Internationalisierung im Rechnungswesen

Ausuferndes Regelwerk

09.02.2006
Von 
Senior Communication Managerin bei der Content Marketing Agentur Evernine

Verschiedene Gepflogenheiten

Udo Kaiser, IT-Manager beim Hersteller von Medizinprodukten Medi GmbH & Co. KG mit Stammsitz in Bayreuth, zwölf Niederlassungen im Ausland und mehr als 1000 Mitarbeitern, schildert en detail, welche seltsamen nationalen Gepflogenheiten der EU-Mitgliedsstaaten in der IT abgebildet werden müssen:

- In Spanien ist die Mehrwertsteuer nicht je Artikel feststellbar, sondern nur je Artikel und Kunde.

- In Polen muss auf der Rechnung der Rechnungsbetrag in Worten ausgedruckt sein.

- Wer mit Franzosen Geschäfte machen will, muss wissen, dass hier das Zahlungsziel häufig 60 Tage bis zum Monatsende lautet, eine Rechnung allein nicht ausreicht, sondern vor der Bezahlung der Kunde mit einem wechselähnlichen Papier zur Zahlung aufgefordert werden muss.

- Deutschland steht da nicht abseits: Lieferungen nach Helgoland sind steuerfrei, dürfen aber nicht als EU-Umsatz verbucht werden.

Darum rät Kaiser allen Mittelständlern mit internationalem Vertrieb zu einer Software für Accounting & Controlling, die auf der einen Seite alles beherrscht, was in den einzelnen Ländern und international benötigt wird, sich jedoch auf der anderen Seite strikt "auf die rechtlich nötigen Punkte" beschränkt.

Die Umstellung braucht Zeit: Soll zum Beispiel erstmals zum 31.12.2006 ein IFRS-Abschluss erstellt werden, benötigt man Vergleichszahlen für 2005, ergo Saldenvorträge für den 1.1.2005, ergo Abschlusszahlen 2004 - diese zweijährige Rückwirkung ist bei der Planung der Umstellung zu berücksichtigen.
Die Umstellung braucht Zeit: Soll zum Beispiel erstmals zum 31.12.2006 ein IFRS-Abschluss erstellt werden, benötigt man Vergleichszahlen für 2005, ergo Saldenvorträge für den 1.1.2005, ergo Abschlusszahlen 2004 - diese zweijährige Rückwirkung ist bei der Planung der Umstellung zu berücksichtigen.

Darüber hinaus weiß Kaiser aus Erfahrung, wie international operierende Unternehmen einem "typischen Mittelstandsproblem" aus dem Weg gehen können: Trotz unterschiedlicher Sitten und Gebräuche in der Buchführung sollte das gesamte Unternehmen nur mit einer Standardsoftware arbeiten, die für die stark voneinander abweichenden länderspezifischen Aufgaben gerüstet ist. Dann kann die Zentrale der Filiale in einem anderen Land helfen, die Buchführung im Griff zu behalten, wenn dort der Buchhalter für längere Zeit ausfällt. Kaiser schildert, was die Bayreuther Medi-Buchhalter in einem solchen Notfall tun: "Sie holen sich die Bildschirmoberfläche aus dem anderen Land auf den Monitor, stellen nicht die Masken, sondern einfach die Sprache um und können sodann für den ausgefallenen Mitarbeiter die Buchungen vornehmen." (he)