Wireless-Kabel-TV auf Windows-Rechnern
Um das Sender-Angebot in der lokalen WLAN-Luft zu nutzen, benötigt man geeignete Hardware und Software. Beginnen wir mit Windows: Laut AVM eignen sich die Versionen 7, 8, 8.1 und Vista. Das richtige Betriebssystem allein reicht aber nicht, zumal der in Windows enthaltene Windows Media Player mit dem TV-Streaming des DVB-C-Repeaters offenbar nicht klar kommt. Auf Nachfrage bestätigte ein Sprecher von AVM: Der Windows Media Player unter Windows 7 verwendet andere Mechanismen bei der Aushandlung der Streams und kann daher für den DVB-C Repeater nicht als TV-Client verwendet werden.
Als TV-Software für PCs und Notebooks mit Windows empfehlen die Berliner daher den VLC media player oder eine vergleichbare TV-Software. VLC media player erhalten Sie kostenlos auf diversen Internetseiten. Mit VLC media player können Sie alle unverschlüsselten Sender empfangen, die am Kabelanschluss verfügbar sind und die Ihr Fritz!WLAN Repeater im Sendersuchlauf gefunden hat.
Also haben wir den VLC-Player, Version 2.1.5 Rincewind, auf drei schnellen Rechnern installiert:
Gaming-PC ACER Predator G5900 mit Core i7, Windows 7, 11ac-WLAN-Stick und zwei externen Monitoren.
Business-Laptop DELL Latitude E6520 mit Core i7, Windows 7, 11n-WLAN im Body und Full-HD-Display im Laptop-Deckel.
Consumer-Laptop Toshiba Satellite P50t-B-108 mit Core i7, Windows 8.1, 11ac-WLAN im Body und 4K-Ultra-HD-Touch-Display im Notebook-Deckel.
Zappen per Fingerwisch am 4K-Touch-Display
Im Prinzip fühlte sich das TV-Streaming im VLC-Player auf allen drei Windows-Rechnern sehr ähnlich an, mit folgenden Unterschieden:
Der Acer-Desktop-Rechner mit zwei Monitoren (24-Zöller-Breitformat und 27-Zöller-Hochformat) hat den Vorteil, dass man auf einem Display einen SD- oder HD-Sender formatfüllend anschauen und auf dem anderen Monitor noch etwas anderes arbeiten kann. Außerdem kann man die Fenster zoomen und nach Belieben über beide Monitore hinweg verschieben: Das gilt auch für das Kabel-TV-Fenster.
Der Dell-Laptop mit dem 15-Zoll-Full-HD-Display eignet sich perfekt zum SD- und HD-Fernsehen auf kurze Distanz, ist aber etwas mobiler als der schwere Acer-Desktop-PC.
Der Toshiba-Laptop mit dem 4K-Ultra-HD-Display bietet viel mehr Auflösung, als man für HD-TV benötigt. Der Overkill schadet der gefühlten Videoqualität aber nicht: Das TV-Bild sieht auf keinen Fall schlechter aus als auf dem "nur-Full-HD-Laptop". Das Fernsehbild selber lässt sich im VLC-Fenster auch beliebig klein oder groß ziehen und passt sich ganz flexibel an. Nur die Bedienleisten des VLC-Players samt Beschriftung wirken auf einem 4K-Laptop durch die extreme Auflösung viel winziger als auf einem Full-HD-Laptop. Schriften und Bediensymbole sind zwar messerscharf, aber nur mit der Lupe zu entziffern. Dass sich die VLC-Beschriftung im 4K-Display nicht automatisch auf eine vernünftige Seh-Größe anpasst, liegt nicht am DVB-C-Repeater von AVM, sondern am Windows-System von Microsoft. Das 4K-Touch-Display hat aber einen großen Vorteil: Man kann auch per Fingerwisch bequem durch die vielen Fernseh-Programme zappen, nicht nur mit der Maus.
Den VLC-Player gibt es übrigens auch für Apple Mac OS X, Debian GNU/Linux, Ubuntu, Mint, openSUSE, Gentoo Linux, Fedora, Arch Linux, Slackware Linux, Mandriva Linux, ALT Linux, Red Hat Enterprise Linux, FreeBSD, NetBSD, OpenBSD, Solaris, Android, iOS, QNX, Syllable und IBM OS/2. Wie sich das Wireless-Cable-TV aus dem DVB-C-Repeater von AVM per VLC auf diesen weniger verbreiteten Betriebs-Systemen anfühlt, konnten wir noch nicht testen.
