Grüne Kommunikation

Wie nachhaltig sind Briefe und E-Mails?

29.03.2023
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Burkhard Heihoff ist Geschäftsführer von Pitney Bowes und Vertriebsdirektor. Er verantwortet das Geschäft der Pitney Bowes Deutschland GmbH und den gesamten Vertrieb der Postbearbeitungs- und Versandlösungen in Mitteleuropa. Vor seinem Einstieg bei Pitney Bowes verantwortete Herr Heihoff als Country Manager D/A/CH das B2B Geschäft von Panasonic und war in verschiedenen Managementpositionen für Canon tätig.

Der Brief ist tot. Lang lebe der Brief

Hinsichtlich (digitalisierter) Kommunikation bewegen wir uns in einem Feld, in dem viele Faktoren und Themen zusammenkommen - weil sich die Gesellschaft und das gesamte Umfeld, insbesondere in den letzten Jahren, verändert haben. Neue Anforderungen und Herausforderungen sind in den Vordergrund gerückt. All das lässt sich vereinfacht in einer Matrix darstellen, die folgende Elemente enthält:

  • Nachhaltigkeit als allumfassendes Credo,

  • Sicherheit angesichts zunehmender Cyberkriminalität,

  • Zielgruppe mit verschiedenen Anforderungen an die Kommunikation und

  • Inhalte, also was soll wie kommuniziert werden.

Sofort fällt auf, dass aus dieser Matrix multiple Zielkonflikte hervorgehen: Während die Generation Z mit digitalen Tools aufwuchs und in puncto Nachhaltigkeit das eigene Handeln und das großer Industrieunternehmen kritisch hinterfragt, sehen wir parallel dazu noch immer tradierte Unternehmen und Geschäftsführende, die einlaufende E-Mails ausdrucken und sich auf den Schreibtisch legen lassen. Wie also können wir dennoch alle Elemente der Matrix vereinen und einen Kommunikationsweg finden, mit dem wir so viele Menschen wie möglich erreichen? Das geht mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner: Dem Brief.

Die Herausforderung ist also, ein nicht-digitales Produkt wie den Brief in Transformationsprozesse der Unternehmen einzubinden und in die Digitalisierungsstrategien zu integrieren.

Bei solchen Themen spielt der Kostenfaktor eine Rolle. Was mitunter gar nicht umfassend bekannt ist, ist die Tatsache, dass Unternehmen in der Regel Portorabatte auf Postsendungen erhalten. Seit dem 01.01.2023 bietet die Deutsche Post den sogenannten Laufzeit-Rabatt an, der den Versandpreis um drei Prozent senkt. Laut Deutscher Post würde damit gleichzeitig die Zustellzeit etwas entzerrt, indem 50 Prozent der Sendungen am gleichen, die anderen 50 Prozent am nächsten Tag in die Zustellung gehen.
Das Zusammenspiel beider Komponenten soll laut Deutscher Post für ein besser ausgelastetes Briefnetz und eine nachhaltigere Zustellung sorgen. B2B-Versender haben damit eine Stellschraube, an der sie im Zuge eigener Transformationsbestrebungen drehen können. Wie intelligent werden entsprechende Unternehmen bereits unterstützt, um von solchen Rabatten zu profitieren und wo gibt es noch Spielraum?

Einfache Prozessanpassungen, große Wirkung

Wo es die DSGVO im Digitalen verlangt, Häkchen zu setzen, wenn Werbemails gewünscht sind, fehlt diese Transparenz für Dialogpost. Screening-Prozesse würden Postboten helfen, Transaktionspost von "klassischer" Post zu unterscheiden und damit ungewollte Werbung zu vermeiden. Optimal wäre auch ein Planungstool auf dem Diensthandy, in dem vermerkt ist, wie viele "Bitte keine Werbung-Schilder" pro Haus und kumuliert pro Bezirk an den Briefkästen angebracht sind. So ist vor Dienstbeginn klar, wie viel Werbepost eingepackt werden muss. In urbanen Räumen kann das dazu führen, dass anstelle des Postautos das (Lasten)-Fahrrad fürs Zustellen eingesetzt wird, so dass auf diesem Wege Ressourcen eingespart werden können.

Fakt ist, wir stehen mit der nachhaltigen Transformation nicht da, wo wir angesichts der Ziele der Agenda 2030 und des 1,5 Grad-Ziels stehen sollten. Aber die Gesellschaft und die Unternehmen sind in Bewegung - nicht zuletzt aufgrund von Regularien wie etwa der ab dem 01.01.2024 erweiterten CSR-Berichtspflicht, also der verpflichtenden Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts.

Wir sollten also nicht auf die perfekte Lösung warten, sondern Bestehendes aktiv in Transformationsprozesse einbinden und diese so zukunftsgerichtet wie möglich gestalten. (bw)