Trend 6: Hard- und Software: Appliances zerbrechen
In vielen Bereichen wie der Automotive-Branche, aber auch in Consumer-Produkte kam die Software traditionell zusammen mit der Hardware "embedded" von einem Hersteller. Während sich Hardware kontinuierlich und langsamer entwickelt, macht die Software in 2021 Jahr die größeren Sprünge. Viele OEMs versuchen deshalb, Software selbst zu entwickeln, beispielsweise Volkswagen mit seinem CarOS.
Andere beziehen Software von spezialisierten Partnern, zum Beispiel Daimler über seine Partnerschaft mit Google/Waymo. Trotzdem braucht man weiterhin viel Erfahrung, Rechenleistung und Steuergeräte, um Systeme für die harten Bedingungen in Fahrzeugen oder Industrieanlagen zu bauen. Zulieferer wie Bosch oder Continental haben eine schwierige Dekade vor sich, in der sie sich durch eigene Softwareinnovationen in einem neuen Ökosystem behaupten müssen.
Trend 7: Software Stack Eruption - Daten sind die neue Software
Die Rolle der Software mit ihrer Qualität und Funktionalität wird 2021 zunehmend von Daten abgelöst. Hier entwickelt sich eine ganze Klasse von Datenprodukten, Datenmanagement-Plattformen, Datenentwicklungs-Plattformen, Datenvirtualisierungs-Plattformen oder bereits fertigen Trainingsdaten für die gängigen Machine-Learning-Algorithmen. Die OpenAI Initiative zeigt uns, dass sich Algorithmen durch entsprechende Datenmengen weiterentwickeln müssen.
Das reine Datensammeln bringt keinen Durchbruch, zugleich stößt die Programmierung nur mit Simulationen ohne reale Daten in der neuen Dekade an ihre Grenzen. Entscheidend ist deshalb das schnelle Sammeln von Lerndaten in ausreichender Menge und in guter Qualität. Die traditionelle Software außerhalb von Machine Learning und künstlicher Intelligenz wird immer stärker zur Commodity und durch eine Orchestrierung von PaaS-Services abgelöst. Darüber hinaus nehmen Software-Services den Platz der IT-Infrastruktur ein. Die klassische Infrastruktur mit Compute-Diensten wird weiter abstrahiert und nimmt eher die Rolle des bisherigen Netzwerkes ein.
Diese "Software Stack Eruption" wird zusätzlich stimuliert vom Trend zu "Infrastructure-as-Code", aber auch von einem Machine-Learning-basierten Infrastruktur-Management. Hierbei beschreibt ein Code oder eine künstliche Intelligenz anstelle eines Menschen dynamisch die notwendige Infrastruktur für bestimmte Anwendungen.
Trend 8: Hybrid- und Multi-Cloud - Fast Forward to PaaS
Private und Public Clouds oder mehrere Public Clouds gleichzeitig für eine Applikationslandschaft zu nutzen, wurde viel diskutiert, ist aber operativ eher die Ausnahme. 2021 wird dies zur Norm. Dabei hilft die Abstraktion der verschiedenen Cloud-Infrastrukturen mit dem Container Management auf Basis von Kubernetes. Ebenso spezielle Software Frameworks wie Googles Anthos oder Microsofts Azure Arc, die hinsichtlich der Einsatzszenarien und ihrer Reifegrade jedoch noch Nachholbedarf haben. 2021 werden Anwender zudem hybride PaaS-Dienste nutzen.
Dies sind Softwaredienste, die transparent über mehrere Hyperscaler eine integrierte Management Umgebung anbieten. Ein Beispiel ist die kürzlich angekündigte Version von MongoDBs Datenbank-Dienst Atlas. 2021 werden sich die Private Clouds nahtlos wie ein weiterer Public-Cloud-Provider in die PaaS-Management-Tools einfügen.
Trend 9: IoT wird zur physischen Oberfläche von "Anywhere Computing"
IoT wird in 2021 nicht nur eine Mainstream-Technologie, es etabliert sich auch als äußerer Rand des Edge Computings. Auch wenn es noch lange dauert, bis alle bestehenden Industrieanlagen online sind, wird ab 2021 praktisch keine neue Maschine und kein Auto mehr gebaut, das nicht eine Online-Option bei der Bestellung besitzt. Dabei löst sich der Sonderstatus von IoT Devices auf.
Alle Public Cloud Hyperscaler werden 2021 das gesamte Spektrum von Public Cloud bis Edge-Computing anbieten. Es erstreckt sich über Cloud Regionen, kleinere lokale Instanzen, Mini-Instanzen in den Telco-Netzen, verschiedene Formen von Edge-Computing in Unternehmen bis hin zu Betriebssystemen auf sehr kleinen IoT-Devices. Edge-Computing ist aber keine Insel mehr, sondern integrierter Bestandteil einer größeren Topologie. Diese Entwicklung machte es erheblich einfacher, autonome Fähigkeiten "am Edge" mit großen Datenmengen und KI-Prozessen in der Public Cloud zu verknüpfen. Damit ist der Weg für autonome Robotik und autonome Fahrzeuge im großen Stil geebnet.