COMPUTERWOCHE-Roundtable Cloud-Security

Cloud-Security ist kein Thema der Technik sondern der Compliance

14.04.2016
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Compliance und Recht sind ein Minenfeld

Für Infineon-Manager Gutau geht es neben dem Datenschutz oft um die Exportkontrolle.
Für Infineon-Manager Gutau geht es neben dem Datenschutz oft um die Exportkontrolle.
Foto: Armin Weiler

So ist für die Diskussionsteilnehmer am Security-Roundtable weniger die Sicherheitstechnik eine Frage, sondern eher das Thema Compliance und Recht ein Problemfeld, wenn nicht gar ein Minenfeld. Wer hat Zugriff auf die Daten? Von wo darf er Zugriff haben? Wann exportiert ein Mitarbeiter die Daten? Ist ein Monitoring der Cloud durch den Admin bereits ein Datenabruf? So oder ähnlich lauten die Fragen, mit denen sich die CIOs in ihrer täglichen Arbeit konfrontiert sehen, wenn es um das Thema Cloud und Sicherheit geht. Fragen, die sich unabhängig davon ergeben, ob der Cloud-Partner ein Data Center in Deutschland oder einem anderen Land betreibt. Gerade bei Informationen, die der Exportkontrolle unterliegen, stelle sich die Frage, so Gutau, ob unterwegs der Zugriff auf die Daten dann einen nicht erlaubten Export darstelle.

Dabei treibt Gutau neben dem Thema Datenschutz vor allem die Frage um, wie geistiges Eigentum geschützt wird, "da spielen die Standorte der Cloud-Anbieter eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, ob ein Anbieter unsere Daten effektiv schützen kann. Das Risiko, kritische Daten zu verlieren, können wir nicht eingehen, da behalten wir lieber selbst die Kontrolle." Auch Datenschutzgesetz und andere gesetzliche Regelungen sollen hier keine ausreichende Sicherheit bieten, "denn derartige Gesetze sind in der Umsetzung komplex und können gebrochen werden", führt Gutau weiter aus.

Ohne Cloud geht es nicht

Schott, ehemals CIO bei Rehau, warnt, dass die Welt um Deutschland herum beim Thema Security anders tickt.
Schott, ehemals CIO bei Rehau, warnt, dass die Welt um Deutschland herum beim Thema Security anders tickt.
Foto: Armin Weiler

Angesichts solcher und anderer Unwägbarkeiten kann sich die Diskussionsrunde nur schwer mit dem Gedanken anfreunden, dass in einigen Jahren eine Erbringung von IT-Leistungen ohne Cloud Services eventuell komplett unmöglich ist. So ist etwa Schott überzeugt, dass man künftig um gewisse Cloud-Anwendungen nicht herumkommen werde, nachdem er bereits heute dediziert Cloud-Anwendungen wie zum Beispiel Salesforce einsetzt. Deshalb sei es wichtig die Cloud so kompatibel wie möglich zu den Standards der Anwenderunternehmen zu gestalten, um agil und flexibel handeln zu können. Gutau von Infineon unterstützt dies durchaus, weist aber darauf hin, dass sein Unternehmen Kundenbeziehungen pflege, die geschützt werden müssten.

Dies sei mit den momentan verfügbaren Sicherheitsmechanismen in der Public Cloud nicht gewährleistet. "Und was machen Sie, wenn zwei Unternehmen mergen, die bei unterschiedlichen Cloud-Anbietern sind", fragt Gutau weiter und kommt zu dem Schluss, "die Zusammenführung der Daten kann je nach vertraglicher Situation sehr problematisch sein". Letztlich, so sein Credo, müsse jedes Unternehmen für sich klären, wie es mit diesen Fragen umgeht.