Deutschland fehlt es an Fachkräften. Ein Mangel, der nicht nur Pflege und Gastronomie - über die in der Öffentlichkeit viel diskutiert wird - betrifft, sondern auch die MINT-Berufe. So stellte das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in seinem MINT-Herbstreport 2023 fest, dass rund 285.800 Arbeitskräfte in diesem Bereich fehlen.
Mit KI gegen Fachkräftemangel
Ein Weg aus diesem Dilemma könnte der Einsatz von KI sein. So schätzt der eco Branchenmonitor, dass mit Hilfe von KI die Produktivität jährlich um 0,8 bis 1,4 Prozent gesteigert werden könnte. Mit LLMs (Large Language Models) wie ChatGPT könnten laut eco bereits heute 15 Prozent aller Arbeitsaufgaben schneller und bei gleicher Qualität erledigt werden. Ein Anteil, der in Zukunft auf 56 Prozent anwachsen könnte.
Selbst die eher KI-skeptischen Deutschen (siehe auch "Generation Z hat Angst vor KI") würden es in vielen Branchen begrüßen, wenn der Fachkräftemangel unter anderem mit dem Einsatz von KI bekämpft würde. Besonders in der industriellen Fertigung sähen es 58,7 Prozent der Deutschen gerne, wenn Technologien auf Basis von künstlicher Intelligenz Aufgaben von Fachkräften übernehmen.
Deutsche bejahen KI-Einsatz in Industrie
Auch in vielen anderen Branchen wie dem Transportwesen (38,5 Prozent), im Finanzsektor (24,3 Prozent) und in der Alten- und Krankenpflege (22,2 Prozent) bejahen viele Deutsche den Einsatz von KI. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey. Im Auftrag von eco hat das Institut 2.519 volljährige Bundesbürger zwischen dem 12. und 13. Februar 2024 befragt.
Keine KI in Bildung und Kultur
Anders sieht die Einstellung der Deutschen zum Einsatz von KI in Kultur und Bildung aus. Im Kulturbereich will nur jeder und jede Zehnte (10,2 Prozent) Fachkräfte durch KI ersetzt wissen, ähnlich sieht es im Bildungsbereich aus, hier würden nur 13,2 Prozent auf KI setzen.
Für den Eco Vorsitzenden Oliver Süme liegen die KI-Vorteile auf der Hand: "Durch Automatisierung, beschleunigte Rekrutierung oder gezielte Weiterbildung mithilfe von KI können Unternehmen effizienter arbeiten und den vorhandenen Arbeitskräftepool optimal nutzen." Dabei könne KI auch in sozialen Berufen zeitraubende Verwaltungsarbeit übernehmen, so dass die Menschen weiterhin im Mittelpunkt der Beschäftigten der Alten- und Krankenpflege stünden.
Keine nationalen Sonderwege
Als hochentwickelter Wirtschaftsstandort, so Süme weiter, habe Deutschland das Potenzial, eine KI-Führungsrolle in Europa oder sogar weltweit einzunehmen. Allerdings mahnt der Verbandschef: "Auch Rückenwind von der Politik ist nötig, wir brauchen EU-weit einheitliche Kriterien in der Anwendung der Europäischen KI-Verordnung und im Umgang mit KI-Systemen. Die Fehler der DSGVO dürfen sich nicht wiederholen."
Deshalb sollten Deutschland oder andere EU-Mitgliedsstaaten bei der Regulierung von GPAI-Modellen und Hochrisiko-Systemen keine nationalen Sonderwege gehen, so Süme. Für ein echtes Level-Playing-Field in Europa brauche es einheitlich ausgelegte Pflichten, Anforderungen und Standards.