157 KDG-Sender in die VLC-Playliste laden
Zurück zu Windows: Wie bringt man die Kabel-TV-Sender in den VLC-Media-Player? Voila: Zuerst öffnet man den Webserver des AVM-DVB-C-Repeaters und erzeugt je eine Senderlistendatei mit den Namen tvsd.m3u für alle SD-Programme, tvhd.m3u für alle HD-Programme sowie radio.m3u für alle Radioprogramme. Diese drei Dateien speichert man auf dem Rechner ab, etwa unter Videos oder auf dem Desktop, und zieht sie dann mit der Maus in den bereits geöffneten VLC-Mediaplayer. Danach klickt man im VLC-Player zum Beispiel auf die Datei radio.m3u. Dadurch öffnet sich eine komplette Liste aller 65 Radiosender in der Playliste. Klickt man danach einen dieser 65 Sender an, so ertönt der entsprechende Radiosound aus dem Rechner. Das gleiche macht man mit den zwei TV-Dateien für SD und HD. Klingt umständlich, ist aber schnell passiert.
- Senderliste erzeugen
Mit einem Rechtsklick auf „Senderliste erzeugen“ kann der User die Adressen der angezeigten HD-Sender als m3u-Datei auf seinem Rechner abspeichern. - Senderlistenlink speichern
Hier wird die Liste der 16 HD-Sender mit dem Namen tvhd.m3u gerade vom DVB-C-Repeater auf den Rechner herunter gespeichert. - Tvhd-Liste
Hier wurden die drei aus dem DVB-C-Repeater herunter geladenen Senderlistendateien (Links) gerade mit der Maus in den VLC Media Player (Rechts) herüber gezogen. - Tvhd-Liste ohne SD und Radio
Beim Doppelklick auf die Senderlistendatei tvhd.m3u sind die 16 HD-Sender in der VLC-Playliste aufgepoppt. Im gleichen Moment ist die Datei tvhd.m3u verschwunden. Die weiteren Dateien radio.m3u (ganz oben) und tvsd.m3u (ganz unten) konnten wir ebenfalls in gleicher Weise „aufklappen. - Alle Sender
Hier wurden bereits alle drei Senderlistendateien für die SD-TV-, HD-TV- und zuletzt auch für die Radio-Sender aufgeklappt. Deshalb stehen die 65 Radiostationen ganz oben in der Playliste. Scrollt man weiter nach unten, dann sieht man auch die bereits zuvor voll „ausgeklappten“ SD- und HD-Sender. - Zwei Sender im Einsatz
Hier werden gerade zwei verschiedene TV-Sender (nämlich ZDF und BR) per WLAN vom DVB-C-Repeater an diverse WLAN-Surfgeräte in der Testwohnung gefunkt. - Sender-Bouquets
Fährt man mit der Maus über einen Balken, dann zeigt sich, welche Sender-Bouquets hinter dem jeweiligen Frequenzbereich stehen. - DVB-C-Frequenz-Spektrum
Der DVB-C-Repeater von AVM zeichnet auf Wunsch ein Frequenzspektrum mit dem Verlauf der Signalstärke des heimischen DVB-C-Anschlusses. Hier im Bild sieht man konkret das Spektrum eines Kabel-Deutschland-Anschlusses in München.
Am Ende hatten wir alle 157 KDG-Radio-und-Fernseh-Sender in einer einzigen, langen Liste im VLC Media Player stehen. Beim normalen TV-Zappen mit der Fernbedienung an einem stationären Fernsehgerät sieht man die Masse der 157 Sender selten so geballt auf einen Schlag in einer einzigen Liste, wie im VLC Media Player. Die genaue Anzahl der Radio- und TV-Sender kann sich natürlich je nach Standort, Bundesland und Kabel-TV-Anbieter unterscheiden.
VLC Player: SD, HD, Radio, Teletext, EPG, Aufnahme
Der VLC Player konnte im Test fast alles darstellen, was von Kabel Deutschland angeliefert und vom AVM-DVB-C-Repeater in die lokale WLAN-Luft ausgestrahlt wurde, zum Beispiel: HD-TV, SD-TV, Digital-Radio, Teletext, Untertitel, alternative Tonspuren, EPG-Programmführer, Programm-Infos.
