Immer mehr IT-Manager sehen in "Infrastructure as a Service" (IaaS)-Angeboten eine gute Lösung, IT-Infrastrukturkosten sehr schnell, sehr umfangreich zu senken. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass IaaS nicht immer nachhaltig Kosten senkt. Zwar entwickelt sich die Kostenstruktur kurzfristig zum Positiven, langfristig steigen die Kosten jedoch wieder an. Es bedarf einer IaaS-Strategie, die eine bewusste Entscheidung für oder gegen die Nutzung von IaaS fällt. Hierbei sind zwei Ziele in den Fokus zu stellen: die Steigerung des Geschäftsnutzens und die langfristige Senkung der IT-Infrastrukturkosten.
Die folgenden vier Handlungsempfehlungen für IT-Manager helfen, IaaS erfolgreich einzuführen.
Nur der Geschäftsnutzen zählt
Hypes kennzeichnen sich dadurch, dass Entscheidungen nicht vollständig evaluiert werden. Entscheider lassen sich von Emotionen leiten - gerade bei Cloud Computing. Bei jeder Evaluation von IaaS muss daher der Geschäftsnutzen im Fokus stehen. Es darf keine Entscheidung für den Einkauf von IaaS geben, die nicht einen dokumentierten Geschäftsnutzen aufweist. Accenture führt in der aktuellen Technology Vision 2015 diesen Punkt unter dem Trend "Die neue Ergebnis-Orientierung: Hardware bringt harte Fakten".
Zusätzlich sind Entscheidungen mit einer ganzheitlichen Kosten-Nutzen-Betrachtung zu versehen (siehe hierzu auch den Abschnitt "IaaS ganzheitlich bewerten"). Eine effektive Herangehensweise, um kontinuierlich auf den Geschäftsnutzen zu fokussieren, ist eine "Zero Budgeting Logik". Entgegen der in vielen Unternehmen üblichen Festlegung eines jährlichen Budgets für IT-Projekte, beschließt ein Entscheidungsgremium aus Geschäftsbereich und IT ad-hoc unter Darlegung des Geschäftsnutzens, ob ein IT-Projekt genehmigt wird oder nicht.
Public IaaS nur selektiv einsetzen
IT-Manager sollten grundsätzlich überlegen, welche Infrastruktur-Services für die öffentliche (Public) Cloud, welche für die Private Cloud geeignet sind und welche auf der bestehenden dedizierten Infrastruktur verbleiben sollen. Hierbei empfehlen wir unseren Kunden initial einen einfachen Entscheidungsbaum.
Unsere Erfahrung zeigt, dass gerade für Großunternehmen die Private Cloud meistens die beste Lösung ist, da sie das Beste beider Welten vereint: Zum einen sichern sich Unternehmen eine Infrastruktur, die nicht mit anderen Unternehmen geteilt wird und zum anderen können generelle Vorteile, wie Skalierbarkeit und schnelle Installation genutzt werden.
IaaS ganzheitlich bewerten
IT-Manager sollten den Reifegrad einer Organisation bewerten und damit die Grundvoraussetzungen für eine langfristig erfolgreiche IaaS-Strategie legen. Hierbei sind vier Themenfelder zu berücksichtigen:
Implementierung technischer Standards
Bewertung bestehender Vertragsverhältnisse
Abschaltung von Altsystemen
Anpassung der bestehenden Organisationsstrukturen
Implementierung technischer Standards
IaaS als "Public"- oder auch als "Private"-Variante bedingt, dass Verbindungen zu externen Partnern aufgebaut werden. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass die Verbindungen einem marktgängigen Standards wie XML oder anderen Standards folgen. Hilfe bei der "Partnerwahl" bietet ein technischer Evaluationsbogen. Sonst tendieren manche Unternehmen dazu, eine anbieterspezifische Anbindung zu konfigurieren oder sogar zu programmieren. Das führt nicht selten zu einer unbewussten Abhängigkeit (Vendor-Lock-in), die künftige Anbieterwechsel erschwert oder sogar verhindert. Diese Situation ist für einen IaaS-Anbieter wünschenswert, jedoch für den Kunden der Services führt es zu einer kontinuierlichen Anpassung bestehender Verträge - meist zu dessen Nachteil.
- Entwicklung der Cloud-Modelle in Deutschland
In dem Report „Der Private & Hosted Private Cloud Markt in Deutschland, 2013-2018“ untersucht IDC die Entwicklung der Cloud-Modelle in Deutschland. Die Studie basiert auf Angaben von rund 200 Unternehmen, die die Cloud-Nutzung zumindest erwägen. - Private Cloud vorn
Wer sich für die Cloud entscheidet, setzt meist auf eine Private Cloud. IDC-Analyst Matthias Kraus führt das vor allem auf Sicherheitsüberlegungen zurück. - Marktanteile
Das Marktvolumen für den Aufbau von Private Clouds betrug 2013 in Deutschland mehr als 700 Millionen Euro. Das Geld floss zu 42 Prozent in Services, 37 Prozent in Hardware und 22 Prozent in Software. - CIOs im Regen
Wer letztlich die Entscheidung über den Weg in die Cloud trifft, ist für Kraus ein Indikator der jeweiligen Firmenkultur. Eines steht seiner Beobachtung nach fest: Geschäftsführung und Fachabteilungen üben immer mehr Druck aus auf den IT-Entscheider. Sie blicken nach wie vor auf die Kosten und fordern gleichzeitig, dass die IT Geschäftsprozesse flexibel unterstützt und Business-Innovationen vorantreibt. - Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC
IDC-Analyst Matthias Kraus erwartet, dass sich immer mehr Unternehmen für einen Mix verschiedener Cloud-Modelle öffnen. Steht das Rechenzentrum eines Anbieters in Deutschland, gilt hiesiges Vertragsrecht. Das beruhige auch das subjektive Sicherheitsgefühl, so Kraus.
Bewertung bestehender Vertragsverhältnisse
Neben den einmaligen Anschaffungskosten für die Hardware sind die Aufwendungen für die Wartungsverträge ein umfangreicher Kostenblock in der IT-Infrastruktur. Unsere Erfahrung zeigt, dass in Großunternehmen, die noch umfangreiche Mainframe- oder AIX-Umgebungen betreiben, langfristig angelegte Wartungsverträge keine Seltenheit sind. Für eine ganzheitliche Kostenbetrachtung ist es an dieser Stelle ratsam, die bestehenden Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen zu berücksichtigen. Nicht selten werden Entscheidungen über IaaS ohne die zusätzlichen Kosten durch unkündbare Wartungsverträge gemacht.