In der täglichen Praxis des Projektgeschäfts lassen sich anhand der Schätzgenauigkeit kaum Rückschlüsse darauf ziehen, wie tauglich eine verwendete Methode zur Aufwandsabschätzung ist. In der Softwareentwicklung spricht man von der Schätzgenauigkeit als Verhältnis von geschätztem (Plan) zu tatsächlichem (Ist) Projektaufwand. Werte über 100 Prozent stellen somit eine Überschätzung des Projektaufwands dar, Werte darunter eine Unterschätzung. Die Erfahrung zeigt, dass der Aufwand für Entwicklungsprojekte in der Regel unterschätzt wird. Daher bemühen sich Experten seit den Anfängen der Softwareentwicklung um eine Verbesserung der Schätzmethoden. Eine hohe Schätzgenauigkeit, das heißt ein Wert möglichst nahe an 100 Prozent, gilt dabei als das Qualitätskriterium schlechthin für eine Methode.
Prinzipiell leidet die Schätzgenauigkeit daran, dass der geschätzte und der Ist-Aufwand zu unterschiedlichen Zeitpunkten erhoben werden müssen: zu Beginn beziehungsweise am Ende des Projekts. In der Zwischenzeit treten jedoch fast immer, zumindest öfter als gewünscht, ungeplante Ereignisse auf.
Leichtfertiger Umgang mit einem Kompositum
Aufgrund der zeitlichen Diskrepanz steht die Schätzgenauigkeit im Spannungsfeld von fünf Einflussfaktoren. Dies sind die Schätzmethode, die vorhandenen Informationen, das Projekt-Management, die ungeplanten Ereignisse sowie die Erfassung des Ist-Aufwands.