Was tun für die Gehaltserhöhung?
CW: Was sollten Frauen machen, wenn es trotzdem nicht klappt mit der Gehaltserhöhung?
KIMICH: Wenn sie es dreimal probiert haben, wird es vermutlich auch beim vierten Mal nichts. Ich empfehle vielen meiner Klienten, ihren Marktwert zu checken und sich zu bewerben - auch auf Stellen, bei denen eine Komponente nicht passt, etwa der Anfahrtsweg zu lang ist. Wer eine Stelle nicht unbedingt will, geht viel lockerer in die Vorstellungsgespräche und kann anders verhandeln. Wer ein Angebot bekommt, kann damit zum Chef gehen. Arbeitet man jedoch in einer kleinen Branche, sollte man vorsichtig vorgehen und nicht bei Xing erzählen, dass man einen Job sucht. Ich habe einige Klientinnen, die ein Angebot angenommen haben, obwohl sie davon nicht ganz überzeugt waren. Durch ihre andere Einstellung konnten sie besser verhandeln und ein höheres Gehalt oder andere Vergünstigungen erzielen.
CW: Sollten Frauen in Gehaltsgesprächen auf das höhere Einkommen des Kollegen hinweisen und so ihre Forderung nach mehr Geld begründen?
KIMICH: Zuerst würde ich mehr Geld fordern. Wenn die Frage nach dem Warum kommt, sollte man erst antworten: Weil es das wert ist, was ich tue. Und erst im Nebensatz sagen, der Kollege verdient das ja auch - für die gleiche Arbeit. Ich würde mir vom Vorgesetzten meine Leistung bestätigen lassen und auch, dass er mit ihr zufrieden ist. Und hinzufügen: Dann sind Sie sicher mit mir einer Meinung, dass ich das gleiche Gehalt verdient habe. Nageln Sie den Chef systematisch fest, so dass er gar nicht mehr herauskommt.
Claudia Kimich
Ob Führungskraft, Freiberufler oder Mitarbeiter, die Münchner Informatikerin Claudia Kimich hat in den vergangenen zwölf Jahren viele Klienten in Sachen Eigen-Marketing, Neuorientierung oder Gehaltsverhandlung gecoacht. Ihre Erkenntnisse in Sachen Verhandlungsgeschick hat sie zu einem kompakten Ratgeber gebündelt.
("Um Geld verhandeln. Honorare, Preise und Gehalt: So bekommen Sie, was Sie verdienen", C.H. Beck Verlag, München 2010, 128 Seiten, 6,80 Euro)