Internetunternehmen versus Corporate IT
Bei Internetunternehmen ist die IT-Infrastruktur zentraler Bestandteil der Produktionsplattform oder auch Teil des eigentlichen Produktes für den Kunden. Damit wird Performance und Zuverlässigkeit der Infrastruktur zu einem wichtigen Teil der Produktqualität und hierdurch zum kritischen Erfolgsfaktor. Aus diesem Grund fließen Investitionen und Innovationen größtenteils in die Entwicklung einer optimalen Hard- und Softwareinfrastruktur, und das nicht nur nach Profitabilitätskriterien.
Der Fokus liegt vielmehr auf Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit und Flexibilität. Bei Internetunternehmen ist der Anreiz, eine immer bessere und leistungsfähigere Infrastruktur zu entwickeln, sehr hoch, da diese Teil des Geschäftsmodells ist. Durch den Innovationsdruck werden viele Assets selbst entwickelt und so das Kern-Know-how im eigenen Unternehmen aufgebaut.
In der Corporate IT sind die Schwerpunkte anders gesetzt. Eines der größten Themen der letzten zehn Jahre war die Konsolidierung und Vereinheitlichung der Gesamtinfrastruktur. Mit Sicherheit auch dadurch bedingt, dass die meisten Konzerne nicht primär organisch wachsen, sondern regelmäßig andere Unternehmen übernehmen. Dadurch entsteht zwangsläufig ein buntes Sammelsurium an unterschiedlichster Hard- und Software
Durch die sich rasant entwickelnden Technologien rund um die Virtualisierung wurden in den letzten 20 Jahren zunächst der Storage, dann die Server und schließlich auch die Clients virtualisiert und zentralisiert. Hierdurch gelang es den Unternehmen, die Kosten für Personal und IT erheblich zu reduzieren. Auf Managementebene standen also lange Zeit Konsolidierung und Kostenreduktion im Fokus der Bemühungen. Faktoren wie Performance, Skalierbarkeit und Verfügbarkeit stehen oftmals noch heute dahinter zurück.
Hinzu kommt die Tendenz der letzten 15 bis 20 Jahre, dass immer mehr IT-Komponenten ausgelagert werden, da IT-Themen in der Regel nicht zu den Kernkompetenzen der Großunternehmen gezählt werden. Es etablieren sich Modelle, bei denen die Corporate IT immer weniger eigene Infrastrukturen betreibt, sondern zunehmend mit dem Managen der entsprechenden Zulieferer beschäftigt ist.
Ein weiterer Aspekt, der die generell existierende Outsourcing-Tendenz in dem einen oder anderen Fall noch verstärken mag, ist die im Zusammenhang mit Umstrukturierungen oftmals einhergehende Vermeidung von Verantwortlichkeiten im mittleren Management. Wenn IT-Prozesse an einen externen Dienstleister ausgelagert werden, dann ist dieser Dienstleister auch verantwortlich für die Entwicklung einer entsprechenden Lösung. Kommt es hier zu Problemen, bleibt das für die Beteiligten innerhalb des Großunternehmens in der Regel ohne Konsequenzen. Würden derartige Lösungen intern erarbeitet und das Projekt würde scheitern, könnte dies für die involvierten Personen möglicherweise unangenehme Folgen haben.
- Herausforderungen und Risiken beim Sourcing und Externen-Management
Viele Unternehmen haben erkannt, dass im Bereich Dienstleistungs-Einkauf jede Menge Optimierungspotenzial schlummert, und entsprechend groß ist das Interesse an konkreten Lösungsansätzen. Folgende Punkte sollten Sie dabei im Auge behalten - Scheinselbständigkeit
Scheinselbständigkeit und Arbeitnehmerüberlassung zählen zu den permanenten Risiken beim Einkauf externer IT-Dienstleister, die unter anderem hohe Nachzahlungen an Sozialversicherungen nach sich ziehen können. Manche Vermittler begnügen sich mit Unbedenklichkeitsbescheinigungen, andere Anbieter beraten Auftraggeber und Dienstleister über rechtliche Risiken und erarbeiten Lösungsmöglichkeiten. - Netzwerkoptimierung und Partnerentwicklung
Durch Portfolioanalysen wird das eingesetzte Netzwerk überprüft und die Sourcing-Strategie nachjustiert. Ziel ist es, die IT-Projekte richtig zu besetzen, die passenden Anforderungsprofile zu ermitteln sowie mögliche Überqualifizierung zu vermeiden. Auf diese Weise lassen sich das Lieferantennetzwerk und die eingesetzten Berater kontinuierlich verbessern, um den passenden Berater und Service für die angeforderte Leistung zum besten Preis zu ermitteln. Ein weiteres Ziel ist in diesem Kontext die Weiterentwicklung von Dienstleistern zu Partnern. - Maßgeschneidertes Netzwerk
In großen Unternehmen, die ihr Externen-Management noch nicht optimiert haben, arbeitet der Einkauf oft mit mehreren hundert dezentral beauftragten Lieferanten. Eine Konzentration auf ein maßgeschneidertes strategisches Netzwerk ermöglicht große Optimierungseffekte. - Sourcing-Strategie
Nachhaltige Verbesserungen des Externen-Managements erfordern die Entwicklung einer Sourcing-Strategie. Hier stehen Fragestellungen im Vordergrund wie die, welche Aufgaben über externe Dienstleistungen erbracht werden oder welche Dienstleister für welche Themen eingesetzt werden.
Die Zielsetzungen von Internetunternehmen und Konzernen im Hinblick auf die Entwicklung ihrer IT-Infrastruktur unterscheiden sich also beträchtlich. Während Internetunternehmen im großen Maße von Skalierung, Performance, Kontrolle und Verfügbarkeit getrieben sind, sind für Großunternehmen und deren IT-Strategien meist die Themen Konsolidierung und Outtasking richtungsweisend.