IBM-Chefin Koederitz im CW-Interview

"Cloud bedeutet Transformation"

20.10.2011
Von  und
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Trennung von x86-Servern ist reine Spekulation

CW: Wie lange will sich IBM noch x86-Server leisten, die sich ja kaum von denen anderer Hersteller unterscheiden und von den Margen auch nicht sonderlich interessant sind. Wird IBM sie, ähnlich wie vor ein paar Jahren die PC-Sparte, abstoßen?

Koederitz: Das ist reine Spekulation. Wir sehen, dass der Markt auch nach dieser Plattform fragt. Mit der X5-Technologie haben wir Differenzierungspunkte, die aus der Mainframe-Welt stammen und die kein anderer Anbieter liefern kann. Wir haben für alle Segmente Entwicklungszeitpläne.

CW: Aber die x86-Server bringen Ihnen keinen Wettbewerbsvorteil mehr, die Unix-Maschinen eigentlich auch nicht. Da stellt sich die Frage, warum Sie an dieser Hardware festhalten.

Koederitz: In Verbindung von Softwarestack und technischer Architektur können wir sehr wohl einen Mehrwert für den Kunden generieren. Die Frage ist, ob der Kunde den Mehrwert immer honoriert, wenn wir beispielsweise von Quality of Service, Service-Level oder integrierte Sicherheitsfunktionen reden. Deshalb diskutieren wir ständig mit unseren Vertriebsteams und Geschäftspartnern, was den Kunden beim Einsatz neuer Business-Applikationen wichtig ist und was sie von einer Infrastruktur erwarten. Schauen Sie: Ein kurzfristiger Ausfall einer Infrastruktur kann zum Beispiel erheblich mehr kosten als die Investition in eine hochverfügbare Lösung.

CW: Noch einmal zurück zum Thema Software und hier zu den Personal Productivity Tools, insbesondere der Lotus-Suite. In der Öffentlichkeit wird durchaus kontrovers diskutiert, ob IBM in diesem Segment gut aufgehoben ist. Glaubt man den Marktauguren, gewinnt Microsoft gegenüber IBM beständig an Marktanteilen. Was bedeutet das für IBM?

Koederitz: In der Software kann man drei wesentliche Bereiche ausmachen: zum einen das Segment Collaboration und Social Networks, wo IBM ein klares und starkes Angebotsportfolio hat, das auch über klassisches E-Mail oder Calendering hinausgeht und etwa die Integration von Business-Applications mit adressiert.

Zum Zweiten gibt es den Bereich Business Process Management und Business Integration. Darauf antworten wir mit Produkten wie Websphere Portal und Websphere Integrator. Dort haben wir es bei unseren Kunden mit einer starken Herausforderung bezüglich der Integration unterschiedlicher Daten und Applikationen zu tun, und zwar zunehmend über Unternehmensgrenzen hinweg.

Der dritte Softwarebereich spielt im Business-Analytics- und Information-Management-Segment. Hier erwarten wir ein starkes Wachstum, weil eben die Datenvolumina stark wachsen.

CW: Trotzdem noch einmal die Frage: Wie sicher sind Investitionen in Lotus Notes?

Koederitz: Die IBM war in ihrem 100-jährigen Bestehen immer geprägt davon, größtmögliche Investitionssicherheit zu bieten. Und wie ich sagte haben wir drei wesentliche Bereiche ausgemacht, die für uns relevant sind. Die Lotus-Suite gehört dazu.