"Die Tage der IT, wie wir sie heute kennen, sind gezählt" - das sagt Karsten Kirsch, Geschäftsführer des Hamburger IT-Dienstleisters Direkt Gruppe. Und er begründet seine Einschätzung mit Erfahrungen, die wohl jeder Business-Anwender kennt: "Applikationen, die nur genutzt werden können, wenn sie in die vorhandene Infrastruktur passen, Server-Bereitstellungszeiten von Wochen oder Monaten und Workflows, die an der Unternehmensgrenze enden - das lassen sich die Business-Verantwortlichen nicht mehr bieten. Wenn die IT-Abteilung die geforderten Leistungen nicht bringen kann, ist sie aus dem Rennen." Diese Wahrnehmung teilt auch Carlo Velten, Marktanalyst und CEO der Crisp Research AG: "Wir hören immer öfter, dass CIOs nur eine Alternative haben: Entweder sie packen die Umstellung auf eine moderne IT-Infrastruktur jetzt an, oder sie können sich einen neuen Job suchen. Der Druck ist immens."
Was steckt hinter Software-defined Data Center?
Das Mittel der Wahl, mit dem die IT-Entscheider künftig die Forderungen der Business-Seite nach schnelleren, flexibleren Services erfüllen wollen, heißt "Software-defined Data Center (SDDC)". Doch was ist damit gemeint?
Auf den ersten Blick signalisiert der Begriff: Im Vordergrund stehen weiterhin die Technik und eine hermetische Form der IT-Organisation (Data Center). Warum also sollten Business-Verantwortliche heute glauben, dass die IT es jetzt ernst meint mit der Service-Orientierung? Überzeugen können jetzt nur noch konkrete Projekte, so Kirsch: "Wenn eine Versicherungs-IT innerhalb weniger Tage einen Proof of Concept auf die Beine stellt, der eine Zeitersparnis von 75 Prozent bei der Erstellung von rechenintensiven Berichten belegt, dann sieht das Business: Die haben verstanden." Möglich werden solche Projekte in einer Software-definierten Infrastruktur, die IT-Ressourcen unabhängig davon bereitstellt, auf welcher Hardware sie laufen und wo sie von wem betrieben werden. Kirsch spricht dabei von einer "Service-definierten Infrastruktur".
- Hans Schramm, Field Product Manager Enterprise, Dell
"Es ist sicherlich unumstritten, dass Software heute eine tragende Rolle bei allen Storage-Themen spielt, das wird sich zukünftig weiter verstärken." - Dr. Stefan Radtke, CTO Isilon Storage Division, EMC Deutschland
"Die Storage-Hardware besteht bei EMC schon heute fast ausschließlich aus Commodity Komponenten. Selbst die High-End Speichersysteme wie EMC VMAX oder Scale-Out-NAS Islilon Systeme bestehen mit wenigen Ausnahmen vollständig aus Commodity Komponenten." - Robert Guzek, Senior Alliance Manager CE FTS CE ISS Market Operations, Fujitsu Technology Solutions
"Nur wenn die Hardware selbst über eine gewisse Intelligenz verfügt, ist sie in der Lage, unmittelbar zu reagieren und die erwünschten kurzen Antwortzeiten zu liefern. Die Hardware muss in Zukunft deshalb eher an Intelligenz gewinnen, sie muss sich selbst besser verwalten und sich flexibler an die Geschäftsprozesse und betrieblichen Anforderungen anpassen können." - Thomas Meier, Chief Technologist Storage, Hewlett-Packard
"Das Software Defined Data Center ist bei HP bereits Realität: Die Cloud-Management-Lösung Cloud Service Automation, das offene Cloud-Betriebssystem Cloud OS sowie Lösungen für Software Defined Networking und Software Defined Storage sind bereits Bestandteil von HPs Portfolio für das Rechenzentrum der Zukunft.“ - Dr. Georgios Rimikis, Senior Manager Solutions Strategy, Hitachi Data Systems
"Hardware wird im professionellen Umfeld auf absehbare Zeit mehr sein als bloße Commodity. Das gilt für 2014 und auch noch darüber hinaus." - Michael Achtelik, Storage Business Leader DACH, IBM Deutschland
"Bei der Umsetzung der Konzepte rund um den Begriff Software Defined Data Center engagiert sich IBM sehr stark. IBM verfolgt hier einen eher noch umfassenderen Ansatz als SDDC und hat hierzu den Begriff Software Defined Environments (SDE) geprägt.“ - Johannes Wagmüller, Director Systems Engineering, NetApp
"Commodity-Hardware mag für Betreiber wie Amazon AWS und Google eine Option darstellen, da sie mit eigenen Entwicklungsabteilungen für Integration und Qualitätssicherung sorgen. Im Enterprise- und KMU-Markt, wo diese mächtigen Entwicklungs-Ressourcen nicht zur Verfügung stehen, wird weiterhin auf die Betriebssicherheit von Enterprise Speichersystemen Wert gelegt werden." - Vincenzo Matteo, Disk Product Management Director, Oracle
"Wir halten Software Defined Storage aufgrund der verdeckten Kosten für kein wirklich vorteilhaftes Konzept. Weil alle Integrations-, Prüfungs- und Wartungsaufgaben für das System vollständig auf den Anwender übergehen, erhöht sich der Aufwand in diesen Bereichen signifikant, die Ausgaben steigen deshalb gleichermaßen."
Offene IT-Konzepte liegt im Trend
Natürlich bleibt es die Aufgabe der IT, sich um die Technologie zu kümmern, die zur Umsetzung von Geschäftsprozessen erforderlich ist. Das zeigt auch die Crisp-Studie "Digital Business Readiness", in der mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten erklärten, sie hielten "die Rechenzentrums-Infrastruktur für den wichtigsten Baustein der digitalen Transformation." Der Studie zufolge arbeiten diese Unternehmen allerdings an einer "Next-Generation Infrastructure", die weniger durch die Vorstellung von einem in sich geschlossenen Rechenzentrum als vielmehr durch offene Konzepte wie Cloud, Software-defined Networking (SDN), Automation, Modularisierung und Standardisierung geprägt ist.