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Wie ein CIO, ein Astronaut und ein Gründer eine Konferenz aufmischten

25.09.2015
Von Florian Kurzmaier

Verwunderung im Taxi

Nach der rundum gelungenen Eröffnungskeynote ging es im Plenum direkt mit der Zukunft des Digital Commerce, Gründen und der Rolle von mobilen Technologien für diese Felder weiter. Dafür hatte die COMPUTERWOCHE Stephan Schambach gebeten, einen Vortrag über die "Herausforderungen der Digitalisierung" beizusteuern. Mit seinem Unternehmen Intershop konnte der Gründer zu Zeiten der Dotcom-Blase ein zunächst ausgesprochen erfolgreiches Geschäft mit Software für den Online-Handel etablieren. Schambach gab exklusive Einblicke in die Anfangsjahre von Intershop.

Stephan Schambach sprach über die Herausforderungen der Digitalisierung.
Stephan Schambach sprach über die Herausforderungen der Digitalisierung.
Foto: Foto Vogt GmbH

Nach dem Ausstieg bei Intershop ging es in den USA mit Demandware weiter - mit einem neuen Geschäftsmodell. Statt eines klassischen Lizenzgeschäfts hieß es Software-as-a-Service aus der Cloud (die man 2004 noch nicht so nannte). Im Fokus der Entwicklung: Ein vollständig gehosteter Betrieb mit einheitlicher Codebasis und automatisierten Updates mit neuen Features. Warum gerade letzteres wichtig ist, brachte Schambach klar auf den Punkt: "Neue Features bedeuten im eCommerce oftmals mehr Umsatz." Und einen weiteren Vorteil einer Cloud-basierten Lösung führt Stephan Schambach an: Ist eine kritische Masse an Kunden auf der Plattform, kann es einen Netzwerkeffekt geben. Erfahrungen, die mit einem der Kunden gesammelt werden, können über Business Intelligence in die Weiterentwicklung der Plattform zurückfließen.

Inzwischen, so sagt Schambach selbst, ist er bereits wieder aus dem Aufsichtsrat von Demandware ausgeschieden, um sich einem neuen Projekt zuzuwenden. Schambach wollte noch nicht zu viel verraten, nannte aber die Trends, an denen sich das neue Vorhaben orientieren soll. Wie immer beim Jenaer Gründer geht es um den Handel. Schambach sprach von Online-Shops, neuen Payment-Ansätzen und Apps: "Die Zukunft des eCommerce", so der Gründer, "liegt in Apps. Nicht in Webbrowsern auf dem kleinen Screen." Grund dafür sei die bessere Usability. Wer beispielsweise Lieferadressen oder Zahlunsginformationen auf einem mobilen Endgerät eingeben müsse, werde sich in Apps meistens wohler fühlen als in mobilen Browsern. "Wenn es zwei Angebote gibt, responsive Design und eine App, die ordentlich gemacht ist, bevorzugen 90 Prozent der Anwender die App", behauptete Schambach.

Neben einfacher Nutzbarkeit ist ein komfortabler Payment-Dienst laut Schambach unersetzbar. Der Intershop-Gründer bezeichnete Apples Bezahldienst ApplePay, der es noch immer nicht nach Deutschland geschafft hat, als wichtigste Innovation im eCommerce der letzten Jahre - zum einen wegen der Zugänglichkeit des Bezahldienstes, zum anderen wegen der durch Tokens hergestellten höheren Sicherheit der Zahlungsinformationen. Am Ende seines spannenden Vortrags fasste Stephan Schambach seine No's (angelehnt an das Salesforce-Mantra "No Software") für die nähere Zukunft zusammen: Keine Registrierung, keine Passwörter, keine Mails, keinen Einkaufswagen im Online-Shop, kein Point-of-Sale und schließlich: kein Bargeld mehr.

Im gut gefüllten Plenum lauschten die Teilnehmer den Keynotes der Sprecher.
Im gut gefüllten Plenum lauschten die Teilnehmer den Keynotes der Sprecher.
Foto: Foto Vogt GmbH

Während einige dieser Punkte in den USA schon recht Common Sense sind, hinkt Deutschland noch hinterher. "In Deutschland führt das NFC-Payment noch zu Verwunderung", so Schambach. "Einmal musste mein Taxifahrer in der Zentrale anrufen und fragen, ob das denn alles mit rechten Dingen zugehe."