- Medien-Infos
Der VLC-Player konnte HD-TV auf allen drei Windows-Rechnern unter Win 7 und 8.1 darstellen. Hier lief gerade die ARD-Serie Großstadtrevier, Folge 317. Dieser Screenshot zeigt nur einen kleinen Ausschnitt aus dem kompletten HD-Video-Fenster, sonst wäre die Screenshot-Datei für ein Online-Medium zu groß geworden . - Das Erste
Hier lief gerade Das Erste, aber nur in SD, und nicht in HD, im VLC-Player unter Windows 7: Die Auflösung lag jetzt bei 720x576 Pixel und die Videobilder wechselten 25 Mal pro Sekunde. Der Ton kam mit 192 Kilobit pro Sekunde. Dieser Screenshot ist nur ein Ausschnitt aus dem kompletten SD-Video-Fenster. - Teletext
Ist der Teletext für Internet-affine User heute überhaupt noch relevant? Auf alle Fälle kann der VLC Media Player ihn aus dem DVB-C-Signal heraus lesen. Wir haben es auf Laptops mit Windows 7 und 8.1 ausprobiert. - Programm-Guide
Der EPG alias Programm-Guide des VLC-Players kann natürlich nur jene Informationen weiter geben, die ihm vom Kabel-TV-Provider und dessen Content-Lieferanten zugespielt werden. Laut diesem Programm-Guide wurde Großstadtrevier Folge 317 originär in HD produziert und nicht nachträglich auf HD hochgerechnet. Dieser Screenshot ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem kompletten HD-Video-Fenster. - TV-Sendung aufnehmen
TV-Recording Bild 1: Drückt man den roten Knopf, dann wird das laufende TV-Programm vom VLC Media Player aufgezeichnet. Einfacher geht es kaum noch. Dieser Screenshot ist nur ein sehr kleiner Ausschnitt aus dem kompletten HD-Video-Fenster. - TV-Sendung aufnehmen
TV-Recording Bild 2: Eine Minute SD-TV wurde hier vom VLC Media Player als 14 MB-große mpg-Datei aufgezeichnet und im Windows-Ordner Videos abgelegt. Im Hintergrund lief das aktuelle Live-TV-Streaming aus der ARD weiter. Dieser Screenshot ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem kompletten Video-Fenster. - TV-Sendung aufnehmen
TV-Recording Bild 3: Das TV-Streaming des AVM-DVB-C-Repeaters wurde zuerst vom VLC Media Player in einer mpg-Datei aufgezeichnet und abgespeichert. Danach wurde die Aufnahme vom Windows Media Player abgespielt. - Audioeffekte
Mit dem Audio-Equalizer des VLC Media Players konnten wir die Toncharakteristik des Wireless-Cable-TV-Streamings verändern: Durch Anhebung der hohen Frequenzen wurde zum Beispiel die Sprachverständlichkeit des laufenden Spielfilmes verbessert. Dieser Screenshot ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem kompletten SD-Video-Fenster. - Videoeffekte
Zahlreiche Videoeffekte des VLC Media Players lassen sich auch auf das Wireless-TV-Cable-Streaming anwenden. Dieser Screenshot ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem kompletten SD-Video-Fenster. - Videoeffekte
Diese Dame wurde vom Regisseur blass eingeplant. Wer knallig-bunte Farben im TV-Streaming bevorzugt, kann die Farb-Sättigung im VLC Media Player selber anheben, wie in diesem Beispiel gerade geschehen. - Videoeffekte
Hier haben wir die Farb-Sättigung im VLC Media Player wieder abgeschaltet. Prompt sieht die Dame wieder so blass aus, wie sie vom Regisseur geplant war. - Untertitel
Auf Wunsch konnte der VLC Media Player auch Untertitel für Gehörgeschädigte in das laufende TV-Streaming einblenden. Natürlich nur, soweit die Untertitel auch von Kabel Deutschland angeliefert und vom DVB-C-Repeater per WLAN lokal ausgestrahlt wurden. Erfinden kann der VLC-Player solche Infos natürlich nicht.
Außerdem beherrschte er Video-Aufnahmen, Audio-Equalizing, Bild-Sättigung und vieles mehr. So viele TV-Funktionen hat der Autor noch an keinem herkömmlichen Fernsehgerät in so kurzer Zeit gefunden. Ein paar Beispiele der schier uferlosen VLC-Features entnehmen Sie bitte der Fotogalerie:
Wireless SD-TV
SD-TV steht für Standard Definition Television. Die so genannte TV-Standard-Auflösung beträgt oftmals 720x576 Bildpunkte bei dem in Europa üblichen PAL beziehungsweise 1024x576 Pixel bei PAL-plus.
