Teil 3: Was erwarten die Nutzer?

Die digitale Revolution des Energiemarktes

16.06.2015
Von   
Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.

Was erwartet die Generation Y von digitalen Diensten wirklich?

Besonders die Nutzer der Generation Y empfinden, dass ihre Erwartungen zur Nutzung von digitalen Produkten und Geschäftsmodellen mit den derzeitigen Angeboten etablierter Unternehmen nicht ausreichend erfüllt werden. Alle Publikationen sprechen davon, dass Mehrwerte für die Generation Y geschaffen werden müssen. Dabei bedeutet dies nicht unbedingt, dass die digitalen Geschäftsmodelle mit geringeren Margen arbeiten müssen.
Es existieren verschiedene Beispiele, gerade in dem für jedermann bekannten Segment der Musik. Die Erfüllung von Bequemlichkeit, Komfort und Zuverlässigkeit sind dabei höher angesiedelt als der damit verbundene Preis. Haben Nutzer zu Zeiten der CD noch 28 Dollar pro Jahr investiert, wandelte sich dies im Umfeld von iTunes zu 48 Dollar. Die aktuell gehypten Streamingdienste schlagen jedoch mit 10 Dollar pro Monat zu gute, dies entspricht 120 Dollar pro Jahr.

Welche Erwartungen die Generation Y an die Dienste hat, konkretisiert trotz blumiger Beispiele kaum eine Informationsquelle. An dieser Stelle möchte ich fünf Ansprüche an die Digitalisierung ableiten, sowohl aus dem eigenen Verständnis aber auch aus einer Trend-Studie von Microsoft.

  • Anspruch 1 : Bedarfsgerechte Informationsaufbereitung

Es existiert eine schier unendliche Fülle an Nachrichten und Informationen. Durch das Internet und die stetig ansteigende Anzahl an Online-Services stehen gigantische Mengen an Informationen zur Verfügung. Diese erscheinen heute noch auf dem Handy in der Hosentasche. Mit zunehmender Durchdringung von Wearables werden diese jedoch "präsenter". Ohne intelligente Filterung der Nachrichten auf Relevanz für den Anwender werden diese eher ignoriert als genutzt. Reviews der Apple Watch zeigen, dass alleine die Masse an Nachrichten vom Anwender vorgefiltert werden muss, die intelligente Zusatzfilterung wird hier weitere Mehrwerte schaffen.

  • Anspruch 2 : Intelligente, zuverlässige, verlässliche und sichere Datendienste

Es besteht der Bedarf an digitalen Diensten, die Informationen nicht nur intelligent auf die aktuelle Situation beziehungsweise die Bedarfe des Anwenders filtern, sondern dies voll automatisiert durchführen und anschließend auch noch archivieren. Dies betrifft nicht nur Nachrichten, sondern jegliche digitale Information. Was früher in Leitz-Ordnern ab geheftet wurde, wird heute durch OCR-Technologien bereits mobil per Smartphone erfasst und abgelegt. Diese digitalen Stapel müssen für Anwender analysierbar, durchsuchbar und strukturiert sein. Dabei dürfen der Datenschutz und die -sicherheit nicht zu kurz kommen.
Die Lebensweise der Digital Natives setzt auf der Verfügbarkeit der Daten und Dienste zu jedem gewünschten Zeitpunkt, in jeder genutzten Umgebung und auf allen von ihm verwendeten Endgeräten, vom PC über das Tablet bis hin zum Smartphone und künftig auch auf den Wearables und Smartdevices auf. Nur so kann er sein Informations- und Kommunikationsbedürfnis jederzeit stillen.

  • Anspruch 3 : Digitales Selbstbewusstsein und Selbstbestimmtheit

Viele Anwender sind sich darüber bewusst, welchen Wert ihre digitalen Daten haben. Welche Daten von ihnen bei der Nutzung der verschiedensten Angebote erhoben werden, ist ihnen hingegen unbekannt. Dabei sind laut einer Studie rund 43 Prozent von ihnen bereit, ihre Daten gegen eine Entlohnung einzutauschen. Voraussetzung hierfür ist jedoch nicht nur die Transparenz über die erhobenen Daten sondern auch die Art der Nutzung durch Dritte sowie die Möglichkeit, diese persönlichen Daten zu kontrollieren. Dies beinhaltet auch den Anspruch die eigenen Inhalte und erzeugten Daten aus den Netzwerken zu entfernen.

  • Anspruch 4 : Verschmelzung der "digitalen" mit der "echten" Welt

Mit der beschleunigten Digitalisierung des Alltags unterliegt das Konsumverhalten von Verbrauchern einem tiefgreifenden Wandel. Der Einkauf über mehrere Kanäle und die Vermischung von Online und Offline wird bis 2030 zur Normalität. Anwender wünschen sich die enge Verzahnung zwischen digitaler und physischer Lebenswelt. Mit zunehmender Durchdringung der Wearables wird dieser Wunsch intensiviert. Dies ist der Treibstoff für Unternehmen, um ihre physischen Produkte, Services und Dienstleistungen nicht nur offline als Gegenstand bzw. auf Papier sondern auch online anzubieten. Der Wunsch nach personalisierten, ja sogar persönlichen Produkten nimmt stetig zu. Zwar basieren die Produkte und Dienstleistungen auf standardisierten Prozessen, die Digitalisierung erlaubt jedoch eine persönliche Ausprägung. Dies kann die Art der Datenerhebung, der Repräsentation oder Verwertung enthalten.

  • Anspruch 5 : Quantified Self

Die digitale Selbstvermessung bedingt nicht zwangsläufig den Wearable Trend. Smartphones sind bereits von Haus aus in der Lage die zurückgelegte Strecke, die erklommenen Stockwerke oder den aktiven/passiven Kalorienverbrauch aufzuzeichnen. Smartmeter protokollieren den Ressourcenverbrauch der Bewohner sekundengenau. Dies legt die Basis für Analytics-Dienstleistungen zur Befriedigung der eigenen Neugier und der bewussteren Lebensweise jedes Einzelnen.
Die Verknüpfung der Daten aller dieser Geräte erlaubt jedoch ungeahnte Möglichkeiten. Beispielsweise kann dies Leben retten, wenn bei Erkennen eines medizinischen Notfalls der Rettungsdienst automatisch informiert und die Tür des Hauses für die Retter geöffnet wird. Zum schnellen Auffinden des Patienten wird zudem die Raumbeleuchtung in den Bereichen aktiviert, in denen sich der Hilfebedürftige befindet.

Fazit

Im Ergebnis fördert die digitale Transformation kundenorientierte Innovationen als Schlüssel zum Bestehen im digitalen Zeitalter. Produkte werden in der Wirtschaft bereits seit Jahren mit digitalen Diensten angereichert. Dabei steht für den Kunden stets der Nutzen im Fokus. Waren bisher Strategien wie "Mobile First" für viele deutsche Unternehmen ein Schritt in die richtige Richtung, liegt die Wahrheit mittlerweile im "Mobile Only"-Umfeld. Nur mit der Fokussierung auf das Wesentliche und dem Anerkennen des Trends, dass große Monolithen ausgedient haben, kann es gelingen, sich unter den neuen Gegebenheiten richtig zu positionieren.

Durch den Umbruch in der Energiewirtschaft ergeben sich spannende, innovative Themen mit vielfältigen Chancen. Es ist viel Bewegung in der Energiebranche und viele spannende Projekte wollen auf den Weg gebracht werden. Es ist Pioniergeist gefragt - Machen! (bw)