Bloß keine Konzerne

Wir wollen anders arbeiten

28.01.2010
Von Anja Dilk

Arbeiten, wann man will

Freilich steht Deutschland erst am Anfang. Die USA sind da weiter. Rowe (Results-only Work Environment) nennt sich die Bewegung, die ein ergebnisbezogenes Arbeitsumfeld im Blick hat, das den Bedürfnissen des netzaffinen Nachwuchses gerecht werden soll. Ein Beispiel ist die US-amerikanische Firma Best Buy. Die Elektronikmarkt-Kette mit 4000 Beschäftigten hat sich dank des Rowe-Konzepts aus einer Unternehmenskrise gearbeitet. Arbeitsbeginn ist nicht mehr um acht Uhr. Heute ist es egal, ob, wann und wie lange jemand ins Büro kommt. Hauptsache, die Arbeit wird gemacht. Seitdem stieg die Produktivität, und weniger Mitarbeiter kündigten. Drückeberger mussten gehen, ihren Arbeitsalltag in der Hängematte konnten sie nicht mehr durch Daueranwesenheit kaschieren. Nur noch die Ergebnisse zählten. Albers: "So ein Konzept ist ein hervorragendes Recruiting-Instrument. Denn gerade junge High Potentials suchen solche Freiheiten."

So weit, den Mitarbeitern das Kommen und Gehen komplett selbst zu überlassen, würde Georg Bachmaier wohl nicht gehen, auch wenn bei Microsoft Vertrauensarbeitszeit Prinzip ist. Natürlich müssen interne Meetings oder Termine beim Geschäftskunden organisiert sein. Aber die Vorstellungen der 20-Jährigen hat der Leiter Recruiting bei Microsoft Deutschland im Blick: Sie sind freiheitsliebend, auf der Suche nach Flexibilität und schnell wechselnden Aufgaben, flachen Hierarchien und einem "digitalen Workstyle". "Diese Klientel bewirbt sich bei uns, weil sie weiß, dass wir das leben", behauptet er.

Feste Jobs sind noch die Regel

Digitale Technologien prägen das Miteinander im Unternehmen, die interne Kommunikation läuft über einen in den Laptop integrierten "Communicator", der alle auf Kopfdruck vernetzt. Heimarbeitstage sind ebenso üblich wie interne Wikis und Weblogs. Besonders stolz ist Bachmaier auf die Unternehmenskultur: Alle Mitarbeiter duzen sich, die Führungsmannschaft sitzt in einem offenen Büro im dritten Stock, gerade erst hat Microsoft-Geschäftsführer Achim Berg die neuen Trainees begrüßt: "Ihr könnt immer zu uns hochkommen. Wenn ihr merkt, dass etwas nicht so läuft, schreibt einfach eine Mail."

Dass ein Teil des internationalen Top-Nachwuchses wie die Palomar-Crew ihm trotzdem durch die Lappen gehen könnte, schreckt Bachmaier nicht: "Unsere Marke als Arbeitgeber ist so gut, dass wir überzeugen. Wer sich nicht fest binden will, dem können wir Projektverträge an verschiedenen Standorten in der Welt oder freie Mitarbeit bieten. Noch wollen aber die meisten in der IT-Branche einen festen Job - ich sehe nicht, dass sich das in absehbarer Zeit ändert."