Entwicklungschef im Interview

Wie GenAI-Strategie bei Thomson Reuters geht

06.02.2024
Von 
Lucas Mearian ist Senior Reporter bei der Schwesterpublikation Computerworld  und schreibt unter anderem über Themen rund um  Windows, Future of Work, Apple und Gesundheits-IT.

"Je kleiner das Modell, desto effizienter"

Da Ihre LLMs in der Cloud, respektive in Colocation-Einrichtungen betrieben werden - welche Bedenken haben Sie, wenn es um die Punkte Security und Datenschutz geht?

Malhotra: Datenschutz und Sicherheit hatten für uns von Anfang an Priorität. Schließlich sind alle Märkte, die wir bedienen, diesbezüglich sehr sensibel - und unsere Kunden haben in diesem Bereich wiederum Verpflichtungen gegenüber ihren eigenen Kunden. Deswegen haben wir Security und Datenschutz in allen Phasen unseres Development-Prozesses integriert.

Auch an dieser Stelle kommen die Bausteine unserer Plattform ins Spiel: Sie gewährleisten auch, dass die Anforderungen an Datenhoheit und Datenschutz erfüllt werden. Wenn unsere Entwickler also unsere GenAI-Plattform nutzen, sind diese Bereiche bereits integriert - und zwar 'by design'.

Wie haben Sie Ihre die Mitarbeiter aus Technologie und Business in Sachen GenAI-Nutzung geschult?

Malhotra: Change Management ist für uns mindestens ebenso wichtig wie für unsere Kunden. Deshalb haben wir ein grundlegendes KI-Training für alle unsere Mitarbeiter entwickelt. Diese Schulungen haben wir zusammen mit unseren Data-Science- und Technologieexperten entworfen und auf ein breites Publikum ausgerichtet. Hier werden die Grundlagen vermittelt, um unsere Kunden optimal bedienen zu können. Zusätzlich haben wir dann noch spezielle Weiterbildungsprogramme für bestimmte Unternehmensbereiche entwickelt.

In unserer Dev-Abteilung haben wir zum Beispiel ein deutlich umfassenderes KI-Programm speziell für unsere Entwickler aufgesetzt. Die Inhalte sind naturgemäß deutlich tiefgehender als bei der Grundlagenschulung. Dabei tracken wir auch die Fortschritte der einzelnen Teammitglieder, um sicherzustellen, dass alle das gesamte Programm durchlaufen.

Für andere Bereiche unseres Unternehmens haben wir andere Schwerpunkte gesetzt. Was ein Vertriebsmitarbeiter beim Kunden über KI wissen muss, wird sich von dem unterscheiden, was ein Entwickler wissen muss. Letztlich kommt es aber vor allem darauf an, dass beide am Ende die für sie erforderlichen Kenntnisse besitzen. Darum investieren wir viel in Schulung und Karriereentwicklung."

Wie hoch sind Kosten, Performance-Anforderungen und Zeitaufwand, um eine KI-Plattform wie die von Thomson Reuters aufzubauen? Bauen Sie Ihre eigenen großen Sprachmodelle auf?

Malhotra: Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, ein KI-Modell zu trainieren. Die größten Modelle werden von Anbietern erstellt, die die Zeit und die Ressourcen investieren können. Das ist etwas, was wir nicht selbst bauen würden. Wir experimentieren mit solchen Modellen von der Stange, aber auch mit eigenen, kleineren KI-Modellen. Auch an dieser Stelle gilt: Es wird auch in Zukunft kein LLM in Einheitsgröße geben, das für alle passt.

In meiner Zukunftsvision verwenden wir künftig je nach Kundenproblem eine andere Art von KI-Modell. Ich gehe davon aus, dass unsere Inhalte und unsere Expertise es uns ermöglichen werden, mit maßgeschneiderten KI-Modellen etwas Einzigartiges, Werthaltiges für unsere Kunden auf die Beine zu stellen. Für uns besteht der Sweet Spot dabei darin, das kleinste Modell zu finden, das die beste Antwort auf das Problem des Kunden bietet. Denn je kleiner das Modell, desto effizienter ist es in vielerlei Hinsicht - beispielsweise mit Blick auf Laufzeit und Kosten.

In Ihrer strategischen Ankündigung Ende 2023 sprachen Sie von einer mehrjährigen Strategie. Wie sieht die Zukunft bei Thomson Reuters aus?

Malhotra: Ich denke, wir werden in Zukunft noch schneller Produkte liefern können. Zudem wollen wir die Geschwindigkeit, mit der wir neue KI-Features entwickeln und integrieren, weiter erhöhen. Deshalb war die Investition in die Basisplattform auch so wichtig. Das wird uns für die Zukunft einen entscheidenden Vorteil verschaffen." (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.