Umfrage zu Open Company

Die meisten Anwender wollen Daten nicht teilen

25.07.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Datenkultur und Open Company bleiben für viele deutsche Unternehmen und Behörden Fremdwörter. Die Bereitschaft, Daten zu teilen, ist hierzulande eher gering.
Fehlendes Vertrauen und die Angst vor Kontrollverlust stehen der Idee von Open Data und Open Company noch oft im Weg.
Fehlendes Vertrauen und die Angst vor Kontrollverlust stehen der Idee von Open Data und Open Company noch oft im Weg.
Foto: durantelallera - shutterstock.com

Fast vier von zehn Entscheiderinnen und Entscheidern in deutschen Unternehmen würden Inhouse-Daten nicht innerhalb ihrer Organisation teilen - auch dann nicht, wenn sie dadurch effizienter und innovativer arbeiten könnten. Das Teilen unternehmenseigener Daten mit externen Partnern kommt sogar nur für zwölf Prozent der Führungskräfte in Frage. Das hat der aktuelle "Managementkompass Survey" von Sopra Steria und des F.A.Z.-Instituts zum Thema Open Company ergeben. Dafür wurden 271 Manager aus Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung in Deutschland im Mai 2023 online befragt.

Die zentralen Gründe für die geringe Bereitschaft Daten zu teilen, sind laut Umfrage das fehlende Vertrauen in den Sinn und Nutzen. Das Silodenken wird demnach in vielen Betrieben nur langsam abgebaut. Die Anwender fürchten einen Kontrollverlust und glauben, dass Daten falsch verstanden, interpretiert und verwendet werden könnten, heißt es in der Studie. Das sei ein Beleg dafür, dass sich die Idee einer "Open Company" in den meisten Unternehmen intern noch nicht durchgesetzt habe.

"Die Zahlen zeigen, wie zurückhaltend Organisationen in Deutschland sind und dass Open Innovation und Zusammenarbeit an eine Grenze stoßen, wenn es um das Teilen von Daten geht", konstatiert Torsten Raithel, Experte für Data & Analytics bei Sopra Steria. Daten seien für die Unternehmen immer noch ein gut gehütetes Geheimnis. In der öffentlichen Verwaltung erschwerten zudem föderale Strukturen das Teilen von Daten über Bundesländergrenzen hinweg. Raithels Rat: "Sowohl die Wirtschaft als auch der öffentliche Sektor sind gefordert, die passenden Voraussetzungen zu schaffen."

Kooperationen scheitern am Misstrauen

Nachholbedarf sieht der Berater beim Aufbau einer Datenkultur: "Daten zu teilen, heißt, sich ein Stück weit zu offenbaren und die puren Zahlen ohne Filter und ohne Möglichkeit zur Beschönigung offenzulegen." Viele Betriebe würden nicht verstehen, dass es keinen Know-how-Verlust bedeute, wenn Daten mit Dritten geteilt würden. Tatsächlich führt knapp die Hälfte der Befragten fehlendes Vertrauen und Angst vor Datenmissbrauch als Hauptgründe gegen Partnerschaften auf der Grundlage geteilter Daten an. 43 Prozent befürchten zudem, dass in Kooperationen wichtige Daten verlorengehen könnten.

Studie Data-Driven Enterprise 2023

Für die Idee einer Open Company brauche es in erster Linie ein verändertes Denken, sagt Raithel. In den Behörden und Unternehmen würden intern zwar mehr Daten geteilt als früher, aber längst nicht in der notwendigen Breite. Vor allem Ämter (44 Prozent) und Finanzdienstleister (43 Prozent) stellten ihre Daten nicht teamübergreifend zur Verfügung. "Die Mitarbeitende sind häufig besorgt darüber, dass jemand in ihren Kompetenzbereich eingreifen könnte. Sie fühlen sich kontrolliert oder fürchten, dass ihre Arbeit im nächsten Schritt automatisiert wird", stellte der Berater fest. Aufgabe des Managements sei es, den Beschäftigten diese Sorgen zu nehmen.

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Immerhin scheint den Verantwortlichen in vielen Betrieben klar zu sein, dass sie etwas ändern müssen. 37 Prozent bemängeln selbst die fehlende Kultur der Offenheit. Jede zweite Organisation plant demnach, am Mindset der Belegschaften zu arbeiten. 42 Prozent wollen die Transparenz verbessern. Technische Voraussetzungen wie die Einführung eines Data Warehouse, Data Mesh oder von neuen Schnittstellen zwischen den Teams können laut Raithel aber immer erst der zweite Schritt sein. Am Anfang stehe ein verändertes Denken.