Suchmaschinen in China und Russland

Baidu - Nutznießer der Zensur

03.11.2014
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Mathias von Hofen arbeitet als Freier Autor, unter anderem für mehrere Landeszentralen für politische Bildung. Er war zuvor als Abteilungsleiter bei Kubon&Sagner sowie bei Interfax tätig. Von Hofen ist Diplom-Politologe mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Politik in Russland und Osteuropa.

Kooperation mit Microsoft

Besonders bemerkenswert ist Baidu Baike, eine Enzyklopädie in Mandarin, die sich bewusst als Konkurrenz zu Wikipedia versteht. Die Artikel bei Baike werden, ähnlich wie bei Wikipedia, von Nutzern verfasst, die sich zuvor registriert haben. Baidu hat mit seinem Produkt von den Sperrungen von Wikipedia in China profitiert. Baidu Baike unterwirft sich in verschiedenen Sektoren den Zensurbestimmungen der chinesischen Regierung. Artikel, die die Regierung, den Staat und die regionalen Administrationen kritisieren, werden entschärft oder gelöscht. Aber auch Artikel, die sich mit gesellschaftlichen, religiösen und sozialen Fragen beschäftigen und dabei die Positionen der kommunistischen Partei angreifen, dürfen nicht eingestellt werden.

Verschiedentlich wurde Baidu vorgeworfen, Artikel von Wikipedia abgeschrieben zu haben. Einzelne Quellen sprechen von über 1800 Artikeln, die Baidu Baike angeblich von der chinesischen Wikipedia übernommen hat. Solche Zahlenangaben lassen sich allerdings nur schwer überprüfen. Wikipedia kann auch nur von seiner Hongkonger Seite aus uneingeschränkt aufgerufen werden: In China sind viele Inhalte des Lexikons gesperrt. Im Gegensatz zu früher kommt es aber nicht mehr zu einer Totalblockade von Wikipedia durch die chinesischen Behörden.

Mittlerweile werden nur noch einzelne Inhalte gesperrt. Dabei kommen Filter zum Einsatz, die auf der Ebene der Internet-Provider eingesetzt werden und vor allem politisch heikle Themen blockieren. Dadurch hat Wikipedia keine Möglichkeit gegen diese Maßnahmen des chinesischen Staates vorzugehen - siehe hierzu Zeit Online. Baidu wird im Ausland, insbesondere in den USA und Europa, mitunter scharf kritisiert. Allerdings gibt es auch Kritik innerhalb Chinas. So haben chinesische Autoren Baidu vorgeworfen, ihre Werke ohne Rücksprache ins Netz gesetzt zu haben.

Der erstaunliche Erfolg von Baidu hat verschiedene Ursachen: Es scheint, dass das Unternehmen gegenüber Google den Vorteil hat, die chinesische Kultur, Traditionen und insbesondere die chinesische Sprache besser zu kennen. Auf diesen Aspekt weist auch der Unternehmensgründer Li in seinen Erklärungen zum Erfolg seiner Firma immer wieder hin. Insbesondere im Bereich der Suchmaschinen spielt das tiefergehende Verständnis der chinesischen Sprache und ihrer Feinheiten eine besondere Rolle. So liefert Baidu in Mandarin oftmals bessere Suchergebnisse als Google. Daher ist es sicherlich kein Zufall, dass chinesische Internetnutzer Anfragen zu chinesischen Themen meist bei Baidu machen und Anfragen zu internationalen Themen oftmals bei Google oder anderen Firmen.

Allerdings hat Baidu durch die im Jahr 2011 beschlossene Zusammenarbeit mit Microsoft bei englischsprachigen Suchanfragen auch sein Angebot in diesem Bereich verbessert. Die Suchmaschine Bing von Microsoft ist jetzt auf der Webseite von Baidu integriert, sodass bei den Abfragen in englischer Sprache automatisch Bing aktiviert wird und die passenden Suchergebnisse bei Baidu erscheinen. Da auch die Suchergebnisse in englischer Sprache von der Regierung zensiert werden, ist die Kooperation von Bing mit Baidu in den westlichen Medien zum Teil kritisiert worden.

Seit einigen Jahren expandiert Baidu auch ins Ausland. Insbesondere andere asiatische Länder wie Vietnam, Thailand und Malaysia sind für Baidu dabei von Interesse. Auf dem japanischen Markt ist Baidu bereits schon seit dem Jahr 2008 präsent. In Thailand befindet sich eine regionale Version von Baidu in der Testphase. Dabei will sich Baidu an die landeseignen Zensurvorgaben halten, beispielsweise an das Verbot, den thailändischen König zu kritisieren. Aber auch in nichtasiatische Schwellenländer wie Brasilien und Ägypten beabsichtigt Baidu zu expandieren - siehe computerwoche.de.