Im Cloud-Zeitalter ticken Uhren anders, einstige Gesetzmäßigkeiten gelten nicht mehr: Brachte Microsoft bei früheren Generationen seiner IT-Infrastrukturlösungen lediglich alle vier Jahre ein Major-Release heraus und frischte dieses nach zwei Jahren mit einem Minor-Release - "Release 2" genannt, abgekürzt "R2" - auf, so gibt Microsoft jetzt deutlich mehr Gas.
Rund ein Jahr nach dem jeweiligen Major-Release sollen bereits die R2-Versionen von Windows Server 2012, System Center 2012 und SQL Server 2012 erscheinen. Ergänzend dazu werden die Cloud-Services Windows Azure und Windows Intune mit weiteren Funktionen ausgestattet, die Hand in Hand mit On-premise-Lösungen arbeiten und so einen flexiblen Mischbetrieb von Private-, Public- und hybriden Clouds gestatten.
R2-Funktionalität bei Hyper-V
Als Fundament nutzen die Microsoft Cloud-Lösungen die Virtualisierungstechnologie Hyper-V. Diese hat Microsoft bei Windows Server 2012 R2 um viele nützliche Merkmale erweitert. So bietet die Datacenter-Edition mit ihren unlimitierten Virtualisierungsrechten nun die Möglichkeit zur automatischen Aktivierung von Windows-Gastbetriebssystemen. Insbesondere für Rechenzentren und Hoster senkt diese "Zero-Touch"-Maßnahme den Verwaltungsaufwand.
Praktisch ist die Option, sich per Remotedesktop direkt mit einer virtuellen Maschine zu verbinden, selbst wenn diese keine zugehörige Client-Software geladen hat. Das erlaubt es, bereits die Installation eines Gastbetriebssystems aus der Ferne zu steuern und Gäste remote zu administrieren, für die kein passender Client existiert.
Ein echter Usability-Gewinn für viele Administratoren ist die Aufhebung der bisherigen Beschränkung der Copy&Paste-Funktion zwischen Host und Client auf Textinformationen. Windows Server 2012 R2 Hyper-V beherrscht auch den Transfer von Grafiken sowie das bequeme Kopieren von Dateien mittels Drag&Drop. Da diese Operationen den VMbus von Hyper-V nutzen, lassen sie sich ebenfalls von einer entfernten Station sowie den auf dem Host laufenden Gästen durchführen.
- Virtuelle Maschinen der zweiten Generation verzichten auf den Ballast emulierter Geräte und unterstützen UEFI sowie Secure-Boot.
- Die Live-Migration geht bei Windows Server 2012 R2 Hyper-V deutlich zügiger vonstatten.
- Bei Windows Server 2012 R2 Hyper-V lässt sich das Replikationsintervall anpassen.
- Windows Server 2012 R2 Hyper-V erlaubt eine flexible Erweiterung der Replikation.
- Essentials ist bei Windows Server 2012 R2 wahlweise Rolle oder Edition.
- System Center 2012 R2 kommt zeitlich mit Windows Server 2012 R2 auf den Markt.
- SQL Server 2012 R2 unterstützt acht Secondaries.
Virtuelle Maschine Generation 2
Windows Server 2012 R2 Hyper-V führt einen neuen VM-Typ ein, den Microsoft als "virtuelle Maschine Generation 2" bezeichnet. Anstatt wie bislang üblich einen physischen PC mit all seinen Hardwarekomponenten nachzubilden, verzichtet eine Gen2-VM bewusst auf die Komplettnachbildung eines physischen PCs. Emulierte Geräte kennt dieser VM-Typ nicht, der ohne PCI-Bus und ohne BIOS auskommt.
Vielmehr nutzt eine Gen2-VM ausschließlich synthetische Geräte sowie UEFI-Firmware (Unified Extensible Firmware Interface). Das ermöglicht es diesem VM-Typ, von virtuellen SCSI-Festplatten und Netzwerkadaptern zu booten und Secure-Boot zu verwenden, was für mehr Flexibilität und Sicherheit sorgt.
Als Gastbetriebssysteme kommen jedoch nur Windows Server 2012, Windows 8 und nachfolgende Versionen in Betracht, was die Einsatzmöglichkeiten begrenzt. Eine herkömmliche virtuelle Maschine auf den neuen VM-Typ umzurüsten ist ebenso wenig vorgesehen wie ein Wechsel von Gen2-VM zu einer normalen virtuellen Maschine.
Windows Server 2012 - Server-Manager im Überblick
Schnellere Live-Migrationen
Bei Windows Server 2012 R2 Hyper-V hat die Live-Migration an Geschwindigkeit zugelegt.
Die Datenkompression beschleunigt den Transfer um das bis zu Zwölffache, durchschnittlich ergibt sich ein Verbesserungsfaktor von zwei bis drei. Alternativ greift die Livemigration von Windows Server 2012 R2 Hyper-V auf RDMA und SMB-Multichannel zurück, was sich insbesondere für 10/40-Gigabit-Ethernet-Umgebungen empfiehlt.
Microsoft-Angaben zufolge kann bei Verwendung von 3 RDMA-Karten in beiden Hosts ein Transfer mit maximaler PCIv3-Geschwindigkeit respektive 16 GByte pro Sekunde erfolgen.
Davon profitiert auch die clusterfähige Aktualisierung zur Einspielung von Patches auf Clusterknoten. Benötigt dieser Vorgang bei Windows Server 2012 vielfach noch rund 12 Stunden, sinkt der Zeitbedarf schon durch die Datenkompression auf 3,5 Stunden. Mit RDMA ist gar nur noch eine Stunde erforderlich.
Hyper-V-Replika: Mehr Flexibilität
War bei Windows Server 2012 Hyper-V das Replikationsintervall fest auf fünf Minuten eingestellt, können Administratoren dieses bei Windows Server 2012 R2 Hyper-V verändern.
Ein Zeitraum von 30 Sekunden sorgt für maximale Aktualität der Replika, während sind eine längere Frequenz von 15 Minuten für langsame WAN-Verbindungen empfiehlt. Außerdem lässt sich die Replika bei Windows Server 2012 R2 Hyper-V um zusätzliche Standorte erweitern. Das ist nicht nur für Hoster, sondern auch Unternehmen mit mehreren Standorten relevant.