Jean-Philippe Courtois, Microsoft

"Am wertvollsten sind Aufmerksamkeit und Qualitätszeit"

10.12.2014
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.

Transformation und Hindernisse

(weiter JPC): Doch zurück zu Microsoft: Wir nutzen Yammer intern sehr stark dafür, uns gegenseitig mitzuteilen, wie wir unser Geschäft transformieren. Cloud-Services wie Office 365 einzuführen ist einfach ganz was anderes als ein Exchange-Deployment aus der "alten Welt" zu verkaufen. Man muss erstens die Kunden dazu bringen, in die Cloud zu gehen, und zweitens die Nutzernachfrage steigern, erhält dann aber unterm Strich eine tolle Partnerschaft zwischen IT und Business. Über Yammer tauschen sich unsere Mitarbeiter ohne Einmischung des Managements und riesige Meetings darüber aus, wie sie ihren Kunden dabei geholfen haben, ihr Geschäft schneller wachsen zu lassen. Das breitet sich rapide aus und ergibt das "neue Microsoft".

Bei uns funktioniert das leider nicht so. Wir sind mit unserem Verlag auch 365-Kunde, haben ein Intranet auf Basis von SharePoint Online, das uns ein Microsoft-Partner gebaut hat - aber Yammer kommt einfach nicht in Schwung. Niemand stellt Fragen, es gibt nur sporadische Postings von ein paar Kollegen, die sowieso Social-Media-affin sind. Ich hab schon alles mögliche versucht, aber das scheint irgendwie nicht zu funktionieren.

Das könnte aus meiner Sicht daran liegen, dass für die meisten der Arbeitstag immer kleinteiliger geworden ist und man nicht mehr konzentriert und kontinuierlich arbeiten kann - nicht zuletzt aufgrund der über die Jahre neu hinzugekommenen Kommunikationskanäle. Und da sagen viele einfach: Nein, bitte nicht noch ein weiteres Tool. Es gibt schon so viele andere, die ich dauernd im Auge behalten muss.

JPC: Das kann ich gut nachvollziehen. Aus meinen Gesprächen mit Kunden weiß ich, dass man dann natürlich überlegen sollte, welche bisherigen Muster der Kommunikation man zugunsten der neuen Werkzeuge weglässt. Ich kenne zum Beispiel einige Firmen, die gesagt haben: Wir teilen keine Dateien mehr per E-Mail, das läuft künftig nur noch über Yammer. Das muss manchmal auch die Chefetage regelrecht verordnen mit Blick darauf, was das Unternehmen am stärksten voranbringt. Andernfalls halten die Leute ewig an ihren gewohnten Werkzeugen fest.

Man muss Mehrwert aufzeigen und mit gutem Beispiel vorangehen. Natürlich verschwindet E-Mail in den wenigsten Fällen schlagartig - aber es wird schon Leute geben, die Yammer extrem schnell akzeptieren, andere wiederum halten sicher länger an ihren gewohnten Werkzeugen fest.

Dem trägt Microsoft ja auch mittlerweile Rechnung, indem es beispielsweise eine Brücke geschlagen hat zwischen Yammer und Outlook und Mitarbeiter auch via klassischer E-Mail an Yammer-Diskussionen teilnehmen können.

JPC: Exakt.

Hittmeyer: Wir hatten vor Jahren ziemliche Akzeptanzprobleme mit SharePoint. Dessen erste Versionen erlaubten so einfache Dinge wie "Speichern unter" noch nicht aus Office-Programmen. Aus Sicht der IT war das nicht wirklich ein Hindernis - aber wenn Sie versuchen, sich wirklich in die Endbenutzer hineinzuversetzen, die ihr Arbeitsleben lang anderes gewohnt waren, für die sehr wohl. Mit OneDrive (for Business, Anm. d. Red) hat sich das zum Glück geändert. Da ging "Speichern unter" wieder wie gewohnt und niemand hat gemerkt, dass man hier in Wahrheit mit SharePoint arbeitet.

Man muss versuchen, die Arbeitsweisen der Menschen in kleinen Schritten zu verändern. Und wenn man dann auch noch Mehrwert bieten kann - umso besser. Und bei SharePoint Online liegt der Mehrwert natürlich auf der Hand: nahtloser Zugriff von überall und mit jedem Gerät.

Nicht wirklich nahtlos, nein. Ich arbeite zum Beispiel mit Google Chrome als Standard-Browser, sorry. SharePoint-Links kann ich nicht anklicken, weil die Anmeldung am vorgeschalteten Federation Server nicht funktioniert. Mit IE und auch mit Firefox funktioniert sie, mit Chrome nicht. Ich muss also jedes Mal den URL kopieren und händisch in die Adresszeile vom Internet Explorer einfügen.

JPC: Wir versuchen mal herauszufinden, woran das liegt, und melden uns bei Ihnen.