Interview mit Annette Maier, VMware

Digital Leadership - wie Führungskräfte die digitale Transformation für sich nutzen sollten

10.05.2018
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Nicht nur Mitarbeiter müssen umdenken, auch Führungskräfte sollten sich die Errungenschaften des digitale Zeitalter zu Nutze machen, fordert Annette Maier, Deutschland-Chefin bei VMware im CW-Interview.
Im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE verrät die Deutschland-Chefin bei VMware, warum es gut ist, Risiken einzugehen.
Im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE verrät die Deutschland-Chefin bei VMware, warum es gut ist, Risiken einzugehen.
Foto: VMware

Die digitale Transformation stellt Unternehmen und die Art des Arbeitens auf den Kopf. In wie fern beeinflussen diese Veränderungen Ihre Rolle als Führungskraft?

Annette Maier: Schnelle Reaktionen, innovative Ideen sowie ein agiles und kollaboratives Arbeiten über Grenzen hinweg werden immer wichtiger - Aspekte, die mit herkömmlichen Management-Methoden nicht immer zu vereinbaren sind. Das digitale Zeitalter erfordert deshalb nicht nur ein Umdenken der Mitarbeiter, sondern auch eine Anpassung des Führungsstils. Ich selbst richte mich nach dem Prinzip der agilen Führung. Indem ich Verantwortung an meine Mitarbeiter übergebe und auf ihre Expertise vertraue, schaffe ich es, das "Big Picture" im Auge zu behalten und gleichzeitig als Mentor beratend zur Seite zu stehen. Meine Mitarbeiter wiederum arbeiten in agilen Projektteams zusammen und tauschen sich interdisziplinär aus.

Verantwortung abgeben bedeutet aber auch Kontrollverlust…

Annette Maier: Ja das stimmt, und für viele Führungspersonen stellt die Abgabe der Kontrolle eine große Hürde dar. Denn ein regelmäßiger Austausch mit bestimmten Mitarbeitern ist dann nicht mehr selbstverständlich. Für mich als Führungskraft bedeutet das, auf das Engagement, das Know-how und die Eigenverantwortung meiner Mitarbeiter zu vertrauen. Leader sollten deshalb eine Rolle als Stratege annehmen, der die Richtung vorgibt und die Mitarbeiter motiviert, ihnen aber auch Freiheiten gewährt.

Und wie schaffen Sie es, Ihre Mitarbeiter immer wieder neu zu motivieren?

Annette Maier: Motivieren heißt für mich zum einen mehr Verantwortung zu übergeben und weniger zu kontrollieren, so dass die Kollegen eigene Ideen einbringen, kreativ sein und an ihren Aufgaben wachsen können. Wichtig für die Motivation meines Teams sind mir aber auch ein regelmäßiges Feedback, Lob für gelungene Projekte sowie konkrete Aufstiegsmöglichkeiten. Aber auch ein Tapetenwechsel sorgt für mehr Spaß bei der Arbeit: So nutzen wir die Möglichkeit des sozialen Engagements, welches VMware ermöglicht, um einmal im Jahr, bei unserem Social Day, die 300 VMware-Mitarbeiter aus ganz Deutschland zusammenzubringen und für einen gemeinnützigen Zweck gemeinsam zu arbeiten. Das Feedback meiner Mitarbeiter zeigt mir, dass neben dem sozialen Effekt auch eine starke Teambuilding-Maßnahme zu Tage tritt.

Sind Sie der Meinung, dass ein kooperatives Führungsprinzip, ein zugänglicher Chef mit offener Bürotür und ein gegenseitiges Duzen auch in großen Unternehmen funktionieren kann?

Annette Maier: Flache Hierarchien sind in großen Unternehmen nicht nur möglich, sondern in meinen Augen sogar notwendig. Denn solche Organisationsmodelle haben etliche Vorteile: Unternehmen mit flacheren Hierarchien können viel schneller und flexibler auf neue Situationen reagieren, innovativer sein und schneller Entscheidungen treffen. Zudem ändert sich auch die Art der Kommunikation: Mitarbeiter haben eher die Möglichkeit, ihre Meinung frei zu äußern - auch gegenüber Führungspersonen. Gerade bei jüngeren Kollegen merke ich sehr häufig, dass sie kurze und offene Kommunikationswege bevorzugen.

Apropos Kommunikation: Angesichts global verteilter Teams sowie orts- und zeitunabhängigen Arbeiten wird diese immer wichtiger. Wie schaffen es Ihre Teams sich auszutauschen und grenzübergreifend an Projekten zu arbeiten?

Annette Maier: Es ist unsere Aufgabe als Führungskräfte, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein agiles, flexibles und eigenverantwortliches Arbeiten möglich machen. Selbstverständlich gehört hierzu auch eine moderne Form der Kommunikation. Bei VMware nutzen wir deshalb unternehmensinterne Social-Media-Kanäle, mit welchen dann Teams sich standortübergreifend an Projekten arbeiten und austauschen können.

Wie gehen Sie mit Fehlern Ihrer Mitarbeiter um? Und können deutsche Unternehmen von der amerikanischen "Kultur des Scheiterns" noch etwas lernen?

Annette Maier: Innovativ sein und Innovationen vorantreiben bedeutet auch, Mitarbeitern ein Maß an Selbständigkeit und Freiheit zu gewähren, Fehler zu tolerieren und ein Scheitern zuzulassen. Mitarbeiter, die keine Risiken eingehen und keine Fehler machen dürfen, werden davor zurückscheuen, neue und außergewöhnliche Ideen zu äußern.