Produktivere Mitarbeiter und effizientere Prozesse durch KI

Artificial Coworker: Mythos oder bereits Realität?

26.06.2018
Von 


Daniel Skoda ist ein erfahrener, innovationsorientierter Digital-Marketing-Experte, der sich auf Seiten Werbetreibender, Agenturen und Vermarktern praktisch mit den Online-Kanälen und deren Zusammenspiel beschäftigt. Sein Spezialgebiet umfasst das Daten-getriebene Display, Mobile und Video Advertising durch Real Time Bidding. Er berät Unternehmen bei der Konzeption und Optimierung von digitalen Kampagnen und referiert unter anderem an der Hamburg Media School, bei der Campixx:Week und der d3con.
Welche Auswirkung hat der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) auf die Zusammenarbeit in Unternehmen? Ist der Artificial Coworker heute schon ein wirklicher Treiber für erfolgreiche Projekte und Produkte?

Beim Streben nach mehr Effizienz und Produktivität spielen in der Industrie auch Roboter und Maschinen eine entscheidende Rolle. Sie übernehmen körperliche Schwerstarbeit der Menschen, können schneller und ohne Unterbrechung arbeiten und analytische Höchstleistungen erzielen - gefüttert und geführt durch menschlichen Input. Während diese Entwicklung dystopische Vorstellungen einer rein automatisierten Arbeitswelt glücklicherweise nicht bestätigt, stellt sie Mitarbeiter und Unternehmen doch vor Herausforderungen.

Dank KI können sogenannte Artificial Coworkers auch etwas anspruchsvollere Tätigkeiten übernehmen und so ihre menschlichen Kollegen unterstützen.
Dank KI können sogenannte Artificial Coworkers auch etwas anspruchsvollere Tätigkeiten übernehmen und so ihre menschlichen Kollegen unterstützen.
Foto: R-Type - shutterstock.com

Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) werden langfristig Arbeiten, die durch selbstlernende Algorithmen viel effizienter und weniger fehleranfällig durchgeführt werden können, zwar tatsächlich nicht mehr durch menschliche Angestellte erledigt. Ebenso langfristig werden jedoch auch ganz neue Berufszweige entstehen, die KI-Systemen das Machine Learning ermöglichen. Und diese neuen Berufe, angefangen beim Data Scientist, werden zunehmend gebraucht. Denn Roboter und Programme werden auch in Zukunft nicht autonom kreativ arbeiten und handeln können, sie bleiben auf menschliche Vorarbeit und Anleitung durch KI-Manager angewiesen.

Digitale Technologien fördern Zusammenarbeit und verbesserte Kommunikation

Der Ansatz der Zusammenarbeit findet sich heute bereits nicht nur in Weltkonzernen wieder und wird weiter ausgebaut. Möglich ist es, weil interdisziplinäre Arbeit immer beliebter wird. Fachkräfte aus den verschiedensten Bereichen arbeiten abteilungsübergreifend miteinander und oft auch über Standort- und Landesgrenzen hinweg. Dabei gewinnen Faktoren wie Zeitzonen, kulturelle Unterschiede und die Kommunikation mehr an Bedeutung. Schließlich hängt auch der Erfolg eines Unternehmens davon ab, wie gut der Austausch zwischen Teams aus den verschiedenen Bereichen funktioniert.

Aktuelle Formen digitaler Kommunikation tragen einen wichtigen Teil zum produktiven Austausch bei. Auch der sogenannte Artifical Coworker - also ein KI-Programm, das Teams in ihrer Arbeit unterstützt - hilft uns in Zukunft, riesige Mengen von Informationen zu analysieren und auch richtig zu interpretieren. Schon heute können solche Programme z. B. selbstständig Dossiers verfassen - nur auf Grundlage von Rohdaten. Durch die KI-gestützte Verarbeitung von Daten können in Zukunft außerdem schneller und leichter Entscheidungen getroffen und somit auch Wettbewerbsvorteile gesichert werden.

