Mit Cloud, Big Data und Analytics aus der Krise

Die Story von Hewlett-Packard

18.04.2015
Von 
Christian Merten ist als freier Journalist in München tätig.

2013: Das PC-Geschäft bricht ein

Unter Whitman will HP wieder in die technologische Offensive gehen. Neue Produkte rund um Cloud Computing, Big Data und Analytics sollen helfen, das Runder herumzureißen. Sie sollen das wegbrechende PC-Geschäft kompensieren helfen. HP ist zwar noch Marktführer, doch die PC-Verkäufe sind im ersten Quartal 2013 um fast 24 Prozent abgesackt. Lenovo ist HP auf den Fersen und konnte im gleichen Zeitraum sogar ein kleines Plus von 0,1 Prozent an abgesetzten PCs verzeichnen.

Außerdem hat Whitman dem Unternehmen einen Sparkurs verordnet. Insgesamt sollen 29.000 Stellen gestrichen werden, also fast jede zehnte. In Deutschland sollen 1300 von einst 10.300 Jobs wegfallen. Whitman zeigt sich entschlossen, Hewlett-Packard wieder in die Erfolgsspur zu bringen. Personell kommt das Unternehmen allerdings noch nicht zur Ruhe. Anfang April gibt der Chef des Verwaltungsrats Ray Lane seinen Posten auf. Er reagiert damit auf das magere Wahlergebnis auf der letzten Hauptversammlung, auf der ihn nur 59 Prozent der Aktionäre wählten.

Meg Whitman verordnet HP einen radikalen Sparkurs.
Meg Whitman verordnet HP einen radikalen Sparkurs.
Foto: Hewlett-Packard

Mit einem Flug zum Mond will HP sein Hardware-Geschäft ankurbeln: Das Projekt Moonshot wird zum Produkt, zu einer neuen Plattform aus Storage, Netzwerk, Server und Managementlösung, die mit energiesparsamen Prozessoren arbeitet und mit wenigen Klicks dem Einsatz angepasst werden kann. Außerdem kündigt Unternehmenschefin Whitman an, dass HP ins 3D-Druckergeschäft einsteigen will. Doch den weiteren Umsatzrückgang kann das Unternehmen nicht aufhalten. Er sinkt um sieben Prozent auf 112 Milliarden Dollar. Immerhin schreibt das Unternehmen wieder Schwarze Zahlen und erwirtschaftet einen Nettogewinn von gut 5 Milliarden Dollar. Meg Whitman sieht die Talsohle erreicht und verspricht zumindest eine Stabilisierung der Erlöse.

In Deutschland kommt ein neuer Mann ans Ruder: Heiko Meyer, zuletzt zuständig für das Geschäft mit Druckern und Personal Computern in Westeuropa, übernimmt den Vorsitz der Geschäftsführung. Vorgänger Volker Smid verlässt HP freiwillig und wechselt in die Medienbranche.

2014: Vorwärts in die Vergangenheit

Alte Konzepte und Ideen sollen helfen, Hewlett-Packard wieder flott machen. So steigt das Unternehmen ins Smartphone-Geschäft ein, dieses Mal mit Android als Betriebssystem, und nennt die Geräte Voice Tablets. Doch die Rückbesinnung auf ein ehemals erfolgreiches Segment von Taschencomputern bringt keinen Durchbruch. Trotz aller Schwächen bleibt HP mit einem Marktanteil von 18 bis 19 Prozent auf Platz zwei bei der größten PC-Anbieter.

Der Stellenabbau geht weiter. Im Laufe des Jahres erhöht sich die Zahl aus dem Vorjahr auf insgesamt 50.000. In Deutschland sollen 600 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen.

Unterdessen stärkt der Verwaltungsrat die Position von Whitman. Nachdem Ralph Whitworth aus gesundheitlichen Gründen den Vorsitz des Gremiums niedergelegt hat, hebt der Verwaltungsrat die Unternehmenschefin auch auf seinen Chefposten und macht sie quasi zur eigenen Kontrolleurin.

Im PC-Geschäft sieht das Unternehmen ein schwaches Licht am Ende des Tunnels. Unter anderem das Ende für den Windows-XP-Support belebt den Umsatz. Erstmals nach elf Quartalen verbucht der Konzern ein Umsatzplus - allerdings bei sinkendem Gewinn. Aufs Geschäftsjahr gesehen aber sinken Umsatz und Gewinn weiter.

Anfang Oktober nimmt der einstige Branchenprimus Anlauf für den finalen Befreiungsschlag: Bis November 2015 soll der Konzern durch einen Aktiensplitt aufgeteilt werden in HP Inc. als Anbieter von Personal Computern und Drucker sowie in Hewlett-Packard Enterprise mit Unternehmenslösungen für Infrastruktur, Software und Services. Damit geht Unternehmenschefin Whitman einen Schritt weiter als der kurzzeitige HP-Chef Léo Apotheker. Er wollte sich nur vom Druckergeschäft trennen. Jetzt sollen zwei ähnlich starke Unternehmen entstehen. HP Inc. soll von Dion Weisler geführt werden. Er verantwortet bereits jetzt das Geschäft der PC- und Druckersparte. Hewlett-Packard Enterprise will Meg Whitman selbst leiten.

In Deutschland eröffnet HP eines von mittlerweile zehn Cyberabwehrzentren des Konzerns.