Das SD-TV-Streaming von Kabel Deutschland kam via AVM-DVB-C-Repeater in der Regel tatsächlich mit 720x576 Pixeln auf den drei o.g. Windows-Rechnern an. Dabei wurde das lokale Netzwerk mit vier bis acht Mbit/s netto belastet, je nach Qualitäts-Anspruch des Senders. ARD und ZDF gönnten sich oft mehr Bandbreite (und damit eine höhere TV-Qualität) als kleinere TV-Sender. Für die meisten 11g-, 11n- oder gar 11ac-WLANs sind acht Mbit/s Nettonutzlast natürlich kein Problem, solange keine größeren Störeinflüsse auf das WLAN wirksam sind.
Hier ein paar Stichproben aus dem Bandbreiten-Verbrauch im SD-TV-Betrieb:
• Das Erste ARD SD = 4,2 bis 10,1 Mbit/s, sehr dynamisch
• TV5Monde SD = 2,5 Mbit/s, leicht schwankend
• CNN SD = 2,2 Mbit/s, leicht schwankend
• ORF 2 Salzburg SD = 5,6 Mbit/s, sehr konstant
Diese unterschiedlichen TV-Streaming-Bandbreiten werden vom Kabelnetz-Provider so unterschiedlich angeliefert. Der AVM-DVB-C-Repeater transportiert die Streams nur noch hausintern weiter, definiert aber nicht selber deren Bandbreiten.
Wireless HD-TV
HD-TV steht für High Definition Television. Das kleinere HD-Format 720p arbeitet mit 1280x720 Bildpunkten. Das größere Full-HD-Format hat eine Auflösung von 1920x1080 Pixeln.
Das HD-TV-Streaming von Kabel Deutschland kam über den AVM-DVB-C-Repeater in der Regel mit 1280x720 Pixeln auf den drei Windows-Rechnern an. Dabei wurde das lokale Netzwerk von allen HD-Sendern sehr dynamisch mit 5 bis 15 Mbit/s netto belastet, je nach Qualitäts-Anspruch des Senders auch mit gelegentlichen Spitzen bis zu 22 Mbit/s.
Die Öffentlich-Rechtlichen gönnten sich oft mehr Bandbreite (und damit eine höhere TV-Qualität) als kleine TV-Sender. Für die meisten 11n- oder gar 11ac-WLANs sind Spitzen bis zu 22 Mbit/s Nettonutzlast noch kein Problem, solange keine größeren Störeinflüsse auf das WLAN einwirken. WiFi-11g dagegen kann 22 Mbit/s netto oft nur auf sehr kurze Distanz bewältigen. Das dürfte in der Praxis kaum für ein zuverlässiges HD-Streaming reichen, besonders wenn mehrere Nutzer das WLAN gleichzeitig beanspruchen wollen.
Wireless DVB-C-Radio
Die Kabelnetzbetreiber können auch Hörfunk-Programme mit der digitalen Technik DVB-C in ihre Netze einspeisen. Die unverschlüsselten Radioprogramme von KDG konnten wir auch mit dem AVM-DVB-C-Receiver empfangen und mit dem VLC Media Player auf diversen Windows-Rechnern anhören.
Im Vergleich zu den sehr dynamischen Bandbreitenschwankungen beim HD-TV-Streaming kam das Radio-Streaming mit relativ konstanten Bandbreiten auf den Rechnern an. Hier ein paar Stichproben vom Dezember 2014:
BR Klassik = 3,35 Mbit/s
Bayern 1 = 2,9 Mbit/s
NDR 1 = 2,6 Mbit/s
MDR = 2,6 Mbit/s
You FM = 2,6 Mbit/s
N-JOY = 2,6 Mbit/s
Radio Fritz = 2,6 Mbit/s
WDR 5 = 2,6 Mbit/s
KIRAKA = 2,6 Mbit/s
SWR = 2,6 Mbit/s
DKULTUR = 1,2 Mbit/s
Radio Horeb = 0,6 Mbit/s
Sowohl beim SD- und beim HD-Fernsehen, als auch beim DVB-C-Radioempfang konnten wir mit dem VLC-Player auf allen drei Windows-Rechnern gelegentliche, kurze Streaming-Aussetzer beobachten. Das Thema war auf Nachfrage bei AVM bekannt und soll durch weitere Firmware-Releases weiter optimiert werden.