CW-Serie: Business-App-Stores

Business-Marktplatz der Telekom

25.09.2012
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Der Carrier ist in Sachen App Stores in einer zwiespältigen Situation: Er ist Anbieter und Anwender zugleich. Über den Business Marketplace vermarktet er Services, intern betreibt er einen eigenen Enterprise App Store.
Das Cloud Center der Telekom.
Das Cloud Center der Telekom.
Foto: Deutsche Telekom

Zentraler Anlaufpunkt in Sachen Apps und Cloud-Services ist bei der Telekom gegenwärtig das "Cloud Center". Hier finden sowohl Privat- als auch Business-Kunden entsprechende Angebote, die in die drei Zielgruppen Privatkunden, Geschäftskunden und Großkunden unterteilt sind. Alle drei Bereiche eint aber ein Merkmal: Die Telekom spielt bewusst ihr Trumpf-As aus, nämlich das Hosting ihrer Angebote in Rechenzentren auf deutschem Boden, für die dann auch das hiesige Recht gilt. Auch private Anwender, die auf der Suche nach kostenlosem Online-Speicher sind, müssen sich somit nicht in die Hände von Google, Apple oder Dropbox begeben, denen mitunter der Ruf von Datenkraken anhaftet. Unter der Bezeichnung "MedienCenter" finden die Anwender 25 GB Online-Speicher, über den sie auch Dateien mit anderen Anwendern einfach austauschen können.

Business-Marktplätze

Für die Business-Klientel hat die Telekom ihr Portfolio nach Geschäfts- und Großkunden untergliedert. Vereinfacht ausgedrückt, unterscheiden sich die beiden Marktplätze dadurch, dass im Großkundensegment eher beratungsintensive Cloud-Dienste zu finden sind, während der Marktplatz für Geschäftskunden künftig wie ein Selbstbedienungsladen funktionieren soll. Der Business-Anwender sucht sich eine Anwendung heraus, geht zur Kasse (Self Provisioning) und kann mit der Arbeit beginnen. Dieses Angebot ist jedoch noch nicht abschließend eingerichtet, wie ein Besuch auf der Website zeigt.

In der oberen Hälfte findet der Besucher den magentafarben umrahmten, zur CeBIT angekündigten Business Marketplace, der sich noch in der Betaphase befindet und wohl im Juli endgültig an den Start geht. Anwender können sich dann per Single-Sign-on einloggen und die benötigten Applikationen selbst aussuchen und administrieren. Bei den Services, die außerhalb des Business Marketplace angeboten werden, handelt es sich um Dienste, für die noch die klassischen Bestellprozesse der Telekom gelten. Allerdings will man auch sie mittelfristig in den Marketplace mit seinen Self-Provisioning-Funktionen migrieren, so Dirk Backofen, Leiter Marketing Geschäftskunden.

Dirk Backofen, Leiter Marketing Geschäftskunden bei der Telekom.
Dirk Backofen, Leiter Marketing Geschäftskunden bei der Telekom.
Foto: Deutsche Telekom

Derzeit umfasst der Business Marketplace sechs Anwendungen. Kritikern, die diese Auswahl für zu gering halten, entgegnet Backofen: "Wir setzen auf Klasse statt auf Masse." Er geht davon aus, dass bis zum Jahresende etwa elf bis 20 Services zur Verfügung stehen. Im Lauf des nächsten Jahres soll die Auswahl dann auf 50 bis 70 Anwendungen anwachsen. Letztlich treffe man so für die Kunden eine Art Vorauswahl und erspare ihnen eine lange Suche nach den passenden Services, zumal man auch auf die Qualität der Partner achte. Als Zielgruppe sieht die Telekom alle Business-Anwender, vom Ein-Mann-Betrieb - sprich Freiberufler - bis hin zu Unternehmen mit 5000 Beschäftigten. Einschränkungen gebe es keine, und auch der selbständige Unternehmer, der etwa eine Business-taugliche Buchhaltung benötige, sei willkommen.

Backofen zufolge soll das Portfolio alle Aspekte der geschäftlichen Nutzung umfassen und von der Communication über Collaboration, CRM, HR, Office Automation und Kontakt-Management bis hin zu Finanzanwendungen oder Speicherdiensten reichen. Im Gegensatz zu anderen Marktplätzen tritt die Telekom dabei gegenüber dem Anwender nicht nur als Vermittler auf, sondern ist dessen alleiniger Vertragspartner und Support-Ansprechpartner. Die entsprechenden Anwendungen kann der Kunde bis zu 30 Tage kostenlos testen.