship Management (CRM) und Industrie 4.0 sowie dem Internet der Dinge solle HANA zum Einsatz kommen. Simulationen neuer Geschäftsmodell spielen bei der strategischen Zielsetzung allerdings noch keine besonders große Rolle. - HANA-Einführung.jpg
Das Gros der HANA-Interessenten will das System für Business Intelligence (BI) und das Reporting einsetzen. Der Einsatz als Betriebsplattform für neue Workloads kommt nicht einmal für ein Viertel der Unternehmen in Frage. Als Innovations-Show-Case spielt HANA derzeit nur eine untergeordnete Rolle. - HANA-Architektur.jpg
Die meisten Anwender sehen HANA derzeit als ergänzendes System und Beschleuniger für ihre bestehenden Architekturen. Nur jeder Fünfte der Befragten will HANA als Primär-System einsetzen und bestehende Systeme abschalten. - Anwendern fehlt HANA-Knowhow.jpg
Vor allem das fehlende Knowhow für HANA im eigenen Haus wie bei potenziellen Partnern bereitet den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Außerdem fehlen den Befragten Migrationskonzepte für Nicht-SAP-Systeme. - Anwender monieren technische Probleme.jpg
Neben den Klassikern wie Zeit- und Budget-Überschreitungen beklagen die HANA-Anwender auch Probleme mit der Systemstabilität sowie nicht erfüllte Erwartungen hinsichtlich der Leistung. - Anwendern ist HANA zu teuer.jpg
Verbesserungspotenzial sehen die Befragten vor allem bei den Kosten. Sie wünschen sich ein attraktiveres Lizenzmodell, mehr Out-of-the-Box-Lösungen sowie günstigere Wartungskosten.
Schwächen: Auch wenn das SAP-Management einiges getan hat, das Packaging und Pricing von HANA transparenter und leichter verständlich zu gestalten, sehen viele Anwender das Preis-Leistungs-Verhältnis noch eher kritisch. An dieser Stelle müsse SAP noch Überzeugungsarbeit leisten, um den Mehrwert seiner Lösung gerade hinsichtlich der zusätzlichen Funktionen herauszuarbeiten, heißt es bei Gartner. Auch mit Blick auf die Programmiermöglichkeiten, die Qualität von Schulungen und Trainings sowie die Professional Services müsse der deutsche Softwarekonzern nachbessern. SAP hat zwar die Features seiner Datenbank HANA massiv ausgebaut, dabei allerdings den Fokus hauptsächlich auf das Zusammenspiel mit den eigenen Applikationen gelegt. Um HANA als universell einsetzbare Datenbank im Markt zu positionieren, muss der Anbieter Funktionslücken schließen und weitere Features integrieren, wie beispielsweise eine umfangreichere Unterstützung klassischer SQL-Abfragen.
Die Verfolger
IBM kann sich als fünftes Unternehmen noch eben in Gartners Leader-Quadrant positionieren, hat aber den Anschluss verloren. Die Analysten heben dennoch das breite Portfolio rund um DB2 in On-Premise- und Cloud-Umgebungen hervor. Punkten könne IBM in Sachen Funktionalität, Verfügbarkeit und Stabilität seiner Datenbanken sowie mit gutem Support. Schwächen hat Gartner in der Vermarktung identifiziert. Seit Jahren gehen IBMs Datenbankumsätze zurück. Das könnte unter anderem an komplexen Preis- und Lizenzmetriken liegen, die viele Kunden bemängelten. Probleme soll es auch bei der Integration zwischen Cloud- und On-Premise-Systemen geben.
Zu den Visionären im Datenbankmarkt zählt Gartner die Cloud-Spezialisten Google und Alibaba. Neben Partnerschaften mit anderen Datenbankanbietern baut Google an eigenen Services. Das umfasst klassische SQL- wie auch NoSQL-Systeme sowie Spezialbereiche wie In-Memory. Dabei hebt sich Google durch die einfache Nutzung seiner Services hervor. Darüber hinaus arbeitet der Suchmaschinenspezialist mit Hochdruck an neuen Funktionen und Services sowie dem Ausbau des Ökosystems. Allerdings kritisieren viele Kunden funktionale Lücken sowie Schwächen im Support. Auch bei der Marktpräsenz gibt es Luft nach oben.
Auch Alibaba offeriert mittlerweile eine Reihe eigener Datenbankservices, die der Anbieter auf Basis von Open-Source-Techniken entwickelt hat. Gartner lobt den Umfang des Portfolios, das auch Private-Cloud-Komponenten für den On-Premise-Betrieb umfasst, und verweist auf starke Wachstumsraten. Als Schwächen sehen die Analysten die Konzentration auf den chinesischen Markt. Auch am Funktionsumfang und der Integration seiner Datenbankservices in die Applikationslandschaften seiner Kunden müsse der Konzern noch arbeiten.