Software-defined und Service-orientiert

Die IT-Infrastruktur der Zukunft

02.03.2016
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

Das Rechenzentrum von morgen wird programmiert

Das Vorgehen beim Aufbau einer solchen Infrastruktur unterscheidet sich nach Einschätzung von Carlo Velten grundsätzlich von dem bislang üblichen: "Der Administrator von heute programmiert seine Infrastruktur und bindet dabei unterschiedliche Cloud-Services mit ein, anstatt sich wie früher manuell durch unterschiedliche Konsolen zu klicken."

Beispielsweise stellen alle großen Cloud-Plattformen ein Set von Standard-Services, etwa für die Zuteilung von Speicherplatz, über eine API bereit. Mittels Skripting lassen sich diese Services so in durchgängige Unternehmensprozesse einbinden, dass beispielsweise bei Lastspitzen einzelner Anwendungen automatisch die benötigten zusätzlichen Ressourcen bei einem Cloud Provider freigeschaltet, überwacht und abgerechnet werden. Viele andere Deployment-, Konfigurations- und Monitoring-Prozesse, die unter anderem bei der Umsetzung von DevOps entscheidend sind, lassen sich ebenfalls auf diese Weise automatisieren. So haben Entwickler und Administratoren mehr Zeit für eine engere Zusammenarbeit, ohne ihre jeweiligen Kernaufgaben zu vernachlässigen.

Die Cloud-Denke ist noch nicht angekommen

Eine zentrale Rolle in der IT-Infrastruktur von morgen spielt das Cloud-Modell, egal ob als Private, Public oder Hybrid Cloud. Wer von den Vorteilen einer programmierten Infrastruktur profitieren will, muss nicht unbedingt in die Public Cloud gehen. Wichtig ist jedoch bei einer Private Cloud, das sie sich verhalten muss wie eine Public Cloud, so Velten: "Das Problem vieler Private Clouds in der Vergangenheit war, dass sie eigentlich nichts Anderes waren als eine virtualisierte Umgebung, in der ein Administrator statt physikalischer Server virtuelle Maschinen - mehr oder weniger manuell - verwaltet hat." Auf diese Weise konnten Unternehmen zwar bestehende Server-Ressourcen besser auslasten, aber mit der vom Business geforderten dynamischen Anpassung der Infrastruktur an die geschäftlichen Anforderungen hatte es wenig zu tun.

Warum das für immer mehr Unternehmen zu wenig ist, erklärt Karsten Kirsch so: "Die Herausforderung einer Versicherung beispielsweise ist es ja nicht, ihre IT möglichst effizient und sicher zu betreiben. Die Herausforderung besteht darin, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die in einem völlig neuen Marktumfeld in den nächsten fünf oder zehn Jahren funktionieren und die Existenz des Unternehmens sichern. Und dazu muss die IT ihren Beitrag leisten."