Starke Konzerne als Gründungshemnis
Mittelfristig gilt die Selbständigkeit als das attraktivste Berufsmodell: 43 Prozent der Studenten weltweit wollen fünf Jahre nach ihrem Abschluss ihr eigener Chef sein. Stark unternehmerisch orientiert sind Studenten aus Mexiko (60 Prozent) und Argentinien (54 Prozent). Ganz anders die Situation in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Hier kann sich nur etwa jeder Vierte vorstellen, nach fünf Jahren selbständig zu sein. "Die hohe Neigung der deutschen Studenten zur abhängigen Beschäftigung liegt nicht zuletzt in der Qualität und Attraktivität der deutschen Unternehmen begründet", erklärt Englisch. "In Deutschland gibt es zahlreiche weltbekannte Konzerne mit starken Marken, die eine hohe Anziehungskraft auf Uniabsolventen ausüben und diese auch massiv umwerben. Die Stärke der deutschen Konzerne erweist sich somit zugleich als Herausforderung für Deutschland: Eine Karriere bei einem der großen Autobauer ist für viele Ingenieure ungemein verlockend - da stellt man die eigene Geschäftsidee schnell hintan", beobachtet Englisch. In vielen anderen Ländern machen sich junge Menschen hingegen vor allem aus Mangel an Alternativen selbständig. "Deutsche Studenten stehen weniger unter Druck - sie haben auch als Angestellte gute Karten", so Englisch.
- Die Verdienstchancen für Hochschulabsolventen...
untersuchte die Personalvermittlung Alma Mater auch 2012. Für ihre Gehaltsstudie hat sie über 1000 Arbeitgeber befragt und über 6.300 Gahaltsdaten von akadamischen Nachwuchskräften ausgewertet. - Besonders die Fahrzeugindustrie...
bietet dem akademischen Nachwuchs beste Verdienstperspektiven: Dort steigen Hochschulabsolventen mit durchschnittlich 46.000 Euro im Jahr ein. - Auch der Maschinenbau...
zahlt überdurchschnittlich, und zwar im Schnitt 45.000 Euro im Jahr für Hochschulabsolventen. Ein einenso hohes Gehalt winkt in der Elektrotechnikindustrie. - Im Öffentlichen Dienst...
...ist der Verhandlungsspielraum durch die strikte Bindung an Tarifverträge gering. Hier beginnen IT-Absolventen mit knapp 38.000 Euro im Jahr. Auch die Art der Hochschule ( Universität oder Fachhochschule) beeinflusst die Höhe des Gehalts. - Die Medien....
...sind bei vielen Absolventen beliebt, gehören aber zu den Branchen, die Berufseinsteiger am schlechtesten vergüten. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt liegt bei 33.000 Euro im jahr, Trainees erhalten sogar nur 25.000 Euro. - Auch die Tourismusindustrie...
..gehört zu den Flopbranchen in Sachen Einstiegsgehälter: 26.000 Euro erhält ein Hochschulabsolvent im Marketing, als Trainee sind es sogar nur 10.000 Euro. - In Niedersachsen, hier die Autostadt Wolfsburg,...
können Hochschulabsolventen ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von über 42.000 Euro erwarten. Das liegt auch daran, dass hier große Konzerne wie VW angesiedelt sind, die sehr gut zahlen. - Auch Schleswig-Hostein, hier das Holstentor in Lübeck,...
kommt in der Alma Mater-Studie gut weg. Auch hier liegt das Einstiegsgehalt über 42.000 Euro. Kommentar: In dieser Region haben viele große Firmen mitgemacht, die besser bezahlen als kleinere Betriebe. - Gut lachen haben Berufseinsteiger auch in Bayern..
...hier gibt es nicht nur viele Jobs, sondern auch ein Einstiegsgehalt von 42.613 Euro. Masterabsolventen werden in Bayern... - ..und Baden-Württemberg...
am besten bezahlt. Im Ländle kommen Masterabsolventen auf knapp 44.000 Euro und überrunden damit sogar die Diplomierten. - In Frankfurt am Main....
werden Absolventen mit Master und Diplom auch sehr gut bezahlt, und zwar mit durchschnittlich 42.600 Euro. - In Bremen....
sind diese Abschlüsse dagegen nur gut 40.000 Euro wert. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Regionen nicht mehr so groß wie früher. - Mit einem Masterabschluss....
verdienen Hochschulabsolventen im Schnitt 2000 Euro mehr als mit einem Bachelor. 38 Prozent der befragten Firmen suchen vermehrt nach Masterabsolventen. - Das Diplom...
...ist trotz Bologna-Reform immer noch gefragt und mit durchschnittlich knapp 41.000 Euro fast so gut vergütet wie ein Master-Abschluss (41.311 Eur0).. - Ein Praktikum...
ist in einigen Firmen immer noch unbezahlt, aber im Schnitt gibt 605 Euro im Monat für Praktikanten und 675 Euro im Monat für eine Abschlussarbeit. - Große Unternehmen....
zahlen besser. das Einstiegsgehalt in Konzernen liegt im Schnitt bei über 44.000 Euro im Jahr. - In kleinen Firmen....
können Einsteiger nur etwa 36.000 Euro erwarten. - Hochschulabsolventen...
...sind auch in Zukunft weiter gesucht. Vor allem Absolventen mit Bachelor, Master oder Diplom sind begehrt.
Eine wichtige Grundlage für das Unternehmertum ist der Impuls zur Eigenverantwortung. Weltweit ist es den Studenten, die ein Unternehmen gründen wollen, überdurchschnittlich wichtig, ihr eigener Chef zu sein. Deutsche Studenten ziehen ihre berufliche Motivation stärker aus anderen Zielen: Sie möchten ihre Träume verwirklichen, Herausforderungen meistern und sich ein höheres Einkommen sichern. Gesellschaftliche Ziele, die Orientierung an persönlichen Vorbildern oder gar an Familientraditionen sind hingegen weniger entscheidend.
Hochschulen als Gründungshelfer
Damit in Deutschland mehr Studenten zu Gründern werden, sieht Berater Englisch die Hochschulen in der Pflicht: "Sie können sehr viel dazu beitragen, Studenten in ihren Gründungsplänen zu unterstützen oder den Gründergeist erst zu wecken". Da besteht aber offenbar noch Nachholbedarf: So fordern jeder zweite Student Seminare zur konkreten Unternehmensplanung, doch nur 39 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Hochschulen solche Seminare im Angebot hätten. Mentoring- und Coaching-Programme sind für 52 Prozent der Studenten interessant, doch nur in 29 Prozent der Fälle werden sie fündig.
Dieses Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage betrifft auch die wichtigste Hürde zur Selbständigkeit - den mangelnden Zugang zu Finanzmitteln und das finanzielle Risiko. Kontakte zu Investoren glauben allerdings nur 18 Prozent der Befragten an ihren Hochschulen zu erhalten, finanzielle Unterstützung sogar nur sieben Prozent - obwohl 52 Prozent der deutschen Studenten sich entsprechende Möglichkeiten wünschen. "Helfen könnten spezielle Informationsveranstaltungen, aber auch Stipendien oder Preise für überzeugende Starter-Konzepte", schlägt Zellweger vor. "Dass Universitäten aber großflächig Gründer finanziell unterstützten, ist kaum realisierbar."