Während das beispielsweise das Marketing zunehmend digital wird, haben sich entsprechende Technologien in diesem Bereich bereits durchgesetzt und Programmatic Advertising erobert KI-getrieben nach den Laptop- und Smartphone-Bildschirmen nun auch Musikstreaming-Dienste, das klassische TV und digitale Plakatflächen. Damit soll auch die Kommunikation der Unternehmen an Konsumenten besser und zielgerichteter werden.

Kollaborative Tools erfolgreich in der Unternehmenspraxis einsetzen

Effiziente Lösungen für Dokumentations-Aufgaben oder für das Abhalten virtueller Konferenzen sind schon länger verbreitet, wobei diese immer schlanker und intelligenter werden und in Tool-getriebene Arbeitsprozesse integriert werden. Dazu kommen neue KI-gestützte Ansätze in der Interpretation komplexer Daten, der Erkennung unterschiedlichster Geschäftsrisiken, aber auch vorausschauendes Gesundheitsmanagement der Belegschaft oder eine clevere, dialoggestützte Einarbeitung neuer (Projekt-)mitarbeiter in laufende Themen.

Teams aus allen Branchen können zur Planung und Abstimmung von Projekten auf kollaborative Tools wie Slack setzen und brauchen theoretisch keine Emails mehr zu bearbeiten - für viele Angestellte, die sich im Filtern des stetigen Nachrichtenflusses untergehen sehen, geradezu eine traumhafte Vorstellung. Derartige Tools organisieren die Kommunikation nach für den jeweiligen Mitarbeiter relevanten Themenchannels, übernehmen das Management von Informationen und Dateien durch intelligente App-Verknüpfungen zu Google Drive, Atlassian oder Evernote, vereinfachen Abstimmungsprozesse und bieten die Möglichkeit, smarte Bots zu integrieren.

Diese Software-Roboter reagieren auf Events wie neu initiierte Kundenprojekte und versenden automatisch entsprechende Benachrichtigungen an die richtigen Mitarbeiter. Bots können bereits helfen, die Vollständigkeit benötigter Informationen in Projekten oder der Produktentwicklung zu überprüfen, dazu Reminder zu erstellen und den Fortschritt zu überwachen. Auch soziale Funktionen sind integriert, so dass besondere Arbeitsleistungen und Erfolge im Team durch spielerische Elemente belohnt werden können, die Spaß in den Arbeitsalltag bringen (Stichwort: Gamification).

Die Herausforderung für Unternehmen und das IT-Management besteht darin, sich auf eine Dezentralisierung der Anwendungen einzulassen, aktiv einen Kulturwandel zu befördern und Teams das Vertrauen und die Kompetenz zu geben, Tools eigenständig zu testen und zu managen, damit kollaboratives Arbeiten in einer Kultur der Selbstbestimmung funktionieren kann.

Progressive Arbeitszeitmodelle und neue Jobs

Der Nine-to-five-Job stirbt weiter aus. Immer mehr Menschen arbeiten unterwegs, aus dem Home-Office oder zu flexiblen Arbeitszeiten. Insbesondere gut ausgebildete Fachkräfte legen Wert auf Möglichkeiten, sich Zeit für die Familie und persönliche Interessen zu schaffen. Zufriedenere und flexiblere Mitarbeiter fördern die Zusammenarbeit im Unternehmen.

Statt Nine-to-five- können KIs Zero-to-24-Jobs übernehmen, während Menschen sich neuen Aufgaben widmen können - und widmen müssen: so müssen KI-Systeme in Prozesse integriert, Schnittstellen geschaffen und die Zusammenarbeit von "Maschine" und Mensch organisiert werden, wodurch neue Herausforderungen auf die HR-Abteilungen und das Management zukommen.

Die Veränderung des Arbeitsplatzes durch künstliche Intelligenzen ist unabwendbar und vielmehr als Chance zu sehen, welche die weitere Entwicklung von Unternehmen und Gesellschaft treibt. Fraglos bedeutet dies hohe Anforderungen an Mitarbeiter und Manager, sich auf neue Prozesse einzustellen, diese zu managen und zu begleiten - dafür können und sollten sie sich auf menschliche Stärken wie Empathie, Intuition und Kreativität stützen. (mb)